1945 - 2025

80 Jahre Freiheit – Frieden – Demokratie

Temporäre Intervention auf der Salzburger Staatsbrücke
2. bis 9. Mai 2025

In Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren - am 8. Mai 1945 - wurde die künstlerische Beflaggung der Staatsbrücke in der Stadt Salzburg öffentlich ausgeschrieben. Es lagen 49 Einreichungen vor. Eine unabhängige Jury wählte das Konzept „Republik Raster" von Theresa Hattinger aus. Im Zeitraum von 2. bis 9. Mai 2025 werden die 12 von der Künstlerin gestalteten Fahnen entlang der Staatsbrücke präsentiert.

„Republik Raster" von Theresa Hattinger

Die Intervention „Republik Raster" beschäftigt sich mit der symbolischen und gestalterischen Kraft von Nationalflaggen – und deren möglicher Umdeutung. Ausgangspunkt ist die Frage, was geschieht, wenn Formen und Farben dieser stark aufgeladenen Zeichen in neue, unerwartete Konstellationen gebracht werden.

Die Arbeit versteht sich als formale und inhaltliche Reflexion: Staaten, Gesellschaftssysteme und Modelle des Zusammenlebens beruhen ebenso wie Flaggen auf festgelegten Strukturen. Doch auch sie sind gestaltbar, veränderbar und offen für Mitwirkung. Im Zentrum steht daher die Frage, wie sich bewahren lässt, was als wertvoll empfunden wird – und was verändert werden muss, um aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Im Rahmen der temporären Beflaggung der Staatsbrücke in Salzburg soll die bestehende Hängung – zwei österreichische Nationalflaggen an den Enden der Brücke – um sechs weitere Fahnen in der Mitte erweitert werden. Diese zusätzlichen Flaggen begreifen sich als grafische Dekonstruktion der Nationalflagge: eine spielerische Neuordnung, die zur aktiven Auseinandersetzung mit nationaler Symbolik und gesellschaftlicher Mitgestaltung anregen soll.

Zugleich verweist das Projekt auf die grundlegende Erkenntnis, dass kein System isoliert bestehen kann – es braucht Vernetzung, Wechselwirkung und Offenheit. Die Geschichte der österreichischen Flagge, deren Ursprung auf ein blutgetränktes Gewand zurückgeht, wird im Projekt bewusst positiv umgedeutet. Die gestalterische Auseinandersetzung mit dieser historischen Erzählung wird dabei zur Reflexion über Identität, Erinnerung und nationale Narrative.

Formal zurückhaltend, aber inhaltlich vielschichtig, will die Arbeit einen direkten Dialog mit den Passantinnen und Passanten eröffnen. Sie setzt bewusst auf Ambivalenz, Offenheit und Beteiligung – und versteht sich als visuelle Intervention an einem Ort, der Öffentlichkeit im besten Sinne verkörpert: einer Brücke, die verbindet.

Biografie Theresa Hattinger
Theresa Hattinger, geboren 1989 in Salzburg, ist eine österreichische Künstlerin und Designerin, die an der Schnittstelle von Sprache, Zeichen und Textilien arbeitet. Sie studierte Grafikdesign an der Universität für angewandte Kunst in Wien und lebt und arbeitet ebenda.
Ihre künstlerische Praxis ist interdisziplinär und bewegt sich zwischen unterschiedlichen Medien und Kontexten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf ortsspezifischen Installationen im öffentlichen Raum – von subtilen Eingriffen bis hin zu groß angelegten urbanen Projekten. Darüber hinaus entwarf sie Bühnenbilder für experimentelles Theater, gestaltet Editorial- und Ausstellungskonzepte, verfasste ein Kinderbuch mit und leitet im Kollektiv einen unabhängigen Ausstellungsraum in Wien. Hattingers Arbeiten wurden in Österreich, Deutschland, Kuba und Argentinien ausgestellt und sind in Sammlungen wie dem Museum für angewandte Kunst Wien, dem Land Salzburg und der Österreichischen Nationalbibliothek vertreten.
Ihre konzeptuelle Herangehensweise verbindet kraftvolle, grafische Formen und intensive Farben mit inhaltlicher Mehrdeutigkeit und einer prägnanten visuellen Sprache. Durch die bewusste Reduktion auf klare, oft typografische Elemente entstehen Arbeiten, die sowohl direkt als auch vielschichtig lesbar sind. Sie spielt mit der Spannung zwischen Klarheit und Ambivalenz, zwischen strenger grafischer Ordnung und einer poetischen Offenheit, die Raum für Interpretation lässt. Ihre Arbeiten laden Betrachterinnen und Betrachter dazu ein, über die Wahrnehmung von Zeichen und Symbolen im alltäglichen Umfeld nachzudenken und deren Bedeutungsverschiebungen zu erkunden.

Jurybegründung (auszugsweise):
Die Jury hat sich einstimmig für den Entwurf der Salzburger Künstlerin Theresa Hattinger entschieden. Ihr Konzept überzeugt durch seine klare, reduzierte Gestaltung und die stimmige grafische Umsetzung. Die Fahnen nehmen Bezug auf die österreichische Flagge, sowohl in den Farbwerten als auch in der Proportion, wodurch sie eine direkte Verbindung zur nationalen Identität und Geschichte herstellen. Während des Nationalsozialismus war die österreichische Flagge verboten und durfte erst nach der Befreiung Österreichs wiederverwendet werden. Sie wurde zum Zeichen der Freiheit und Demokratie sowie zum Hoffnungszeichen für eine bessere Zukunft.


Mitglieder der Jury
Peter Husty (Salzburg Museum), Gertrud Fischbacher (Universität Mozarteum) und Priska Riedl (Kunstuniversität Linz)

Zwei Anerkennunsgpreise
Die Jury empfiehlt weiters, Martin Koch und der bildenden Künstlerin Marion C. Höpflinger mit den Kindern vom Kultur- und Bildungsquartier KUBIQ Thalgau einen Anerkennungspreis zu verleihen, um den Mut und die Originalität bei der Einreichung dieses künstlerischen Vorhabens zu würdigen.
Besonders hervorzuheben ist bei beiden Einreichungen der kreative Ansatz, der mit einer eigenen Perspektive in die jeweiligen Entwürfe eingeflossen ist. Es beeindruckt jeweils die Wahl der Farben, da sie die Werke nicht nur ästhetisch ansprechend machen, sondern auch die beabsichtigte Thematik effektiv transportiert.

Die Fahne von Martin Koch wird im „kunstraum traklhaus" des Landes Salzburg (Waagplatz 1a) gezeigt. Das Banner von Marion Höpflinger mit den Kinderhänden, die das Plenum im österreichischen Nationalrat darstellen, wird im Kultur- und Bildungsquartier Thalgau präsentiert.