Autor:
Melanie Hutter,
Fotos:
Melanie Hutter, Gerald Valentin
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Sicherheit

Die letzten Tage der Gletscher

50 Jahre haben wir sie noch - dann sind die Gletscher in Salzburg verschwunden. Auch der Permafrost verstchüsst sich - mit fatalen Folgen für die Menschen auf den Bergen und auch im Tal. Geologe Gerald Valentin forscht seit Jahren in diesem Bereich und betont: "Mehr Wissen kann uns helfen, mit den Folgen so gut wie möglich umzugehen, denn wir werden mit den Konsequenzen leben müssen."
 

​Der wärmste Februar der Messgeschichte gefolgt vom wärmsten März der Messgeschichte und dann bereits in der ersten Aprilwoche 2024 bis zu 30 Grad in Österreich. Es wird massiv wärmer, es regnet im Sommer immer weiter hinauf, die Gletscher halten das nicht mehr lange durch. In rudn 50 Jahren werden sie in Salzburg verschwunden sein. Ein Beispiel: Alleine im Jahr 2022 haben Österreichs Gletscher im Durschnitt 30 Meter an Länge verloren, auch die Bilanz für 2023 fällt nicht besser aus. Dass sich Eis und Permafrost zurückziehen hat viele Konsequenzen für das Leben auf den Bergen - aber auch im Tal. Denn: zum Beispiel die Hochwassergefahr steigt an, exreme Ereignisse werden eher zur Regel als dass sie die Ausnahme sind.

Wir Menschen haben das zu verantworten und wir werden auch die Konsequenzen zu tragen haben.
Geologe und Alpinist Gerald Valentin, Land Salzburg

​In 50 Jahren eisfrei

Zwar ist das Verschwinden der Gletscher nicht mehr aufzuhalten, allerdings muss man sich darauf einstellen, um mit den Effekten auf Natur und Mensch leben zu können. Experten rechnen damit, dass in 50 Jahren in Österreich nur noch vereinzelte Gletscherreste vorhanden sein werden. „Wir forschen daher intensiv und fächerübergreifend. Unter anderem werden inzwischen Veränderungen der Geländeoberfläche millimetergenau per Satellit vermessen, damit wir ein Gesamtbild der neuralgischen Stellen erhalten. Spezielle Forschungsfelder befinden sich zum Beispiel beim Ödenwinkelkees oder im Obersulzbachtal im Oberpinzgau", erklärt Valentin, der hinzufügt: „Je mehr wir wissen, umso eher können wir den Lebensraum schützen."

Viel Material wird ins Tal gespült

Dazu komme laut Geologe Valentin, dass sich künftige Sommerniederschläge auf wenige, aber intensive Ereignisse konzentrieren werden und der Niederschlag nicht wie früher in hohen Lagen in Form von Schnee gespeichert wird. „Und nicht zu vergessen: viel loses Gestein bedeutet auch viel Geschiebe, das Richtung Tal gespült wird“, so Valentin. Eindrucksvolles Beispiel: Der Sommer 2023 im Talschluss von Rauris als sich eine riesige Steinlawine aus dem so genannten Pilatuskee bis ins Tal ergoss. Millionen an Kubikmetern gerieten durch den Wegfall von Eis und Frost in Bewegung - und sind es bei starkem Regen immer wieder. 

Neu: Gletscherseen im Fokus

Wo sich das Eis verabschiedet, bleiben oft Gletscherseen übrig. Ein neues Forschungsfeld, dem sich die Geologen und Hydrographen des Landes Salzburg widmen. „Wir zählen in Österreich rund 1.500 Seen im Hochgebirge. 260 von ihnen entstanden nach der kleinen Eiszeit vor 170 Jahren, als sich die Gletscher zurückgezogen und Senken im Vorfeld mit Wasser aufgefüllt haben. Bis zum Jahr 2100 werden es weitere 260 Seen sein. Dieses Thema wird uns also beschäftigen. Wir untersuchen, ob es durch einen Bruch der Seeschwelle zu schnellen Abflüssen kommen kann und welche Risiken diese bergen“, so Valentin. Keine Seltenheit, denn zum Beispiel 2011 und 2016 brach der See am Goldbergkees am Rauriser Sonnblick aus, allerdings relativ unbemerkt und ohne Schäden anzurichten.

Valentin: „Vom Menschen gemacht.“

Dass sich die Gletscher zurückziehen und Salzburgs Berge damit im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung sind, tut einem Geologen in gewisser Weise auch weh. „Ja, schon. Wir sind ja mitten drin in diesem Klimawandel und wissen, dass es kein Naturereignis ist, sondern von Menschen gemacht. Wir haben es zu verantworten und wir werden auch damit umgehen müssen. Unsere Forschung soll der Gesellschaft bei der Anpassung an die geänderten Verhältnisse helfen“, so Valentin. REP_240404_70 (mel)

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