Nahezu geräuschlos und bedächtig nähert sich ein futuristisches
Vehikel in hippem Frühlingsgrün. Die ersten Fahrgäste warten schon. Ein
Fingerdruck auf den Türöffner, dann fällt der Blick auf zwei Sitzbänke und
Haltestangen. Lenkrad und Fahrer sucht man vergeblich. Ihre Rolle übernimmt der
Prozessor im Innenleben des Fahrzeugs. Willkommen im Digibus! Willkommen bei
der Testfahrt!
Übung macht den Meister
Die landeseigene Forschungsgesellschaft Salzburg Research
untersucht Methoden, Technologien und Modelle für den zuverlässigen und
verkehrssicheren Betrieb von automatisierten Fahrzeugen im Personennahverkehr.
Erforscht wird, wie sie zu Zubringern in einem regionalen Mobilitätssystem
werden können.
Otmar Essl aus Hallein, Franziska Höllbacher, Adnet, Philipp
Werr aus der Landeshauptstadt waren im vergangenen September beim ersten
fahrerlosen Shuttletest auf dem Salzburgring dabei. „Aufs erste völlig neu und
auch eigenartig, ohne Fahrer unterwegs zu sein, aber man gewöhnt sich schnell
daran“, so das Fazit der Testpassagiere.
Faktor Mensch
„Wir testen vier Szenarien“, erläutert Karl Rehrl von
Salzburg Research, der mit seiner Kollegin Cornelia Zankl das Digibus Austria-Projekt
leitet. Dazu gehören ein technischer Defekt und eine Situation, in der mehr als
die im Bus möglichen sechs Personen mitfahren wollen. „Hauptziel ist es, zu
erfahren, wie sich die Passagiere fühlen. In abgesperrten Bereichen meistert
der Digibus schon alle diese Anforderungen, auf öffentlichen Straßen, also im
normalen Verkehrsgeschehen, wird das aber noch Jahre dauern“, bremst Rehrl
Erwartungen für einen Einsatz in naher Zukunft.
Sicherheit geht vor
Beim Test auf dem abgesperrten Salzburgring steht die
Sicherheit an oberster Stelle. Supervisor Simon Gröchenig achtet in einer
Leitzentrale darauf, dass der selbstfahrende Bus nicht vom programmierten Weg
abkommt. Ziel ist es, in Zukunft ganze Flotten von autonomen Fahrzeugen von
einer Stelle aus zu überwachen.
Eine spannende Entwicklung, die uns die Mobilität von morgen zeigt.
Landesrat Stefan Schnöll
Zukunftspotenzial als Zubringer
Verkehrslandesrat Stefan Schnöll hat die „ersten Schritte
ganz alleine“ ebenfalls live an Bord miterlebt. Seine Zukunftsvision: „Die
Erkenntnisse sind für den öffentlichen Nahverkehr aufschlussreich, weil hier
konsequent an der Wirklichkeit erprobt wird. Wenn er voll ausgereift ist, kann
der Digibus als Zubringer zu den Hauptlinien in Außenbereichen von Siedlungen
wertvolle Aufgaben übernehmen.“
Koppl-Shuttle mit Fahrplan
Im Mai kommt eine neue Generation an selbstfahrenden Bussen
in den Praxistest, diesmal als echter Zubringerbus vom Koppler Ortszentrum zur
Linie 150 zwischen Salzburg und Bad Ischl. „Die Sensorik im Shuttle ist nochmals
verbessert worden. Wir testen im Sommer erstmals mit echtem Fahrplan“,
skizziert Projektleiterin Zankl den weiteren Weg. Ein „Operator“ muss mit an
Bord sein, denn das Digibus-Shuttle ist in der Flachgauer Gemeinde auf
öffentlichen Straßen unterwegs. Es wird noch einige Zeit dauern, bis der
selbstfahrende Bus das schützende Nest seiner Betreuer verlässt und ganz allein
auf große Fahrt gehen kann. REP_200314_61 (sm/mel)