Autor:
Mario Scheiber,
Fotos:
Haus der Natur/Simmerstatter/Caputo
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Salzburg

100 Jahre "Haus der Natur"

Innerhalb weniger Stunden eine Reise auf den Mond unternehmen, in den Urwald des Amazonas eintauchen oder Dinosaurier, die vor Jahrmillionen die Erde bevölkerten, einen Besuch abstatten. Das alles und noch viel mehr ist im Haus der Natur möglich. Das Museum für Jung und Alt feiert 2024 seinen 100. Geburtstag und lockt jährlich rund 328.000 Besucherinnen und Besucher in die Salzburger Altstadt.
 

Das Haus der Natur ist eine echte Museumsinstitution im Bundesland. Vor 100 Jahren wurde es als „Museum für darstellende und angewandte Naturkunde" eröffnet. Damals noch in den ehemaligen Hofstallungen der Erzbischöfe. Heute ist dort das Große Festspielhaus untergebracht. 1959 übersiedelte das Haus der Natur an seinen heutigen Standort am Museumsplatz – zwischen Gstättengasse und Anton-Neumayr-Platz.

Umfangreiche Sammlung

Im Haus der Natur können die Besucher nicht nur in eine faszinierende Tier- und Pflanzenwelt eintauchen oder sich über Naturgesetze informieren. Es ist auch ein Ort der Forschung und Wissenschaft. So befinden sich in der hauseigenen Biodiversitätsdatenbank rund 2,5 Millionen Datenschätze. 420.500 Käfer, Spinnen, oder Insekten können in der entomologischen Sammlung entdeckt werden und die Bibliothek des Museums umfasst rund 52.800 Bände.

Dunkler Schatten des Gründers

Gegründet wurde das Haus der Natur vor 100 Jahren von Eduard Paul Tratz. Der Ornithologe, er hat sich sein Wissen autodidaktisch beigebracht, leitet das Museum von 1924 bis 1945. In der NS-Zeit war das Museum in die SS-Forschungsorganisation „Ahnenerbe" integriert. Obwohl Tratz Mitglied der NSDAP und SS war, stand er von 1949 bis 1974 dem Haus abermals vor. Von Oktober 2010 bis ins Jahr 2020 durchleuchtete eine Expertengruppe die Geschichte des Museums. Erste Ergebnisse wurden 2014 in einer Sonderausstellung „Die Ära Tratz" und 2021 als umfassendes Buch präsentiert. 


Ein Highlight für Tiere und Besucher wird der neue Reptilien- und Amphibienzoo. Exotische und heimische Tiere können dort bestaunt werden.
Robert Lindner, Direktor Haus der Natur

Wissenschaft für jedermann

Robert Lindner führt seit rund zwei Jahren als Direktor das Haus der Natur. Der gebürtige Wiener kennt das Museum wie seine Westentasche. 2000 hatte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter seinen ersten beruflichen Kontakt. Ab Juli 2009 war er Leiter der Abteilung Sammlungen und Wissenschaft sowie Kurator der Wirbeltiersammlung und seit 2015 Direktor-Stellvertreter. Das Landes-Medienzentrum (LMZ) hat mit dem Biologen über die Museumsinstitution in der Landeshauptstadt gesprochen.

LMZ: Das Haus der Natur feiert dieses Jahr seinen 100. Geburtstag. Auf welche Neuerungen dürfen sich die Besucherinnen und Besucher freuen?

Lindner: In den nächsten Monaten wird der neue Reptilien- und Amphibienzoo eröffnet - das wird mit Sicherheit ein Highlight. Dieser wird mehr Platz für die Tiere und auch für die Besucherinnen und Besucher bieten. Etliche Menschen fürchten sich vor Schlangen oder Spinnen – im Zuge des Umbaus haben wir versucht ihnen mehr Platz zu geben, um sich diesen faszinierenden Tieren anzunähern. Nicht nur exotische Tiere aus Afrika, Südamerika oder Asien werden zu sehen sein, ein ganzer Raum widmet sich heimischen Reptilien und Amphibien. Wir wollen damit mehr Verständnis für diese Großteils gefährdeten Tierarten schaffen.

LMZ: Mehr als 34.000 Schüler besuchen jährlich das Museum. Welches Angebot haben Sie für diese junge Zielgruppe?

Lindner: Zwischen 20.000 und 25.000 Kinder und Jugendliche sind sogenannte „betreute Besucher". Sie werden von meinen Kolleginnen und Kollegen bei Workshops oder speziellen thematischen Führungen begleitet. Wir bieten ein breites Angebot mit vielen spannenden Themen, welche sehr gut angenommen wird. Zusätzlich gibt es Workshop-Programme, bei denen Klassen im hauseigenen Labor experimentieren können. Aus rund 40 Modulen können die Schulen derzeit auswählen. Jährlich werden rund 1.000 Module gebucht, besonders intensiv ist die Zeit im Juni, kurz vor Schulende.

LMZ: Was ist ihr persönlicher Lieblingsort im Museum?

Lindner: Es gibt ganz viele unterschiedliche Bereiche im Museum, die meine Lieblingsorte sind. Es kommt dabei auf die Tagesverfassung an. Beispielsweise beobachte ich gerne die Fische im Aquarium oder entdecke neue Aspekte bei den Tibet-Dioramen. Aber auch im fünften Stock finde ich die historischen Schaukästen zu Insekten und auch das vergrößerte Ameisen- oder Fliegenmodell aus den 1930er Jahren faszinierend. Sowie auch das Ameisen- oder Fliegenmodell dieser Zeit. Diese Detailgenauigkeit schafft kein 3D-Drucker. Und mit Sicherheit wird auch der neue Reptilien- und Amphibienzoo einer meiner Lieblingsorte werden. REP_240912_90 (msc/mel) 

Kultur; Salzburg; Stadt Salzburg; Natur; Bildung
Info

​Eckpunkte zum Haus der Natur:

  • Adresse: Museumsplatz 5, 5020 Salzburg
  • Nutzfläche: 14.000 Quadratmeter
  • Ausstellungsfläche: 7.300 Quadratmeter
  • 82 Mitarbeitende
  • Jährlich besuchen rund 34.000 Schüler das Museum
  • Jährlich werden rund 500 Führungen im Museum angeboten
  • Sieben Tonnen Meersalz sind jährlich für die Aufbereitung der Meeresaquarien nötig
  • Rund 34 Handys werden jährlich im Museum vergessen
  • Neue Sonderschau „Reise zum roten Planeten" – Start in der zweiten Novemberhälfte 2024
  • Aktuelle Sonderschau „Natur begreifen – 100 Jahre Haus der Natur" läuft noch bis Mitte 2025