Autor:
Stefan Mayer,
Fotos:
Otto Wieser, Stadtarchiv Mühldorf
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Kultur

Als Mühldorf bei Salzburg war

Bis 1802 konnten sich die Bewohner von Mühldorf im heutigen Oberbayern mit Fug und Recht als Salzburger bezeichnen, was die Bayern wirtschaftlich und militärisch bis zur Säkularisierung vergeblich zu verhindern versuchten. Was einst Gegnerschaft war, wird am 4. September in friedlicher Absicht mit einem großen Festakt verbunden: die gemeinsame Geschichte Salzburgs und Mühldorfs. Mehr als 3.000 Salzburger Schützen und Musikanten werden bei einem großen Festakt im benachbarten Bayern dabei sein. Hier ein paar historische Daten und Fakten.
 

Das älteste Güterverzeichnis der Salzburger Kirche führt 788/90 etliche Kirchen und Besitzungen des Bistums Salzburg in der näheren Umgebung Mühldorfs an. Das Jahr 935 mit der ersten urkundlichen Nennung Mühldorfs gilt vielen als Beginn der Salzburger Zeit. Den Aufstieg zum regionalen Verwaltungszentrum und zur Stadt verdankte die Stadt am Inn dem wichtigen Handelsgut, das auch der erzbischöflichen Metropole Salzburg ihren Namen und Reichtum gegeben hat: dem Salz.

Salzhandel sorgte für Reichtum

Das strategisch bedeutende, aber exponierte Mühldorf wurde damit für Jahrhunderte zum Streitobjekt. Im Gegensatz zu den weiteren fünf erzbischöflichen Städten außerhalb des Landes in Kärnten, der Steiermark und in Slowenien, die ab dem 16. Jahrhundert unter der Landeshoheit der Habsburger standen, blieb Mühldorf stets Salzburger Landesgebiet und eine der sechs historischen Städte des Erzbistums: Salzburg, Hallein, Radstadt sowie Tittmoning und Laufen, die beide heute in Bayern liegen.

Eine Schlacht mit Folgen

700 Jahre ist es her, dass vor den Toren des Salzburgischen Mühldorf die letzte Ritterschlacht, also ohne Feuerwaffen, in Europa geschlagen wurde. Es ging um die deutsche Königskrone, als Gegner standen die Bayern den Habsburgern gegenüber, Salzburg unterstützte mit dem Habsburger Friedrich dem Schönen den Verlierer. Für Salzburg dennoch ein Nachteil mit Vorteil, denn in Folge konnte es sich die Erzdiözese politisch vom Mutterland Bayern loslösen und wurde 1328 mit eigener Landesordnung zum eigenständigen Player auf der mittelalterlichen Landkarte.

Stachel im Fleisch

Bayern empfand die Stadt stets als Stachel im Fleisch und war bestrebt, Mühldorf zu isolieren, wirtschaftlich zu schädigen und zumindest kurzzeitig zu besetzen, auch wenn es auf Dauer nicht gehalten werden konnte. Die Bewohner Mühldorfs entwickelten nicht von ungefähr eine besondere Heimatliebe und ein ausgeprägtes Sonderbewusstsein. 

Salzburgs Vorposten in Bayern

Als Salzburger in Bayern bildeten sie einen fast ständig bedrohten Vorposten der erzbischöflichen Herrschaft. Die Salzburger Zeit Mühldorfs endete 1802, als im Vorfeld der Säkularisierung des geistlichen Fürstentums Salzburg bayerische Truppen die Stadt besetzten und 1803 die bayerische Gesetzgebung eingeführt wurde.

Großer Festakt am 4. September

Das Salzburger Bewusstsein in Mühldorf ist bis zum heutigen Tag nicht erloschen, immer wieder gab es in jüngerer Vergangenheit ein Erinnern der gemeinsamen Geschichte. Am 4. September 2022 rücken wieder Salzburger Truppen - diesmal in gänzlich friedlicher Absicht - nach Mühldorf vor: Mit einem großen Festakt wird der Schlacht vor sieben Jahrhunderten gedacht. Landeshauptmann Wilfried Haslauer wird dabei die Salzburger Delegation aus 3.500 Schützen und Musikanten anführen. REP_220624_60 (sm/mel)

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