Autor:
Bernhard Kern,
Fotos:
Land Salzburg / Bernhard Kern
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Sicherheit

Salzburgs Berge unter Beobachtung

Viele Salzburgerinnen und Salzburger müssen mit Naturgefahren wie Felssturz, Steinschlag oder Hangrutschung leben. Damit das Risiko kalkulierbar wird, beobachten, messen und analysieren die Experten des Landes die Situation auf Salzburgs Bergen tagtäglich. Bei besonders neuralgischen Stellen - wie am Ingelsberg über Bad Hofgastein - sogar in jeder Sekunde.
 

„Geologisch gesehen ist das einer der gefährlichsten Hänge im Bundesland Salzburg“, erzählt Landesgeologe Gerald Valentin über den Problemhang am Ingelsberg. Hier sind rund 100.000 Kubikmeter Felsmaterial – das wäre das Gewicht von über 150.000 Mittelklasseautos – mit einer Geschwindigkeit von mehreren Zentimetern im Jahr in Bewegung. „Dadurch sind spontane Felsabbrüche möglich und davor müssen wir den Siedlungsbereich darunter schützen“, so Valentin.

Wir geben unser Bestes und halten unsere Berge mit Argusaugen unter Beobachtung.
Gerald Valentin, Landesgeologe

Der Berg ist „verkabelt“

Wer beim Schutz an Auffangnetze und Erddämme denkt, liegt schon ganz richtig. Es braucht laut dem Experten aber bei solch einem Hang mehr. „Wir haben zusätzlich zu diesem System aus hintereinander geschaltete Schutzbauwerken auch jede Menge Technik am Berg“, so Valentin und fügt hinzu: „In aktuell fünf Felsspalten sind Messstangen installiert, die auf ein zehntel Millimeter genau Bewegungen messen können.“

Der Fels schickt SMS

Kommt es bei der Messung dieser sogenannten Fissurometern zu erhöhten Geschwindigkeiten, also wird die Verbindung zwischen zwei Felsen schnell auseinandergezogen, schlagen die Systeme Alarm. „Man kann sagen, der Berg schickt mir eine SMS. Ich muss dann beurteilen, ob weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel eine Evakuierung, notwendig sind“, erklärt der Landesgeologe. Das muss regelmäßig sein, zum Beispiel auch bei der Bischofsmütze, einer der berühmtesten „Wackelkandidaten“ in den Alpen.

Manchmal sprengen wir auch vorsorglich Felsen.
Gerald Valentin, Landesgeologe

Kameras und Scheinwerfer

Auf die Daten in der Alarmierungs-SMS alleine braucht er sich in so einer Situation aber nicht verlassen, denn im Hang sind Kameras verbaut. Die dort ebenfalls installierten Scheinwerfer erlauben eine Beobachtung rund um die Uhr. Die Messdaten sind zudem anhand einer App jederzeit abrufbar und gespeichert. „Unabhängig dieser Alarme sprengen wir auch vorsorglich Felsen, wenn wir zur Einschätzung kommen, dass sie bald hinunterstürzen könnten“, so Valentin.

Vermessungen vom Tal aus

Nicht nur direkt am Berg werden Daten zur Bewegung des Ingelsberg gesammelt, sondern auch von unten. Thomas Leikauf ist Vermesser beim Land Salzburg. Seine Expertise kommt in regelmäßigen Abständen von einem immer gleichen Punkt im Tal am Ufer der Gasteiner Ache zum Einsatz. „Wir messen hier bereits seit zehn Jahren. Die anfangs starke Bewegung hat sich deutlich reduziert und somit auch das notwendige Kontrollintervall. Derzeit liegt das bei alle zwei bis drei Monate“, so Leikauf. REP_230615_20 (bk/mel)


Salzburg; Wasser; Agrar/Wald; Sicherheit; Pongau
Info

​Wie der Ingelsberg in Bad Hofgastein werden im Bundesland Salzburg rund ein Dutzend Hänge, Berge oder Gipfel elektronisch überwacht. Dazu zählen zum Beispiel der Rauriser Sonnblick oder auch das Sattelkar im Obersulzbachtal.