Finger aus zwei Zehen rekonstruiert

Gerald Gaitzenauer verlor durch einen Unfall beim Rasenmähen drei Finger. Christian Windhofer, Chirurg im Salzburger Unfallkrankenhaus, gelang die Rekonstruktion eines Daumens aus zwei Zehen. Der Patient kann wieder seinem Beruf als Wirbelsäulentherapeut nachgehen.

Wenn Gerald Gaitzenauer heute seine Arbeit ausübt, zeigt sich eindrücklich, was die moderne Medizin imstande ist, zu leisten. Im Sommer 2018 verlor der Wirbelsäulentherapeut durch einen Unfall beim Rasenmähen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger seiner rechten Hand. „Aufgrund der abgetrennten Gliedmaßen war der Blutverlust relativ hoch. Meine Frau hat sofort die Rettungskette aktiviert. Innerhalb kürzester Zeit wurde ich mit dem Hubschrauber ins Salzburger Unfallkrankenhaus eingeliefert und notoperiert“, erzählt Gaitzenauer. Ziel der Notoperation war es, zunächst stabile Wundverhältnisse zu erreichen, Blutungen zu stoppen und Weichteile zu verschließen. Gerald Gaitzenauer blieb 14 Tage lang im Krankenhaus, auch weil ein Hautlappen vom Oberschenkel in die recht große Wunde transplantiert werden musste.

Unfall mit schwerwiegenden Folgen

Doch nur vier Wochen nach der Notoperation begann er wieder zu arbeiten. Mit lediglich zwei verbliebenen Fingern an der rechten Hand erwies sich dies zunächst aber als schwierig. „Ich behandle Menschen, die Probleme an der Wirbelsäule haben. Dafür braucht man viel Gefühl, insbesondere auch im Daumen“, so Gaitzenauer.


Amputieren, um zu rekonstruieren

In intensiver Rücksprache mit seinem behandelnden Arzt, Dr. Christian Windhofer, entschloss sich Gerald Gaitzenauer im Laufe der Nachuntersuchungen im UKH zu einer Daumenrekonstruktion. Eine solche Operationsplanung braucht meist mehrere Wochen. „Das ist sicher eine Sache, die wohlüberlegt sein muss, weil wir die Extremitäten für die Rekonstruktion woanders entnehmen müssen und auch dies Konsequenzen für den Patienten hat. Im Vorfeld tauchen viele Fragen auf, die mit dem Patienten geklärt werden müssen, um die Behandlung gemeinsam beginnen zu können“, so Dr. Windhofer. Der Unfallchirurg sowie Plastische Chirurg ist spezialisiert auf Handchirurgie. Er nahm dem Patienten im Zuge einer neunstündigen OP anderthalb Zehen ab. Diese wurden zunächst zusammengeschlossen und schließlich mit mikrochirurgischem Gefäßanschluss als Daumenrekonstruktion an der Hand fixiert.


Ohne Therapie geht es nicht

Doch das war nur die halbe Miete, meint Dr. Windhofer: „Die chirurgische Versorgung macht etwa 50 Prozent des Ergebnisses aus, die übrigen 50 Prozent der weitere therapeutische Verlauf“ – eine Stärke des Salzburger Unfallkrankenhauses. Von der Notfallversorgung über die Planung der rekonstruktiven Eingriffe bis hin zur perfekten Nachsorge mit Ergotherapie und Physiotherapie wird hier alles unter einem Dach geboten.

„Auf die zweite OP folgten Woche für Woche intensive Ergotherapien inklusive Hausaufgaben für daheim, die ich täglich durchgeführt habe“, sagt Gaitzenauer. „Heute bin ich wieder im Berufsleben integriert – ohne Einschränkungen. Das Gefühl ist wieder zu 100 Prozent da, aber auch die Kraft im Daumen. Dadurch habe ich sehr viel an Lebensqualität zurückgewonnen.“