Digitaler Wandel: Kommission schlägt Neuaufstellung des Bildungswesens in der EU für das digitale Zeitalter vor

Aktionsplan für digitale Bildung 2021-2027: 14 Maßnahmen sollen Erfahrungen der COVID-19-Krise für Bildung und Berufsbildung aufgreifen.

Am 30. September 2020 hat die Europäische Kommission einen Vorschlag für einen Aktionsplan für digitale Bildung 2021-2027 vorgelegt, mit dem das Bildungswesen in der EU für das digitale Zeitalter neu aufgestellt werden soll. Dem Entwurf vorangegangen war eine EU-weite Konsultation (vgl. dazu EU-Flash Nr. 119).
In dem Aktionsplan schlägt die Europäische Kommission vor, die Dynamik, die durch die schwerwiegenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Bedarf eines Digitalen Wandels der Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung entstanden ist, zu nutzen.
Die Erkenntnisse aus der COVID-19-Krise, während der plötzlich auf Fernunterricht umgestellt werden musste, sollen für die Zukunft genutzt werden.
Digitale Bildung soll nachhaltig in die allgemeine und berufliche Bildung integriert werden. Dieser Prozess sollte sich nach den Vorstellungen der EK auf moderne Lehrmethoden und Forschungsarbeiten stützen. In dem Aktionsplan werden v. a. zwei strategische Prioritäten formuliert:
  • Förderung der Entwicklung eines leistungsfähigen digitalen Bildungsökosystems
  • Ausbau digitaler Kompetenzen für den digitalen Wandel
Konkret schlägt die Kommission u.a. folgende Maßnahmen vor:
  • Aufnahme eines strategischen Dialogs mit den Mitgliedstaaten, um bis 2022 einen möglichen Vorschlag für eine Empfehlung des Rates zu den grundlegenden Faktoren für eine erfolgreiche digitale Bildung auszuarbeiten. Dazu zählen:
    • die Schließung von Konnektivitätslücken und von Lücken bei der Austattung z.B. mit Geräten (Hardware);
    • die Vermittlung von Know-how zu inklusiver Anpassung und Digitalisierung an Einrichtungen der allgemeinen und beruflichen Bildung;
    • die Unterstützung bei der Zugänglichkeit und Einsatz von Technologien für einen barrierefreien Zugang zu Online-Inhalten;
    • die Förderung eines engeren Dialogs über digitale Bildung zwischen den Interessenvertretern der Wirtschaft und den Bildungseinrichtungen in den Mitgliedstaaten;
    • die Aufforderung an die Mitgliedstaaten, auf der Grundlage bewährter Verfahren und Erfahrungen Leitlinien für die digitale Pädagogik zu entwickeln und ihre Lehrkräfte weiterzubilden.
Für Ende 2021 kündigt die Kommission einen Vorschlag für eine so genannte „Empfehlung des Rates“: Dieses Dokument, das vom Rat anschließend beraten und beschlossen wird, soll sich mit Online- und Fernunterricht für die Primar- und Sekundarbildung auf der Grundlage der Erfahrungen aus der COVID-19-Krise befassen. Weitere Maßnahmen betreffen,
  • die Entwicklung eines europäischen Rahmens für digitale Bildungsinhalte;
  • erforderlichenfalls die Förderung der Gigabit-Netzanbindung von Schulen sowie der Konnektivität in Schulen im Rahmen der Fazilität Connecting Europe (2021-2027);
  • die Nutzung von Erasmus+-Kooperationsprojekten zur Unterstützung der Pläne für den Digitalen Wandel in Primar-, Sekundar- und Berufsbildungseinrichtungen sowie in Hochschuleinrichtungen und in Erwachsenenbildungseinrichtungen (s.a. EU-Flash Nr. 133);
  • die Entwicklung ethischer Leitlinien für Lehrkräfte über die Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) und Daten für Lehr- und Lernzwecke und die Entwicklung gemeinsamer Leitlinien für Lehrkräfte und Bildungspersonal zur Förderung digitaler Kompetenzen und zur Bekämpfung von Desinformation im Rahmen der allgemeinen und beruflichen Bildung;
  • den Einsatz von EU-Instrumenten, mit denen die berufliche Weiterbildung von Lehrkräften gefördert wird, der Austausch bewährter Verfahren in Bezug auf Lehrmethoden und die Förderung des Dialogs mit der Industrie (Kompetenzagenda); hinzu kommt die Einführung eines EU-Ziels für die digitale Kompetenz von Schülerinnen und Schülern (Anhebung des Anteils der Digitalkompetenz in der Altergruppe der 13- und 14-Jährigen).
© EU / Europäische Kommission
  • die Ausweitung des Erasmus+-Angebots für digitale Praktika auf die berufliche Bildung: Mit dem Praktikumsprogramm „Digitale Chance“ sollen weitere Anreize für die Entwicklung fortgeschrittener digitaler Kompetenzen gesetzt werden;
  • die Förderung der Teilhabe von Frauen an MINT-Fächern in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Innovations- und Technologieinstitut (EIT) sowie Förderung der EU STEM Coalition zur Entwicklung neuer Hochschullehrpläne und die Errichtung einer EU-weiten Plattform für digitale Bildung, mit deren Hilfe die Zusammenarbeit und der Austausch in der digitalen Bildung auf EU-Ebene intensiviert werden sollen.

Das weitere Verfahren

Der von der Kommission vorgeschlagene Aktionsplan wird als nächstes im Europäischen Parlament und im Rat beraten. Sobald die beiden EU-Ko-Gesetzgeber den Kommissionsvorschlag billigen, soll der nun vorliegende Aktionsplan für digitale Bildung als Grundlage für eine EU-weite Zusammenarbeit und ein gemeinsames Handeln dienen, um den Digitalen Wandel im Bildungswesen dauerhaft zu etablieren.

Impressum - Europa Spezial abonnieren- Europa-Seiten des Landes