Autor:
Martin Wautischer,
Fotos:
Martin Wautischer
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Agrar/Wald

Lebens(wunder)mittel Hanf

Innovation und Kreativität beim Lebensmittelhandwerk wird in der praktischen Ausbildung an der Landwirtschaftlichen Fachschule Bruck groß geschrieben. Schülerinnen und Schüler entwickeln und produzieren gemeinsam im Unterricht eine breite Palette an Produkten, veredeln Blüten und Samen der Kulturpflanze Hanf.
 

​In den modernen Verarbeitungsräumen der Landwirtschaftsschule Bruck (LFS) ist schon am Vormittag Hochbetrieb. Joghurt wird abgefüllt, Milch zu Käse verarbeitet, Topfen mit Gewürzen veredelt, Brotteig geknetet und Bierflaschen für die Abfüllung vorbereitet. Die Grundzutat überrascht, weil oft unterschätzt und falsch interpretiert: Hanf. Dabei stellt sich die vielseitige Pflanze als wahres Lebens(wunder)mittel heraus. Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin E, B-Vitaminen und allen neun essenziellen Aminosäuren machen ihn zum „Superfood“.

Veredelung von Nischenprodukten

Brot, Butter, Käse, Honig und sogar Bier, alles mit Hanfsamen, -mehl oder Blüten verfeinert, stellen die Burschen und Mädchen in den modernen Verarbeitungsräumen in Bruck her – die Rohstoffe werden in Bruck produziert. „Damit wollen wir die Innovationsfähigkeit der jungen Leute fördern und sie inspirieren, sich auch im eignen Betrieb auf neue Produkte zu spezialisieren, so Fachlehrerin Erika Kendlbacher. „Ich bekomme so viele Ideen für zu Hause mit, die wir im eigenen Gasthaus und der Zimmervermietung umsetzen können, erklärt Viktoria Auer aus der zweiten Klasse.

Kreative Milchprodukte und Backwaren

Mit großem Eifer zaubern die Schülerinnen beispielsweise ein Joghurt mit Hanfmüsli, Mozarella mit Hanfsamen und viele weitere Milchprodukte. Anna Innerhofer aus der zweiten Klasse knetet Hanfmehl in einen Brotteig „weil das dem Brot eine besondere Farbe gibt. „Und gesünder ist es dann auch, betont Schulfreundin Anna Hollaus. Im Ofen backen während dessen bereits Weckerl und Zöpfe und verströmen dabei das angenehme Aroma der alten Kulturpflanze. 


Ich bekomme im Unterricht viele Ideen für zu Hause mit, die wir dort auch umsetzen können.
Viktoria Auer, Schülerin LFS Bruck

Hanfbier mit eigenem Hopfen

Der erste Hinweis aufs Bierbrauen im Unterricht an der Landwirtschaftsschule ist das Klingen der Flaschen, die für die Abfüllung gewaschen werden. Der Gerstensaft wird hier zum Hanfsaft. „Wir ersetzen einen Teil des Hopfens mit Hanfblüten, das ist gut für den Geschmack, sagt Daniel Nothdurfter aus der dritten Klasse und Fachlehrerin Anna Schwaiger betont, dass „wir sogar den Hopfen und den Hanf auf einem Versuchsfeld selbst angebaut haben.

Rohstoffe vom eigenen Betrieb

Aufmerksam auf die vielfältigen Möglichkeiten mit Hanf Lebensmittel zu verfeinern wurde Fachlehrerin Erika Kendlbacher bei einer Exkursion zu einem Hanfbauern in Osttirol. „Anfangs wollte ich den Hanf für neue Milchprodukte und Käsesorten verwenden. Dann sind nach und nach Kolleginnen und Kollegen mit weiteren Vorschlägen auf mich zugekommen. Jetzt ist es eine ganze Palette an Spezialitäten geworden, die wir im Praxisunterricht herstellen“, so die Fachlehrerin begeistert.

Schule fürs Leben

369 Schülerinnen und Schüler sind derzeit an der landwirtschaftlichen Fachschule Bruck. Seit fast 100 Jahren – 2024 wird das runde Jubiläum gebührend gefeiert – werden im Pinzgau praxisnah junge Salzburgerinnen und Salzburger ausgebildet. Immer auf die Zukunft ausgerichtet und mit dem Blick auf Innovation. „Es stimmt schon was man hier so sagt, es ist eine Schule fürs Leben, bringt es Viktoria Auer aus der zweiten Klasse auf den Punkt. REP_230102_30 (mw/mel)


Agrar/Wald; Pinzgau; Schwaiger
Info

Eckpunkte zur LFS Bruck:

  • Schüler: 369
  • Zusätzlich besuchen derzeit 14 Schüler die Landwirtschaftliche Fachschule für Erwachsene. 
  • Mitarbeiter: 73, davon 52 Lehrkräfte
  • Fachrichtungen: Betriebs- und Haushaltsmanagement und Landwirtschaft
  • Besonderheit: In der Fachrichtung Betriebs- und Haushaltsmanagement gibt es die Möglichkeit, eine Ausbildung zur Pflegeassistenz zu absolvieren.
  • Seit 2008 wurden rund 24 Millionen Euro am Standort investiert. Mit der Errichtung der Metzgerei und der Sanierung des Bauernhauses mit einem Volumen von rund 4,8 Millionen Euro finden diese Investitionen zum 100-Jahre-Jubiläum der Schule 2024 ihren Abschluss.
  • Die eigene Bio-Landwirtschaft hat 80 Rinder, zwei Pferde, zwei Mutterschweine, 15 Mutterschafe, vier Ziegen und 20 Hühner.
  • Bewirtschaftet werden 21 Hektar Grünland, rund ein Hektar Ackerfläche (dort wird Silomais angebaut) sowie die 634 Hektar große Piff-Alm in Fusch an der Großglocknerstraße. Dort verfügt die LFS Bruck über 42 Hektar Eigenwald.
  • An der Schule gibt es zwei Lebensmittelautomaten. Dort können, in Kooperation mit anderen Betrieben, Milch, Wurst, Käse oder Fleisch frisch gekauft werden.
  • Kooperation mit dem Caritasdorf St. Anton: Einmal pro Woche kommen Menschen mit besonderen Bedürfnissen an die LFS und arbeiten nach ihren Möglichkeiten mit den Schülern in der Landwirtschaft mit.