Autor:
Gerhard Scheidler,
Fotos:
kija; Lucas Kröll; Land Salzburg
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Soziales

Auch die „stummen Schreie“ hören

Es gibt eine Vielzahl an Ursachen für Gewalt. Genauso vielfältig sind die Gründe, warum Gewalt oft im Verborgenen bleibt. Vor allem Kinder senden oft versteckte Signale aus, die Hilfeschreie sind stumm. Diese zu erkennen, kann oft der erste wichtige Schritt sein, denn die betroffenen Kinder brauchen Fürsprecher.
 

Tatsächlich bleibt Gewalt gegen Kinder laut Studien oftmals im Verborgenen, weil die Täterinnen und Täter häufig die Menschen sind, die Kinder eigentlich beschützen sollten. Aufgrund ihrer emotionalen Abhängigkeit von den unmittelbaren Bezugspersonen kommen Kinder, die häusliche Gewalt erleben, in einen Loyalitätskonflikt, wie Experten betonen. Die Opfer tragen dann belastende Geheimnisse, Scham- oder Schuldgefühle. Nur selten sind Verletzungen - körperlich und auch seelisch - auf den ersten Blick sichtbar.

Stilles Leiden

Der Weg vom stillen Erdulden bis zur aktiven Hilfesuche ist zumeist sehr lang. Kinder senden oft indirekte Signale aus, um auf ihr Leid aufmerksam zu machen. Wichtig ist es also, auch die „stummen Schreie“ zu hören. Dabei ist es nicht einfach, die verschlüsselten Botschaften zu erkennen. Die Reaktionen hängen unter anderem von der Persönlichkeit und Erfahrungen ab.

Verdachtsfälle melden

Deshalb ist es umso wichtiger, dass Hilfe von außen kommt. Hat jemand einen Verdacht, soll jedenfalls die Behörde verständigt werden. „Verdachtsfälle können auch anonym bei uns gemeldet werden. Unsere geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen jeder Meldung nach“, erklärt Hannes Herbst von der Kinder- und Jugendhilfe der Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung.

Verdachtsfälle sollen jedenfalls gemeldet werden. Das geht auch anonym.
Hannes Herbst, Kinder- und Jugendhilfe

Mögliche Signale und Symptome

Kinder reagieren oft mit Aggression, Rückzug oder Teilnahmslosigkeit oder können sich auch unauffällig verhalten. Verletzungen wie zum Beispiel Blutergüsse oder Quetschwunden, psychosomatische Beschwerden, Kopf- und Bauchweh, selbstverletzendes Verhalten, Essstörungen, Schulprobleme und andere Signale können als Symptome gewertet werden. Zugegeben: Diese können natürlich aber auch durch andere Problemsituationen des Kindes hervorgerufen werden, doch es gilt immer, aufmerksam zu sein.

Kreislauf der Gewalt

Neben den unmittelbaren Auswirkungen führen wiederkehrende Gewaltsituationen und chronischer Stress zu langfristigen gesundheitlichen Folgewirkungen bei Betroffenen. Sie reichen von körperlichen und psychischen Erkrankungen bis hin zu Suizidgedanken oder gar -versuchen. Sie erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder selber zu Gewalttäterinnen und -tätern werden. „Daher ist es wichtig, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen“, sind sich die Experten einig. REP210625_50 (grs/mel)

Soziales; gewaltfrei
Info

Kampagne „Gewaltfreie Erziehung

Start:
28. Juni 2021

Auftraggeber:
Land Salzburg, Kinder- und Jugendhilfe, kija - Kinder- und Jugendanwaltschaft

Ziele:

  • Stärkung des Bewusstseins über das Thema in der Öffentlichkeit
  • Information und Aufklärung
  • Prävention und Hilfe für Betroffene mit Aufklärung, Tipps und Kontakten
  • Kinder und Jugendliche verstärkt über ihre Rechte informieren

Botschaften:

  • Aufklärung, wo Gewalt beginnt und dass Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Österreich verboten ist, egal ob psychisch oder physisch
  • Widerlegung hartnäckiger Mythen wie die umgangssprachlich verharmloste „g'sunde Watschn, „Wer nicht hören will, muss fühlen, „Eine Ohrfeige hat noch niemandem geschadet oder „Wenn du nicht brav bist, dann hab' ich dich nicht mehr lieb
  • Hilfreiche Tipps und Kontakte für herausfordernde Situationen mit Kindern und für Personen, die Gewalt an Kindern beobachten

Zielgruppen:

  • Kinder und Jugendliche
  • Eltern
  • die breite Öffentlichkeit
  • mitteilungspflichtiges Fachpersonal wie zum Beispiel aus den Bereichen Medizin und Pädagogik