Autor:
Gerhard Scheidler,
Fotos:
Grafik Land Salzburg; Land Salzburg; Forum Familie; Lucas Kröll
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Soziales

Tipps für eine gewaltfreie Erziehung

Auch Eltern machen Fehler. In der Erziehung der Kinder kann man an die eigenen Grenzen geraten und auch einmal überfordert sein. Dennoch ist das längst keine Rechtfertigung, die Hand zu erheben. Im Gegensatz gibt es für eine Erziehung ohne Gewalt gleich mehrere gute Gründe, vor allem die Durchbrechung des Teufelskreises. Experten haben einige Tipps, wie man das umsetzen kann und stehen auch konkret mit Rat und Tat zur Seite. Dass es Hilfe gibt, darüber klärt eine umfassende Kampagne des Landes Salzburg auf.
 

Kinder, die ohne Gewalt aufwachsen, haben höhere Chancen, zu selbstbewussten und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten heranzuwachsen. Durch kurze Erklärungen statt Strafen kann ein Kind sein Verhalten ändern. Mit Gewalt in der Erziehung hingegen machen Kinder die Erfahrung, dass es in Ordnung ist, anderen weh zu tun. Doch dieser Teufelskreis kann durchbrochen werden, hier einige Tipps dafür.

Tipps für eine gewaltfreie Erziehung

Es ist nicht immer einfach, aber ein paar Grundregeln können verhindern, dass die Hand ausrutscht:

  • Treffen Sie klare und haltbare Absprachen mit Ihrem Kind
  • Schenken Sie Ihrem Kind Zeit und schalten Sie Ihr Handy auf lautlos
  • Erarbeiten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Alternativen für sein Verhalten, anstatt es zu bestrafen
  • Überlegen Sie sich andere Wege, um Ihre Wut abzuleiten
  • Erwachsene sind Vorbilder für unsere Kinder. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es sich in kritischen Situationen richtig verhält
  • Auch Eltern machen Fehler. Es ist kein Zeichen von Versagen, sich Hilfe zu holen, wenn man nicht mehr weiter weiß


Ich werde meinem Sohn keine Gewalt antun ... weil ich ihn liebe.
Ein Vater
Auch der Klapps auf den Po ist verboten und schadet dem Kind.
Psychologin Simone Raab

Ausdruck von Überforderung

Eigene familiäre Erfahrungen, psychische Erkrankung, chronische Überforderung und Existenzängste verringern die Fähigkeit zur Selbstkontrolle und erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Gewalthandlungen. Wenn die Schwelle überschritten wird und sich dieser Druck in Gewalt äußert, liegt es in der persönlichen Verantwortung der Personen, möglichst schnell Hilfe zu suchen.

Gewalt ist kein erzieherisches Mittel

Wer Gewalt aber für richtig oder zumindest nicht schädlich hält, wird sie auch selber eher anwenden. Auch durch beschwichtigende Erziehungstipps von Außenstehenden wird die Hemmschwelle, in Stresssituationen Gewalt anzuwenden, niedriger.

Hartnäckige und längst widerlegte Mythen

Zahlreiche Mythen in diesem Zusammenhang halten sich hartnäckig. Sätze wie: „Ein Klapps auf den Po hat noch niemandem geschadet“ oder „Man kann ein Baby auch mal schreien lassen“ fallen immer wieder auch heute noch. Simone Raab vom Psychologischen Dienst der Kinder- und Jugendhilfe Land Salzburg tritt dem entschieden entgegen: „Auch diese vermeintlich kleineren Formen von Gewalt sind verboten und wissenschaftlich nachgewiesen schädlich für die Entwicklung des Kindes.“ REP_210625_50 (grs/mel)

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Überholte und falsche Mythen

„Eine Ohrfeige oder ein Klaps auf den Po haben noch niemandem geschadet.
Die Beziehung zwischen Eltern und Kind wird durch Gewalt eindeutig negativ beeinflusst. Das Kind verliert das Gefühl, von seinen Eltern geliebt und ernst genommen zu werden. Tipp: Hier helfen konsequentes Handeln, klare Regeln und eindeutige Kommunikation.

„Wer nicht hören will, muss fühlen.
Nicht nur Schläge sind verboten, sondern auch Einsperren, Drohen, Erpressen, Demütigen. Auch diese Strafen wirken sich wie Körperstrafen negativ auf die Eltern-Kind-Beziehung aus. Tipp: Dem Kind sollen klare Regeln vermittelt, die Konsequenzen seines Verhaltens gezeigt und Alternativen vermittelt werden.

„Das kriegen die Kleinen eh nicht mit.
Wenn Kinder Gewalt zwischen ihren Eltern miterleben, ist das für ihre Entwicklung schädlich. Sie sind sehr gute Beobachter und nehmen auch die kleinsten Veränderungen wahr und beziehen sie diese auf sich selber und neigen dazu, sich dafür die Schuld zu geben. Tipp: Besser ist es, Konflikte auf Erwachsenebene zu klären, wenn die Kinder nicht anwesend sind, eventuell mit professioneller Hilfe.

„Wenn du nicht brav bist, dann hab' ich dich nicht mehr lieb.
Ein Kind soll wissen, dass es in jeder Situation geliebt wird. Bei derartigen Drohungen wird dieses Vertrauen erschüttert. Tipp: Vermitteln Sie dem Kind: „Ich mag dich immer, ganz egal, was du getan hast. Aber manche Dinge, die du tust, mag ich nicht.

„Kinder dürfen keine Geheimnisse vor den Eltern haben.
Oft steht hier die elterliche Sorge dahinter. Manchmal ist es auch ein stark ausgeprägtes elterliches Kontrollbedürfnis. Kinder brauchen Geheimnisse, um die Kinderwelt von der Erwachsenenwelt abzugrenzen, um zu unabhängigen Menschen heranzuwachsen und um die Grenzen anderer zu respektieren. Tipp: Gute Geheimnisse machen gute Gefühle und darf man für sich behalten. Schlechte Geheimnisse machen unangenehme Gefühle. Solche soll man einer Vertrauensperson erzählen.