Autor:
Martin Wautischer,
Fotos:
Melanie Hutter, Martin Wautischer, Alpenzoo Innsbruck
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Agrar/Wald

Er ist wieder da

2019 riss der Wolf in Salzburg sieben Mal Nutztiere, im Jahr davor sechs Mal. Zumeist wurden dabei Schafe und Lämmer oder auch Kälber betroffen, die Landwirte und Almbauern mehr als besorgt. Eindeutige Nachweise des Beutegreifers gab es im Bundesland bereits in den Jahren 2014 bis 2017. Die Experten sind sich einig: Der Wolf ist wieder da, sein Erscheinen ist keine Frage des ob, sondern wann und wo. Das Land Salzburg hat sich auf diese Situation vorbereitet.
 

„Der Wolf ist da, das ist eine Tatsache, es gilt für alle tragbare Lösungen zu finden“, sagt Hubert Stock, Wolfsbeauftragter der Landes Salzburg. Das Land Salzburg ist für die Rückkehr des Beutegreifers gerüstet. Mit einem 5-Punkte-Aktionsprogramm, um die traditionelle alpenländische Landwirtschaft zu schützen und auf europäischer Ebene Änderungen durchzusetzen. Intensivierter Herdenschutz, Entschädigungen, Managementplan, Wolfsbeauftragter und Verhandlungen zum Schutzstatus auf europäischer Ebene sind die Eckpunkte des Programms.

Managementplan für den Wolf

Salzburg hat als erstes Bundesland einen Managementplan für den Wolf entwickelt. „Mit diesem haben die Behörden einen Leitfaden, wie bei Rissen vorzugehen ist. Damit sind wir österreichweit Vorreiter“, betont Landesrat Josef Schwaiger. Ziel des Plans ist es ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben mit dem Wolf unter Berücksichtigung der Interessen der unterschiedlichen Landnutzer, der Bevölkerung sowie des Naturschutzes. Er umfasst auch die Definition von Problemwölfen.

Entschädigungen müssen unbürokratisch und verlässlich sein.
Landesrat Josef Schwaiger

Umfassende Unterstützung für die Bauern
Die österreichweit wegweisende Strategie Salzburgs umfasst das 5-Punkte-Aktionsprogramm sowie den Managementplan Wolf, um die traditionelle alpenländische Landwirtschaft zu schützen. Die Bäuerinnen und Bauern werden bei Herdenschutzmaßnahmen mit Hilfe von Zäunen und GPS-Halsbändern für Schafe unterstützt. Dazu kommt die Förderung für Schutzzäune in der Höhe von 80 Prozent der Anschaffungskosten, die Entschädigung bei Rissen und ein Warnsystem, das in Kooperation mit dem Salzburger Landesverbandes für Schafe und Ziegen auf die Beine gestellt wurde.

Weder die Befürworter noch die Gegner werden zu 100 Prozent ihre Interessen durchsetzen können.
Wolfsbeauftragter Hubert Stock

Nicht nur schwarz oder weiß

Wolfsbeauftragter Hubert Stock sieht seine Aufgabe darin, „eine sachliche Debatte zum Wolf zu führen. Es gibt hier oft nur schwarz oder weiß, die Wahrheit liegt aber in der Mitte“, so Stock. „Weder die Befürworter werden zu 100 Prozent ihre Interessen durchsetzen können und auch die Bäuerinnen und Bauern werden nicht zu 100 Prozent Recht bekommen. Es ist naiv zu glauben, der Wolf würde bei uns fern bleiben. Er wird kommen, denn rund um uns herum in den Nachbarländern gibt es schon zahlreiche Rudel. Hier gilt es, für alle tragbare Lösungen zu erarbeiten“, betont der Wolfsbeauftragte.

Direkte Unterstützung für Betroffene

Seine Aufgabe führt den Wolfsbeauftragten Hubert Stock durch das ganze Bundesland. Vor allem, wenn es um Wolfsattacken geht, läutet meist sein Mobiltelefon als erstes. Er organisiert, dass an sieben Tagen in der Woche Verdachtsfälle und gerissene Tiere untersucht und DNA-Proben genommen werden. Er berät auch Landwirte, wenn es um Herdenschutz und Entschädigungen geht. Am Schreibtisch und in der Praxis hat Stock den Salzburger Wolfsmanagementplan maßgeblich mitentwickelt. „Wir wollten eine Struktur schaffen, um die Konflikte in Zusammenhang mit der Rückkehr des Wolfes zu entschärfen“, betont Stock. REP_200610_30 (mw/mel)

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