Autor:
Gerhard Scheidler,
Fotos:
Lucas Kröll; kija; Grafik Land Salzburg; Land Salzburg
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Soziales

Studie: Zu wenig Wissen über Gewaltverbot

Wie ist es um die Kenntnisse der Salzburgerinnen und Salzburger zum Recht auf gewaltfreie Erziehung bestellt? Was wissen die Menschen darüber und was nicht? Eine aktuelle Studie zeigt ein sehr gemischtes Bild. Zwar wissen 92 Prozent, dass schwere körperliche Gewalt verboten ist. Immer weniger wissen darüber Bescheid, dass jede Form der Gewalt in der Erziehung verboten ist. Die Kampagne „Gewaltfreie Erziehung“ von Land und kija Salzburg soll nun verstärkt aufklären.
 

Immerhin 92 Prozent der befragten Bevölkerung in Salzburg wissen zwar, dass schwere körperliche Gewalt verboten ist. Bei leichteren Formen der physischen Gewalt nimmt dieser Wert jedoch stark ab. Da die Zahlen verglichen mit der Referenzstudie aus dem Jahr 2014 leicht rückläufig sind, ist davon auszugehen, dass das Wissen darüber, dass jede Form der Gewalt in der Erziehung verboten ist, zurückgeht. Für 31 Prozent der Befragten ist das Gewaltverbot gänzlich unbekannt. Fast zehn Prozent glauben, dass Schläge mit harten Gegenständen oder eine Tracht Prügel nicht verboten sind. Ziel ist eine Gesellschaft, die sich zum Grundsatz der gewaltfreien Erziehung bedingungslos bekennt.

Schellhorn: „Kinder brauchen Vertrauen.“

„Wir wollen Betroffenen helfen, indem wir zeigen, dass es schnelle Hilfe und Prävention gibt, damit es erst gar nicht zu Gewalt in der Erziehung kommt. Wir zeigen auf, wo Gewalt beginnt und dass Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, egal ob psychisch oder physisch, in Österreich absolut verboten ist. Die umgangssprachlich verharmloste ‚g'sunde Watschn‘ ist ebenfalls verboten und leider noch immer nicht aus dem Handeln von Eltern verschwunden“, sagt Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn.

Holz-Dahrenstaedt: „Eines der wichtigsten Kinderrechte.

Und Andrea Holz-Dahrenstaedt von der kija – Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg betont: „Schutz vor Gewalt ist eines der wichtigsten Kinderrechte. Jede Gewaltanwendung ist ein Angriff auf seine Würde und zerstört das Vertrauen in sich selber und in die Beziehung zu anderen Menschen. Daher braucht es neben Hilfsangeboten Bewusstsein für diese Rechte und Wissen über die negativen Folgen, wenn sie verletzt werden.

Schutz vor Gewalt ist eines der wichtigsten Kinderrechte.
Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt
Jedes Kind braucht Menschen, denen es sich anvertrauen kann.
Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn

Realitycheck: Erziehungsverhalten in Salzburg

Land Salzburg, kija und Kinderschutzzentrum gaben dazu 2019 eine Studie in Auftrag, mit aufrüttelnden Ergebnissen: 51 Prozent, also mehr als die Hälfte, gehen davon aus, dass eine leichte Ohrfeige erlaubt ist. Für 24 Prozent schadet die sogenannte „g'sunde Watschn nicht. Nur ein Drittel (34 Prozent) denkt, dass auch ein Klaps auf den Hintern verboten ist. Mehr als die Hälfte der Befragten bekamen in der Kindheit selber Ohrfeigen oder wurden von den Eltern beschimpft oder angeschrien. Für 30 Prozent ist es verständlich, dass einem „die Hand ausrutscht, wenn Kinder lästig sind. Aber auch das ist verboten.

Auch psychische Gewalt ist verboten

Noch weniger bekannt ist, dass auch psychische Gewalt in Österreich vom Gewaltverbot umfasst ist. Dies wird in der Umfrage nur von jedem und jeder Dritten als verbotene Form der Gewalt gesehen. Dazu zählen zum Beispiel Anschreien, Drohen, Herabwürdigen, Essensverbote und Ähnliches. 71 Prozent der Altersgruppe bis 29 Jahre haben selber psychische Gewalt erfahren. Diese gaben an, gedemütigt worden zu sein oder jemanden zu kennen, der betroffen war. 62 Prozent dieser Befragten wurden selber vernachlässigt oder kennen jemanden, der diese Form der Gewalt erfahren musste.

Kampagne zur Stärkung der Kinder

Eine neue Kampagne ruft nun die Bevölkerung zu mehr Achtsamkeit und Zivilcourage auf. „Wir helfen Betroffenen, indem wir zeigen, dass es schnelle Hilfe und Prävention gibt, damit es erst gar nicht zu Gewalt in der Erziehung kommt. Wir zeigen auf, wo Gewalt beginnt und dass Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, egal ob psychisch oder physisch, in Österreich absolut verboten ist, informiert Schellhorn. Und weiter: „Kinder und Jugendliche haben das Recht, bei uns in Salzburg angst- und gewaltfrei aufzuwachsen. Dafür braucht es diese Bewusstseins-Kampagne.  REP210625_50 (grs/mel)

Soziales; Schellhorn; gewaltfrei
Info
Studie „Gewaltverbot in der Erziehung

Im Jahr 2019 wurde vom Land Salzburg, der Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) Salzburg und dem Kinderschutzzentrum eine Studie zum Thema „30 Jahre Gewaltverbot in der Erziehung in Auftrag gegeben. 
Zielgruppe waren neben der Wohnbevölkerung ab 18 Jahre auch Kinder zwischen zehn und 14 Jahren.

Die Fragen betrafen vor allem
  • Erfahrungen in der eigenen Erziehung,
  • die persönliche Haltung,
  • Kenntnisse zu verbotenen und erlaubten Erziehungsmaßnahmen,
  • mögliche Gründe für Gewalt in der Erziehung,
  • die eigene Betroffenheit oder eigene Wahrnehmungen,
  • das Wissen über das Gewaltverbot und Kinderrechte.
Es handelt sich um eine Folge-Studie zu einer ersten Erhebung, die 2014 durchgeführt wurde.