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Alois Winkler: Mit Segen zum Landeshauptmann

Fast 16 Jahre war Prälat Alois Winkler Landeshauptmann von Salzburg. Von 1897 bis 1902 und von 1909 bis 1919 stand er jeweils an der Spitze der Landesregierung. Und mit dem gebürtigen Tiroler ist am Ende des 19. Jahrhunderts erstmals ein geweihter Priester in den Chiemseehof eingezogen. Dabei setzte er nicht nur vor Ort Akzente, sondern vertrat das Kronland auch als Reichratsabgeordneter im Parlament in Wien. Vor 100 Jahren starb Winkler in der Landeshauptstadt.

Alois Winkler wurde am 7. Juni 1838 in Waidring, im Tiroler Teil der Erzdiözese Salzburg geboren. Nach seiner Schulausbildung wurde er 1863 im Salzburger Dom zum Priester geweiht. Ab 1869 war er Kooperator in der Pfarre Mittersill und engagierte sich dort bereits politisch. So gehörte er beispielsweise ab 1878 für mehr als 40 Jahre dem Salzburger Landtag an. 

Sozialpolitik im Fokus 

Als Landeshauptmann widmete sich Prälat Winkler vor allem der Sozialpolitik. Er förderte die Fürsorgeeinrichtungen des Landes und gründete 1898 beispielsweise die „Taubstummenanstalt“ (heutiger Name: Landeszentrum für Hör- und Sehbildung). 1912/13 wurde die Lungenheilanstalt Grafenhof in St. Veit im Pongau errichtet. Der Kampf gegen die durch Bakterien verursachte Tuberkulose war ein Schwerpunkt in Winklers Zeit als Landeshauptmann. 

„Außergewöhnlicher Politiker“ 

Als Historiker und Universitätsprofessor hat sich Franz Schausberger intensiv mit der Regierungszeit von Prälat Alois Winkler beschäftigt. Im Gespräch mit dem Landes-Medienzentrum (LMZ) informiert der ehemalige Landeshauptmann über das politische System der Monarchie, Winklers Wirken im Bundesland und seine Verdienste am Ende des Ersten Weltkrieges. 

LMZ: Prälat Alois Winkler war Landtagsabgeordneter, Landeshauptmann und Reichratsabgeordneter. Wie war das möglich? 
Schausberger: Das Kronland Salzburg hat erst 1861 einen Landtag bekommen. Damals wurde das Landesparlament auf sechs Jahre gewählt, und es gab noch keinen Landtagspräsidenten, geschweige denn eine Präsidentin. Der Vorsitzende des Gremiums war der Landeshauptmann – quasi in Personalunion. Prälat Winkler war auch für kurze Zeit Reichsratsabgeordneter. Diese wurden vom Landtag entsendet.

LMZ: Die Amtszeit von Alois Winkler als Landeshauptmann war für rund sieben Jahre unterbrochen. War das zu dieser Zeit üblich?
Schausberger: Es war die Entscheidung des Wählers. Salzburg wechselte in der Spätphase der Monarchie zwischen der Deutschfreiheitlichen Partei und den katholisch-konservativen Kräften beziehungsweise der Christlichsozialen Partei. So war Albert Schumacher Landeshauptmann von 1890 bis 1897 und von 1902 bis 1909. In dieser Zeit war Alois Winkler sein Stellvertreter, und umgekehrt war Schumacher der Stellvertreter von Winkler. Beide hatten ein sehr gutes Verhältnis miteinander – sowohl im Landtag als auch im sogenannten Landesausschuss, der mit der heutigen Landesregierung gleichzusetzen ist. Dieses gute Verhältnis war die Grundlage für die Konsenspolitik bis in die Erste Republik.

Franz Schausberger

In der Übergangszeit von der Monarchie zur Republik war Alois Winkler sehr bemüht, die Hungersnot in Salzburg einzudämmen und Nahrungsmittel ins Land zu bringen.

Franz Schausberger 

LMZ: Welche Aufgaben und welche Rolle hatte ein Landeshauptmann in der Zeit der Monarchie?
Schausberger: Die Zuständigkeiten waren so gut wie ausschließlich auf das Land reduziert. Beispielsweise die Landeskultur, Landesbauten, Landesstraßen, Gemeindeangelegenheiten, das Volksschulwesen sowie die Wohlfahrts- und Gesundheitsangelegenheiten. Hier war Winkler sehr aktiv. Neben der Gründung der Taubstummenanstalt sowie der Lungenheilanstalt Grafenhof in St. Veit im Pongau forcierte er den Ausbau der Landeskrankenanstalten in der Stadt Salzburg. Auch die Landwirtschaftliche Fachschule in Oberalm geht auf ihn zurück.

LMZ: Im Vergleich zu anderen österreichischen Ländern kam es in Salzburg zu keinen schweren Unruhen am Ende des Ersten Weltkrieges. Welche Rolle spielte dabei Alois Winkler?
Schausberger: In der Übergangszeit von der Monarchie zur Republik war er sehr bemüht, die Hungersnot möglichst einzudämmen und Nahrungsmittel nach Salzburg zu bringen. Es gab auch in unserem Bundesland radikale Demonstrationen, aber Winkler hat weder das Militär noch die Polizei gegen die Demonstrierenden eingesetzt. In anderen Bundesländern hat der Einsatz des Militärs die Lage zumeist dramatisch verschärft.

LMZ: Alois Winkler war kurzzeitig noch in der Ersten Republik Landeshauptmann. Warum wurde er trotz Revolution mit der Fortführung der Amtsgeschäfte betraut?
Schausberger: Alois Winkler hatte auch bei seinen politischen Gegnern ein sehr hohes Ansehen. Das war seiner konsensorientierten Politik und seinem damals schon sehr hohen Alter von rund 80 Jahren geschuldet. Vom "Revolutionslandtag" wurde er mit 33 von 34 Stimmen als Landeshauptmann bestätigt. In der neugegründeten Republik war das eine Seltenheit. Aufgrund seines hohen Alters hat er aber ab April 1919 keine politische Tätigkeit mehr ausgeführt. Einer seiner wichtigsten Mitarbeiter war der spätere Landeshauptmann Franz Rehrl, der maßgeblich die Geschichte Salzburgs in der Ersten Republik geprägt hat.

LMZ: Sie waren selbst acht Jahre Landeshauptmann. Haben Sie sich in Ihrer aktiven Politikerkarriere mit Ihren Vorgängern im Amt beschäftigt?
Schausberger: Als Historiker habe und hatte ich selbstverständlich ein großes Interesse. Während meiner Zeit als Landeshauptmann, als auch davor und danach, habe ich mich intensiv mit meinen Vorgängern befasst. Beispielsweise mit Beiträgen in Büchern oder Sammelwerken. So habe ich Schriften zu Franz Rehrl, Josef Klaus oder Albert Hochleitner verfasst. Bei Hans Lechner, Wilfried Haslauer sen. sowie Hans Katschthaler war ich nicht nur Autor, sondern auch Zeitzeuge. REP_250726_90 (msc/ )