Autor:
Mario Scheiber,
Fotos:
Sophie Huber-Lachner
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Kultur

Seit 744 Jahren sind sie die Wächter von Oberndorf

Die Trommel gibt den Takt beim Exerzieren am Schopperstadel, er liegt direkt an der Salzach, vor. Alle Männer haben ihre Position bezogen. Jetzt folgen die präzisen Kommandos. Die Schützen laden ihre Gewehre und feuern aus einem Guss ihren Schuss ab. Die Anspannung legt sich, Erleichterung macht sich in ihren Gesichtern breit. „Das gemeinsame Training macht sich bezahlt. Der große Festakt anlässlich des 700 Jahre Jubiläums der Schlacht Mühldorf am Inn am 4. September kann kommen. Wir sind bereit“, freut sich der Kommandant der Oberndorfer Schifferschützen Rainer Kees. Eine Reportage über die Vorbereitungen in Oberndorf.
 

​„Wir alle fiebern diesem Tag entgegen. Eine Ausrückung mit mehr als 3.500 Salzburger Schützen ist etwas ganz Besonderes. Auch wenn wir bereits 744 Jahre auf dem Buckel haben“, schmunzelt Kommandant Rainer Kees. Die Oberndorfer Schifferschützen sind eine von 87 Kompanien und 22 Musikkapellen, die auf Einladung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer am 4. September in Mühldorf am Inn dabei sind.

Wächter der Salzach

1278, somit 44 Jahre vor der Schlacht in Mühldorf am Inn, wurden die Oberndorfer Schifferschützen gegründet. „Ihre Aufgabe war damals der Schutz der Salzachschifffahrt sowie jener von Oberndorf und Laufen. Für den Erzbischof war das weiße Gold die wichtigste Einnahmequelle, deshalb ließ er es auch bewachen“, sagt Rainer Kees und ergänzt: „Durch die Gründung im 13. Jahrhundert sind wir gleichzeitig auch der älteste Schützenverein in Europa. Und seit Generationen halten wir die Tradition und das Brauchtum bis heute hoch. Etwa das Fahren mit den Zillen auf der Salzach, das wir auch regelmäßig trainieren.“

Generationen und Familientradition

Die Oberndorfer Schifferschützen sind für einige Mitglieder weit mehr als „nur“ ein Verein. Sie sind ein Teil ihrer Familiengeschichte, wie etwa für Erich Daglinger jun.: „Ich stamme aus dem Schiffergeschlecht Edelmann. Neben meinem gibt es noch fünf weitere. Mein Vater war hier über 65 Jahre aktiv, zwölf Jahre sogar als Kommandant. Ich selbst bin seit 1976 Mitglied und auch mein Sohn marschiert seit fast 20 Jahren mit. Ich hoffe, dass eines Tages auch meine Enkerl an unsere Familientradition anschließen.“

Die Ausrückung am 4. September ist etwas ganz besonderes. Wir sind bereit.
Rainer Kees, Kommandant der Oberndorfer Schifferschützen.

Neue Mitglieder willkommen

Als Schütze engagieren kann man sich bei den Oberndorfer Schifferschützen ab 18 Jahren. Im Moment gibt es rund 40 aktive Mitglieder. „Mein Wunsch für die Garde wären rund 20 bis 25 Leute mehr. Dann könnten wir in den Uniformen aller drei Zeitepochen – der Altmannschaft, dem Mittelalter und der Neuzeit – mit je einer Fahne ausrücken“, so Rainer Kees.

Bestens im Stadtleben integriert

Die Schifferschützen sind fest in der Flachgauer Stadt verwurzelt und quasi omnipräsent. „Wir sind Oberndorf und Oberdorf sind die Schifferschützen“, betont ihr Kommandant. Öffentlichen Auftritten mit diversen Ehrenschüssen gibt es zu Fronleichnam oder dem Erntedankfest. Daneben sind die Männer auch als Wasserwehr aktiv. Zudem organisieren sie eigene Veranstaltungen. Etwa alle fünf Jahre die Piratenschlacht oder jährlich das Flussfest mit dem traditionellen Schifferstechen. REP_220810_90 (msc/mel)

Kultur; Haslauer; Mühldorf; Flachgau; Salzburg
Info

Daten und Fakten zu den Salzburger Schützen

  • Im Bundesland gibt es 110 Kompanien.
  • 56 davon sind Gewehrschützen, 43 Prangerschützen beziehungsweise Prangerstutzenschützen und elf Schützengarden.
  • Im aktiven „Dienst“ sind mehr als 6.000 Schützen, weitere rund 3.700 zählen zu den unterstützenden Mitgliedern.
  • Landes-Schützenobrist ist Josef Braunwieser aus Bergheim, seine Stellvertreter sind Anton Kaufmann sen. aus Golling und Albert Planitzer aus Tamsweg.
  • Die Bezirkskommandanten sind: Johann Brunnauer (Bezirkskommandant –Stellvertreter Flachgau; Gardekommandant), Albert Planitzer (Lungau), Hans Kirchner (Pinzgau), Franz Riepler (Pongau), Gottfried Grömer (Stadt Salzburg), Anton Kaufmann sen. (Tennengau) und Christian Stieger (Flachgau).
  • Aber nicht nur für die Verteidigung, wie etwa während des 30-jährigen Krieges oder den Befreiungskriegen, waren die Schützen wichtig. Die Prangerstutzenschützen übernahmen beispielsweise in der Frühen Neuzeit eine Art „Meldefunktion“ und informierten die Gemeinschaft über Gefahren oder zu kirchlichen Festen.