Autor:
Melanie Hutter,
Fotos:
Melanie Hutter/Franz Schwaighofer
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Sicherheit

Lawinen-Profis „lesen“ den Schnee

Die rund 900 ehrenamtlichen Mitglieder der Lawinenwarnkommissionen absolvieren regelmäßig Fortbildungen - in Theorie und Praxis. Sie alle haben eine gemeinsame Mission: Die bestmögliche Sicherheit der Salzburgerinnen und Salzburger vor Lawinen, egal ob wir auf der Straße oder auf der Piste im Skigebiet unterwegs sind. Ein verantwortungsvoller „Job“, dem sich im ganzen Land Menschen mit viel Engagement und Erfahrung stellen.
 

​Matthias Kammerlander will es genau wissen. Tiefer und tiefer gräbt er sich in den Schnee, legt mit Säge und Schaufel einen Block frei, um dann mit dem Klopftest die Gleitschichten zu enttarnen. „Hier haben wir eindeutig eine instabile Schicht. Sie wirkt wie ein Gleitfilm, hier reißt die Lawine ab, wenn zum Beispiel ein Skifahrer das sensible Gebilde ,stört“, sagt Matthias, als er das Schneeprofil erklärt. Die gespannten Zuhörer sind ebenfalls Profis, erfahrene Leute der Lawinenwarnkommissionen, aber sie sind sich einig: „Dazulernen kann man immer, daher schauen wir, dass wir immer auf dem aktuellen Stand bleiben.“

Schneeprofil entlarvt“ die Gefahr

Um die Lawinengefahr bestmöglich beurteilen zu können, hilft unter anderem der Lawinenlagebericht, der tagtäglich von Experten erstellt wird, aber auch ein Blick in den Schneedeckenaufbau. „Da heißt es ein wenig schwitzen, denn es müssen alle Schichten freigelegt werden. Das Ganze ist auch ein Blick in die Entwicklung des Winters, denn man sieht Windverfrachtungen, Temperaturschwankungen, sogar den Saharastaub, falls er wieder einmal den Weg von Afrika bis nach Salzburg schafft“, so Matthias Kammerlander.


Wir müssen wichtige Entscheidungen treffen, ob zum Beispiel eine Lawinensprengung nötig ist. Manchmal auch, ob wir eine Piste oder eine Straße aufgrund der Gefahr sperren müssen. Je besser man ausgebildet ist und je erfahrener, umso besser.
Matthias Kammerlander, Lawinenwarnkommission Wildkogel, Neukirchen

Engmaschiges Netz an Experten

Es spielt also alles zusammen: Wetter, Schneefall, Wind, Regen, Gelände. Die fächerübergreifende Zusammenarbeit ist in Salzburg daher das Rezept zur größtmöglichen Sicherheit vor Lawinen. „Das Zusammenspiel der Experten vom Katastrophenschutz und uns Meteorologen der Geosphere Austria ist sehr eng und produktiv. Dazu kommen die vielen Mitglieder in den Lawinenwarnkommissionen und intensive Ausbildungen. Alles zusammen ergibt sozusagen ein fächerübergreifendes, schlagkräftiges Team, zu dem unter anderem auch die Wildbach- und Lawinenverbauung mit wichtigen Expertisen gehört“, so Michael Butschek, er leitet den Lawinenwarndienst.

Alle Regionen Salzburgs abgedeckt

900 ehrenamtliche Mitglieder der Lawinenwarnkommissionen gibt es im Bundesland Salzburg, alle 119 Gemeinden werden abgedeckt. Aufgeteilt sind sie in 95 regionale Lawinenwarnkommissionen, deren Aufgabe es ist, vor Ort die aktuelle Gefahr einzuschätzen, Sicherheit für Siedlungen, aber auch für Loipen, Wander- und Verkehrswege und andere bestmöglich zu beurteilen. Dann werden den Sicherungspflichtigen entsprechende Maßnahmen empfohlen. „Eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die eine fundierte Ausbildung erfordert. Außerdem muss das Wissen immer wieder aufgefrischt werden“, erklärt Philipp Kogler vom Katastrophenschutz des Landes, dem der amtliche Lawinenwarndienst untersteht.

Lawinen-Infos für alle in Salzburg

Die Lawinenwarnkommissionen kümmern sich um die „großen“ Dinge, wie zum Beispiel Straßen- und Pistensperren oder das geplante Sprengen von Lawinen. Doch auch jeder einzelne Salzburger profitiert von den vielen Mitgliedern in allen Regionen. „Sie ergänzen unsere Informationen für den Lawinenlagebericht, den wir täglich erstellen und jedem kostenlos zur Verfügung stellen“, so Michael Butschek. Der Lagebericht ist unbedingt notwendig für die Planung von Skitouren. REP_230118_70 (mel/grs)

Haslauer; Lungau; Pinzgau; Pongau; Sicherheit; Stadt Salzburg; Tennengau; Flachgau
Info

Lawinenwarnkommissionen in Salzburg

  • Rund 900 ehrenamtliche Mitglieder in Salzburg
  • 95 regionale Lawinenwarnkommissionen
  • Regelmäßige Ausbildungen in Theorie und Praxis
  • Enge Zusammenarbeit zwischen Wetterdienst von Geosphere Austria (ehemals ZAMG), Katastrophenschutz des Landes (amtlicher Lawinenwarndienst) und Lawinenwarnkommissionen
  • Aufgaben: Gefahreneinschätzung, um Menschenleben und auch wichtige Infrastruktur zu schützen.


Lawinenlagebericht für jedermann