Autor:
Andreas Thomasser,
Fotos:
Andreas Thomasser
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Natur

Die Tricks des Sonnentaus

Um Moore und Sümpfe ranken sich seit jeher Geschichten von Moorgeistern, Irrlichtern und anderen unheimlichen Erscheinungen. Diese Lebensräume boten kaum Möglichkeit, Nahrungsmittel anzubauen oder die Flächen zur Viehzucht zu nützen. Daher wurden diese Relikte aus der Eiszeit von uns Menschen eher gemieden, aber die Flora und Fauna passte sich perfekt an, wendete allerlei Tricks an und blieb weitgehend unverändert erhalten. So wie der Sonnentau.
 

​Nachdem jedoch der vielerorts vorhandene Torf als Brennstoff und auch als Einstreu oder zur Lockerung der Gartenböden Verwendung fand, begann man unzählige Moore zu nutzen und zu entwässern. Auch musste man in der Zeit nach den Kriegen zusätzliche landwirtschaftlich nutzbare Flächen schaffen, um die Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherzustellen. Viele Feuchtflächen wurden trockengelegt und umgewandelt. Die Pflanzen und Tiere der Moore sind daher nicht nur Spezialisten, viele von ihnen wurden extrem selten und sind in ihren Beständen bedroht.

Fleischfresser aus Not

Eine ganz besondere Gruppe stellen die vier heimischen Sonnentauarten dar. Die hochspezialisierten Pflanzen erhielten ihren Namen aufgrund der scheinbaren Tautröpfchen an ihren Blättern. Diese sind aber eine klebrige Fangflüssigkeit, die kleine Insekten anzieht. Sie bleiben in den Tentakeln kleben und verfangen sich bei jeder Bewegung mehr und mehr. Zum Fleischfresser wurde dieses Kraut, da die Moorböden den Pflanzen nur wenig Nährstoffe bieten. So bezieht das Sonnentau seinen Stickstoffbedarf von den gefangenen Kleinstlebewesen. Im Volksmund wird diese Pflanze auch Sintau bezeichnet. Aber auch unter dem Namen Bullenkraut war es so manchen kundigen Bauern bekannt.

Aphrodisiakum für Bullen

Die Sonnentauarten sollten laut Kräuterkundigen den Bullen als Aphrodisiakum dienen. Heutzutage ist diese Anwendung genauso wie der Gebrauch der Pflanze als traditioneller Farbstoff für die Farbe Purpur vergessen. Zum einen ist dies natürlich gut, weil dadurch die Bestände dieser geschützten Pflanze durch Wildsammlung nicht noch drastischer beeinflusst werden. Zum anderen hatte dies aber auch den Nachteil, dass man die Standorte dieser Pflanzen zu wenig beachtete.

Wirksames Mittel gegen Husten

Heutzutage wird Drosera, so der wissenschaftliche Gattungsname, in erster Linie als hochwirksame homöopathische Arznei gegen Husten, auch Keuchhusten, angewendet. Angeblich wurde früher beobachtet, dass Schafe, die auf moorigen und mit Sonnentau bewachsenen Böden weiden, oft unter heftigem Husten litten, an dem sie letztendlich dahinsiechten.

An sonnigen Morgenstunden die Natur beobachten

In einigen der Salzburger Schutzgebiete kann man dieses Pflänzchen beobachten. So finden sich am Rande von Wanderwegen zum Beispiel beim Weidmoos in Lamprechtshausen oder auch direkt neben dem Rundwanderweg im Wasenmoos in Mittersill Standorte der rundblättrigen Art. Bei der Beobachtung der Fangblätter findet man gelegentlich sogar größere Insekten, wie zum Beispiel Libellen. REP_200703_50 (grs/mel)

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