Autor:
Mario Scheiber,
Fotos:
Land Salzburg, Stockphoto
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Umwelt

Lebensmittel im Müll - Salzburg denkt um

Lebensmittel sind teuer - und wertvoll. Das ist nicht nur durch die jüngsten, globalen Entwicklungen so, das hätte sich eigentlich längst in unserem Bewusstsein verankern sollen. Was Oma und Opa noch selbstverständlich machten - alles verbrauchen, was da ist - müssen wir uns wieder bewusst machen. Die Kampagne des Landes Salzburg „Sag Pfiat di zum Wegwerfen“ macht genau das.
 

Soll das Obst, das Gemüse oder der Fisch noch verkocht werden oder soll ich es wegwerfen? Diesen inneren Konflikt kennt wohl jeder und jede. Obwohl die meisten wissen, dass ein Joghurt, das ein paar Tage nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum geöffnet wird, noch gut genießbar ist, landet es trotzdem im Müll. Norman Schmid ist Leiter der Fachsektion Umweltpsychologie beim Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) und beschäftigt sich auch in seiner Praxis mit dem Thema. Das Landes-Medienzentrum (LMZ) sprach mit ihm darüber, was jeder und jede tun kann, um weniger Lebensmittel wegzuwerfen.

Jeder kann etwas gegen Lebensmittel im Müll tun. Man muss nur das eigene Verhalten ändern. Es ist nicht leicht, aber bewältigbar.
Norman Schmid

LMZ: Was kann jeder tun, damit weniger Lebensmittel im Müll landen?

Norman Schmid: Das Wichtigste ist die eigene Verhaltensveränderung. Sie ist im Prinzip einfach, jedoch durch verschiedene Einflüsse oft schwierig. Der Mensch versucht seinen Vorteil zu holen, den Aufwand des Verhaltens zu reduzieren und ist anfällig für Versprechungen. Das weiß natürlich auch die Werbung und nützt dies aus. Aber jede und jeder hat es selber in der Hand, ihr beziehungsweise sein Verhalten zu ändern. Es ist nicht leicht, aber bewältigbar.

LMZ: Verhalten ändern klingt schwierig....

Norman Schmid: Wir haben Wissen und Grundwerte, etwa dass Lebensmittel kostbar sind. Dazu kommt noch das Gefühl von Verantwortung und die Selbstwirksamkeit. Wissen und Werte beeinflussen noch nicht das Verhalten. Es gibt wichtige Zwischenfilter wie die Gewohnheit und die Emotionen. Sie beeinflussen mein Handeln. Wenn ich etwa immer zu viel Brot kaufe, werde ich das immer wieder und wieder machen. Nehme ich aber das regionale Brot beim Bäcker, das länger hält, mir besser schmeckt und meinem Körper guttut, dann muss ich dies mehrmals hintereinander machen, um nicht in das alte Muster hineinzufallen.

LMZ: Sehen Sie in den vergangenen Jahren ein Umdenken?

Norman Schmid: Definitiv. Die Menschen sind im Allgemeinen sensibler geworden, und die Ernährung nimmt einen höheren Stellenwert ein. Das lässt sich nicht nur bei den Jungen, sondern auch bei Älteren beobachten. Das Thema Lebensmittelverschwendung ist auch breiter geworden. Es ist nicht mehr alleine ein Umweltthema, sondern es dreht sich auch um die Themen Gesundheit, soziale Gerechtigkeit und Wirtschaft.

REP_221115_92 (msc/grs/mel)

Umwelt; Nachhaltig
Info
  • Rund 14.900 Tonnen an wertvollen Lebensmitteln landen jährlich in Salzburg im Abfall. Pro Einwohner sind das 27 Kilogramm.
  • 20.000 Personen, in etwa so viel wie die Einwohner im Bezirk Lungau, könnten davon ein Jahr lang leben.
  • 16 Prozent des Restabfalls sind vermeidbare Lebensmittelabfälle, wie eine Restabfall-Analyse aus dem Jahr 2019 zeigt.
  • Drei Tipps gegen Lebensmittelverschwendung:
    • Bewusst, saisonal und immer mit Liste einkaufen
    • Gemüse, Obst und Brot richtig lagern
    • Restlos genießen - Lebensmittelreste verkochen