Autor:
Melanie Hutter,
Fotos:
Melanie Hutter/Franz Neumayr
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Verkehr

Pinzgauer Lokalbahn startet neu durch

Gleise führen ins Nichts, vom Hochwasser verschluckt. Die Waggons bis zu den Fenstern verschüttet mit Geröll und Schlamm. Die Pinzgauer Lokalbahn hat eine bewegte Geschichte, wurde nicht nur einmal das Opfer von Naturkatastrophen. Doch im Sommer 2021 gingen die Bilder der Zerstörung um die Welt. Fast die Hälfte der Gleisanlagen wurden zerstört, massiv zerstört. Doch jetzt startet die „Bahn der Herzen“ wieder durch, sie wird wieder aufgebaut.
 

„Bitte einsteigen, willkommen in der Pinzgauer Lokalbahn!“ ruft Eva-Maria. Seit dem Sommer 2021 und der massiven Zesrtörung durch Hochwasser und Muren fährt die Lebensader für rund 40.000 Menschen nur von Zell am See bis Niedernsill. Da blutet das Herz der Mitarbeiter rund um Dienststellenleiter Thomas Oberkalmsteiner. Und nicht nur das: Auch die Passagiere, Touristen, Gemeinden, Schulen, Betriebe und ja, die gesamte Region, können es kaum erwarten, bis „ihre“ Pinzgau-Bahn wieder bis Krimml fährt. Dem kommt man im Jahr 2023 schon sehr viel näher. 

Wiederaufbau ab April 2023

Im April startet der Wiederaufbau, ab Herbst soll die Bahn wieder bis nach Mittersill fahren. Das ist aber nicht die Endstation. Der Endausbau soll bis Krimml führen, auch die Elektrifizierung ist ein Ziel. Dieses Mal wird die Trasse mit technischen Innovationen bestmöglich hochwassersicher gemacht, denn „die Pinzgauer Lokalbahn ist eine wichtige Lebensader für die gesamte Region. Zirka eine Million Passagiere pro Jahr zählten wir vor der Zerstörung durch das Hochwasser 2021“, so Verkehrslandesrat Stefan Schnöll.

Der Oberpinzgau ohne Pinzgaubahn? Das ist undenkbar. Wir brauchen sie, die Pendler, die Schüler genauso wie die Betriebe und der Tourismus.
Hannes Lerchbaumer, Bürgermeister Uttendorf

Eckpunkte zum Wiederaufbau

  • Erster Bauabschnitt von Niedernsill bis Mittersill, fertig im Herbst 2023 um rund zwölf Millionen Euro.
  • Anschließend geht es dann bis Hollersbach und Krimml weiter
  • Elektrifizierung der Pinzgauer Lokalbahn nach dem Wiederaufbau
  • Hochwassersicherer Wiederaufbau (100-jährliches Hochwasser) durch zum Beispiel Anheben der Trasse oder auch einer ähnlichen Bauweise wie bei einer Straßenbahn mit Asphalt, um eine Unterspülung der Gleise zu vermeiden.
  • Begleitmaßnahmen durch Verbesserung der Infrastruktur zum Beispiel bei den Bahnhöfen
  • Wo es möglich ist, Entschärfung der Bahnübergänge und damit mehr Sicherheit

Ottenbacher: „Zitterei hat ein Ende.“

Dass die Pinzgauer Lokalbahn ab Herbst wieder bis Mittersill fährt, ist auch für die Gemeinde Stuhlfelden eine gute Nachricht. „Wir brauchen diese Verbindung, denn Stau haben wir mehr als genug. Einheimische wie Gäste sind froh, wenn die Bahn wieder fährt und jetzt wird sie so gebaut, dass wir nicht bei jedem Hochwasser wieder zittern müssen. Außerdem werden Bahnübergänge sicherer und in die Bahnhöfe investiert – für uns alle ein Gewinn“, so Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher.

Trasse wird teils angehoben

Die neue Trasse wird nach Möglichkeit abschnittsweise um rund einen Meter angehoben. „Hundertjährliche Hochwasser sollten für diese Bereiche in Zukunft kein Problem mehr darstellen, die Gleise werden auf langen Abschnitten bei Hochwasser dann nicht mehr überspült. Damit wollen wir vermeiden, dass wir alle paar Jahre wieder vor dem selben Problem stehen“, informiert Projektleiter Philipp Weis, Referatsleiter „Öffentlicher Verkehr“ Land Salzburg. 

Hochwasser fließt über „Straßenbahn“

Entlang der Trasse der Lokalbahn gibt es riesige Retentionsflächen, die bei extremem Niederschlag das Hochwasser zurückhalten. Zwischen Niedernsill und Uttendorf gibt es vier Bereiche, wo das Wasser über den Bahndamm in die Rückhaltebereiche fließen kann. „Dort liegen die Gleise künftig auf einer asphaltierten Straße, wie bei einer Straßenbahn. So fließt das Wasser über den Bahndamm, kann diesen nicht mehr wegspülen und es wird auch weniger feiner Sand oder Schotter in die Wiesen der Landwirte geschwemmt. Die Schäden für die Bahn und die Anrainer sind so in Zukunft deutlich geringer und die Betriebsunterbrechungen wesentlich kürzer“, so der Projektleiter. REP_230127_70 (mel)

Pinzgau; Schnöll; Verkehr
Info

​Daten und Fakten

  • Bevölkerung von Zell am See bis Krimml: rund 40.000
  • Gemeinden: Zell am See, Kaprun, Piesendorf, Niedernsill, Uttendorf, Stuhlfelden, Mittersill, Hollersbach, Bramberg, Neukirchen, Wald, Krimml
  • Streckenlänge Pinzgauer Lokalbahn: 52,8 Kilometer
  • Streckenlänge beim Hochwasser 2021 zerstört: rund 20 Kilometer
  • Haltestellen zwischen Zell am See und Krimml: 39
  • Wiederaufbau von Niedernsill bis Mittersill; April bis Herbst 2023, abgestimmt mit Hochwasserschutz
  • Endausbau bis Krimml geplant
  • Elektrifizierung und Modernisierung nach dem Wiederaufbau 
  • Kosten erster Bauabschnitt bis Mittersll: rund zwölf Millionen Euro.