"Der Stöpsel wurde dort oben durch das Unwetter gezogen", sagt Geologe Gerald Valentin, Experte des Landes Salzburg. Er verschaffte sich kurz nach dem Unwetter am Fuße des Sonnblicks einen Überblick - aus der Luft im Polizeihubschrauber und "ich habe mich auch absetzen lassen, um diese enormen lockeren Mengen an losem Geröll aus der Nähe zu untersuchen", so Valentin.
Riesige Geröll-Lawine - und es lauert noch mehr
Die Verwüstungen, die der Starkregen und das Unwetter am 28. Juli im Raurisertal hinterlassen haben, lassen selbst den erfahrene Experten staunen. „Das ist sicher etwas, was man nicht alle Tage sieht. Der Ursprung des Übels war das so genannte Pilatuskar am Fuße des Sonnblicks, das praktisch komplett eingebrochen ist und eine tiefe Rinne hinterlassen hat. Mehrere hunderttausend Kubikmeter Geröll und Gestein haben sich sozusagen weiter unten ergossen, zirka 24 Hektar groß ist diese Mure“, erklärt Gerald Valentin vom Landesgeologischen Dienst und weiter: "Neben den extremen Niederschlagsmengen führe ich das auch auf unter dem Schutt abschmelzende Reste des Pilatuskees und auftauenden Permafrost zurück. Jetzt ist es als ob man einen Stöpsel gezogen hätte, da ist noch mehr als eine weitere Millionen Kubikmeter in Bewegung."
Raurisertal wird zum Forschungsgebiet
Die Landesgeologen beobachten den Bereich genau, derzeit sind laut Experten keine Siedlungen und damit Menschen direkt bedroht. „Es ist nur so, dass bei jedem weiteren Regen, dieser Bereich in Bewegung geraten wird. Man sieht, dass das im Kar verbliebene Lockermaterial extrem labil ist und leicht mobilisiert werden kann“, so Valentin und weiter: „Aufgrund der hohen Dynamik dieser Prozesse werden wir den von der Mure betroffenen Talbereich für die Zukunft wohl der Natur überlassen müssen.“ Und nicht nur Geologen interessieren sich für den Bereich. Auch andere Experten erhoffen sich vom Beispiel Kolm Saigurn Erkenntnisse, wie sich der Klimawandel auf unsere Berge und auch Sicherheit auswirken wird. REP_230908_70 (mel)