Autor:
Martin Wautischer,
Fotos:
Großglockner Hochalpenstraßen AG
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Tourismus

Vom Saumpfad zum Welterbe

Schon vor 3.500 Jahren wagten Menschen den Weg über das 2.504 Meter hohe Hochtor zwischen Salzburg und Kärnten. Kelten und Römer nützten die kürzeste Nord-Süd-Verbindung über die Alpen vorwiegend, um Handel zu treiben. Plötzliche Wetterumschwünge und der beschwerliche Weg über den Alpenpass kosteten so manches Leben. Heute befindet sich hier die Großglockner Hochalpenstraße, die Denkmal, Symbol, Touristenmagnet und vielleicht auch bald Unesco-Welterbe ist.
 

Am 3. August 1935 wurde die Großglockner Hochalpenstraße mit einem großen Fest eröffnet. Dem voran gingen fünf Jahre Bauzeit, die keineswegs frei von Schwierigkeiten finanzieller und technischer Natur waren. Es war ein identitätsstiftendes Projekt für das noch junge Österreich nach dem Ende der Habsburgerzeit. In einer Zeit der Arbeitslosigkeit wurden tausende Jobs geschaffen, der Fremdenverkehr steckte noch in seinen Kinderschuhen und die wirtschaftliche Lage im Land war denkbar schlecht. Die Mautgebühren sollten Geld in die leeren Kassen spülen.

Identität stiftendes Projekt mit Langzeitwirkung

Der damalige Bundespräsident Wilhelm Miklas brachte bei der Eröffnung die Symbolik dieses Baus in einem Satz auf den Punkt: „So ist die neue Großglocknerstraße zum Symbol geworden für einträchtiges Zusammenwirken in unserem Volk, zum Symbol österreichischen Schaffens und zielbewusster Aufwärtsentwicklung unseres Vaterlandes.“ Wie bedeutend die Straße für die Geschichte des Landes ist zeigt auch, dass sie im Jahr 2015 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Sie ist damit das größte Denkmal Österreichs. 2017 wurde die Strecke von der Republik zum materiellen UNESCO-Welterbe nominiert, das Verfahren läuft derzeit.

Der sensible Umgang mit der herrlichen Landschaft und den geschichtsträchtigen Gebäuden zeigt, dass wir auf dem besten Weg vom Nationalen Monument zum Weltkulturerbe sind.
Landeshauptmann Wilfried Haslauer

Franz Wallack meisterte Herkules-Aufgabe

Bei den Bauarbeiten wurde eine bronzene Römerstatuette des Halbgottes Herkules gefunden. Die Götter sollten also die Menschen auf diesem gefährlichen Weg beschützen. Franz Wallack, der Planer der Hochalpenstraße, sorgte mit seiner technischen Meisterleistung dafür, dass dieser ehemalige Handelsweg seit 1935 gefahrlos befahren werden kann. Er analysierte bereits 1925 alle wichtigen Passstraßen Europas und es folgten fünf weitere Jahre der Planung. Gebaut wurde von 1930 bis 1935, wobei nur in 26 Monaten davon gearbeitet werden konnte. Wallacks technische Leistung zählt zu den bedeutendsten historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts. Er konstruierte auch die bekannten Wallack-Rotationspflüge die seit 1953 bei der Schneeräumung zum Einsatz kommen und noch heute in Verwendung sind.

Durch Motorisierung zum Besuchermagnet

Die Nord-Süd-Verbindung über die Alpen verdankt ihren Erfolg nicht dem Warenverkehr. In den 1950ern, den Wirtschaftswunderjahren, konnten sich mehr und mehr Menschen ein Auto leisten, es wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Straße wurde ausgebaut und verbreitert, Gastronomie, Übernachtungsmöglichkeiten und Parkplätze entstanden. Dazu Ausstellungen, Wanderwege, ein umfassendes touristisches Angebot. Über die Jahre entstand so eines der beliebtesten Ausflugsziele Österreichs mit rund 900.000 Besuchern pro Jahr.

Die Großglockner Hochalpenstraße ist die Visitenkarte des alpinen Österreich in der Welt.
Grohag-Vorstand Johannes Hörl

Traumhafte Landschaft für jedermann erreichbar

Der Konstrukteur Wallack war auch ein Naturliebhaber und trassierte die Straße so, dass sie sich harmonisch in die Landschaft einfügte. Die nachhaltige Errungenschaft war jedoch, dass er eine der schönsten hochalpinen Landschaften der Welt für alle zugänglich machte. Heute führt die Alpenstraße wie ein sanftes Band mitten in das Herz des 1983 in Salzburg gesetzlich verankerten Nationalparks Hohe Tauern. Bei der Fahrt von Fusch-Ferleiten bis zur Franz-Josefs-Höhe durchquert man vier Klimazonen mit der jeweils entsprechenden Pflanzen- und Tierwelt. Das entspricht einer Fahrt von Salzburg nach Spitzbergen.

Das Beste aus allen Welten

Die Großglockner Hochalpenstraße vereint für ihre Besucherinnen und Besucher auf 48 Kilometern unterschiedlichste Welten. Sie führt durch von Menschen gemachte Kulturlandschaft, unberührter Natur des Nationalparks Hohe Tauern, beeindruckende Flora und Fauna sowie zu atemberaubenden Panoramen. Sie ist Symbol, seit 2015 das größte Denkmal Österreichs und in einigen Jahren vielleicht auch Weltkulturerbe. Nicht nur Touristen aus aller Welt zieht sie magisch an auch Sportler nutzen sie mit Begeisterung aber auch Respekt.

Haslauer; Pinzgau; Tourismus
Info
  • Planung der Straße: 1925 bis 1930
  • Baubeginn: 30. August 1930
  • Reine Bauzeit: 26 Monate
  • Erste Fahrt auf der Straße: 1934
  • Eröffnung 3. August 1935
  • Seit 2015 unter Denkmalschutz und 2017 Antrag auf Unesco Welterbe
  • Länge: 48 km
  • 36 Kehren
  • Vier Klimazonen
  • Höchster Punkt: Edelweißspitze, 2.504 m
  • 900.000 Besucher pro Jahr