Autor:
Melanie Hutter,
Fotos:
Franz Wieser
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Wasser

Mehr Schutz für 45.000 Pinzgauer

60 Millionen Euro wurden in den vergangenen 20 Jahren in den Hochwasserschutz für die rund 45.000 Menschen zwischen Krimml und Zell am See investiert. Der Juli 2021 zeigte: Das reicht nicht. Rückhaltebereiche in fünf der Tauerntäler sind laut Experten alternativlos, um das Überleben einer ganzen Region zu sichern. „Ich verstehe die Ungeduld und die Sorgen der Oberpinzgauer und garantiere, dass wir 100 Prozent geben“, versichert Landesrat Josef Schwaiger.
 

​Den betroffenen Oberpinzgauern, die bei jedem Starkregen um ihr Hab und Gur fürchten, wäre der erweiterte Hochwasserschutz am liebsten gestern als heute. „Ich verstehe das und ich weiß, dass es um das Überleben einer ganzen Region geht. An die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen wir uns halten, aber ich spreche von einer Fertigstellung 2025/2026“, gibt Landesrat Josef Schwaiger den Takt vor. 

Rückhaltebereiche im Nationlapark

Von Experten verschiedenster Fachrichtungen wurden alle Möglichkeiten geprüft, auch die Alternativen wurden genau unter die Lupe genommen. Das einhellige Fazit: „Die Rückhaltebereiche in den Tauerntälern sind alternativlos. Sie würden rund sieben Millionen Kubikmeter Wasser zusätzlich zurückhalten und dann nach und nach abfließen lassen“, so Projektleiter Martin Zopp vom Land Salzburg. 

Es wurde alles geprüft, von Experten verschiedenster Fachrichtungen. Die Rückhaltebereiche in den Tauerntälern sind alternativlos, wenn diese Region weiter Lebens- und Wirtschaftsraum bleiben soll.
Landesrat Josef Schwaiger

​Die Zeit drängt

„Bei jedem Gewitter schauen wir besorgt in den Himmel“, sagt Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher aus Stuhlfelden. Mittersills Bürgermeister Wolfgang Viertler: „In Wahrheit ist niemand zwischen Krimml und Zell am See ernsthaft gegen dieses Schutzporjekt.“ Und auch die Bürgermeister von Wald und Uttendorf, Michael Obermoser und Hannes Lerchbaumer, können die Zusatzmaßnahmen kaum erwarten und drängen auf baldige Umsetzung.

Schutzmaßnahmen werden laufend optimiert

Die Zeit zwischen dem Hochwasser 2021 und den Rückhaltebereichen in den Tauerntälern wird jedenfalls genutzt. „Wir sind jedes Jahr dabei, im Taldboden das Menschenmögliche zu machen, den bestehenden Hochwasserschutz immer wieder zu adaptieren und auszureizen. Nur jetzt ist Ende der Fahnenstange“, so Martin Zopp. 20 Millionen Kubikmeter können die natürlichen und von Menschen geschaffenen Retentionsbereiche im Oberpinzgau fassen, nicht genug. „Die Tauerntäler sind die Notmaßnahme, um extreme Spitzen abzufangen, damit die Menschen im Tal bestmöglich sicher sind“, erklärt Zopp. 

Dämme fügen sich in Landschaftsbild ein

Um der Bevölkerung zu zeigen, wie die naturnahen Dämme aussehen werden, hat Martin Zopp Fotomontagen erstellen lassen – vorerst für die Standorte Krimmler Achental und Habachtal. „Man sieht nach der Renaturierung praktisch nichts und dennoch ist der Effekt sehr hoch, da wir die Topografie nutzen“, versichert Zopp. Er nennt auch das Beispiel Rauris-Hüttwinkl, wo ein Damm mit 17 Meter Höhe bereits seit mehr als 15 Jahren besteht. „Auch hier muss man wissen, dass das ein Damm ist, sonst käme man nicht drauf. In einer kleinen Hütte befindet sich dann die Technik“, erklärt Zopp. REP_230725_70 (mel)

Sicherheit; Wasser; Schwaiger; Pinzgau
Info

​Eckpunkte zum Oberpinzgau/Zeller Becken

  • 45.000 Einwohner zwischen Krimml bis Zell am See und Bruck
  • 13 betroffene Gemeinden
  • 1.237 Quadratkilometer Gesamtfläche
  • Besiedelbar: 162,8 Quadratkilometer, das sind nur 13 Prozent
  • Von einem Hochwasser etwas größer als im Sommer 2021 wären rund 2.500 Gebäude und rund 10.000 Menschen direkt betroffen, auch die Infrastruktur und landwirtschaftliche Flächen würden wieder schweren Schaden nehmen. Alleine die Pinzgauer Lokalbahn wurde in den vergangenen 20 Jahren zwei Mal wieder aufgebaut, gerade läuft der dritte Wiederaufbau – dieses Mal möglichst Hochwasser-sicher. 

Eckpunkte zum Hochwasserschutz Oberpinzgau

  • In den vergangenen 20 Jahren wurden rund 60 Millionen Euro in den Hochwasserschutz zwischen Krimml und Zell am See investiert
  • Schlüsselprojekte waren Mittersill mit 15 Millionen Euro und das Zeller Becken mit 20 Millionen Euro
  • Gesamt wurde damit ein Schaden von mehr als 250 Millionen Euro verhindert
  • Gesamtvolumen der Retentionsräume im Tal: rund 20 Millionen Kubikmeter
  • Potential der Retentionsbereiche in den Tauerntälern: rund 7 Millionen Kubikmeter
  • Die Standorte für die Rückhaltebereiche in den Tauerntälern: Krimmler Achental, Obersulzbachtal, Habachtal, Hollersbachtal, Mittersill/Bereich Hintersee und ein kleiner Bereich am Talboden bei Hollersbach