Es ist eine Mischung aus Kindheitserinnerungen, gelebter Tradition und Gemeinsamkeiten, die uns über Weihnachten und Neujahr vereinen. Es gibt große Unterschiede zwischen den Bräuchen, oft nicht nur von Bezirk zu Bezirk, sondern sogar von Tal zu Tal. Eines ist aber allen gemeinsam: Die Traditionen werden im ganzen Land liebevoll und aufmerksam gepflegt. Und sie verbinden ganze Generationen, wie ein kollektives Gedächtnis, sind teils UNESCO Weltkulturerbe. Meistens geht es um das wichtigste im Leben: An Fried, an Reim und an G'sund!
Rachn geh'
In den Raunächten darf man keine Wäsche aufhängen. Diese
Volksweisheit kennt fast jeder Salzburger. „Das ,Rach’n und Sprengen‘, die
Haussegnung mit der Rauchpfanne, war ursprünglich
Aufgabe der Mönche und ging später auf die männlichen Familienvorstände - die Hausväter - über. Heute
gewinnt dieser Brauch wieder stärker an Bedeutung“, erklärt
der Leiter des Landesinstituts für Volkskunde, Michael Greger. Geräuchert wird in Salzburg
zumeist in vier Nächten: Vom 20. auf den 21. Dezember, vom 24. auf den 25.
Dezember, vom 31. Dezember auf 1. Jänner und vom 5. auf den 6. Jänner.
Das ewige Lied
Wenn am Heiligen Abend um 17 Uhr die Glocken der Kirchen Maria Bühel, Oberndorf und Laufen läuten, dann beginnt rund um die Stille Nacht Kapelle in Oberndorf die Gedenkfeier für das wohl berühmteste Weihnachtslied. „Höhepunkt ist jedes Jahr, wenn das Lied in der Originalfassung und Originalbesetzung gesungen wird. Das ist ein ganz besonderer Moment für alle Anwesenden“, sagt der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Oberndorf Clemens Konrad. Die Pongauer Gemeinde Wagrain steht am 26. Dezember ganz im Zeichen des Texters von „Stille Nacht, heilige Nacht“ Joseph Mohr. Zum mittlerweile 60. Mal findet das Gedächtnissingen zu seinen Ehren in der Pfarrkirche statt.
Lauter oder besinnlicher Jahreswechsel
Lautstark wird am Nachmittag des 31. Dezember im
Tennengau, Flachgau und in der Landeshauptstadt das alte Jahr
verabschiedet. Zum 55. Mal findet das traditionelle Silvester
Sternschießen der Prangerstutzenschützen statt. Von gut 50 Positionen
feuern rund 500 Kameraden ab 15 Uhr in den drei Bezirken ihre
Prangerstutzen ab. Während Außergebirg das alte Jahr laut zu Ende geht,
wird es im Lungau ruhig und besinnlich verabschiedet. Am 31. Dezember um
18 Uhr versammeln sich Einheimische und Gäste in Lessach. Seit mehr als
30 Jahren findet dort unter freiem Himmel das traditionelle
Silvesterblasen statt und stimmen so Jung und Alt auf den Jahreswechsel ein.
Heilige Drei Könige und Schnabelperchten
Am 5. Jänner ziehen drei Könige im prächtigen Gewand und ein Vorreiter
hoch zu Ross in Annaberg-Lungötz durch die beiden
Ortsteile. Seit rund 70 Jahren findet der Dreikönigs-Ritt in der
Tennengauer Gemeinde bereits statt. Rund 60 Mal spielen die berittenen Musikanten an diesem Tag auf. Am gleichen Tag ziehen im Rauriser Tal die Schnabelperchten von Haus zu Haus. Sie tragen lange Schnäbel,
Strickjacken, geflickte Kittel sowie Strohpatschen und sind mit
Buckelkorb, einer großen Schere, Nadel, Zwirn und einem Besen
ausgestattet. Sie prüfen, ob die Haushalte ordentlich geführt werden und ob die Böden sauber gewischt sind. Acht Passen zu je fünf Perchten sind am Vortag der
letzten Raunacht unterwegs.
Pongauer Perchtenlauf und Tresterer im Pinzgau
Zum 64. Mal findet am 6. Jänner 2023 der große
Pongauer Perchtenlauf statt. Zum 17. Mal versammeln sich die Schön- und
Schiachperchten mit ihren Begleitern, etwa der Habergeiß und
Zapfenmandl, in Altenmarkt und überbringt allen „an Fried, an Reim und an G'sund“. An diesem Tag tritt auch die Zeller Tresterer Pass in der Pinzgauer Stadtgemeinde auf. Sie erscheinen in prunkvoller
Kleidung sowie mit einer Federkrone am Kopf mit 50 bis 60 weißen
Hahnenfedern. „Der Tanzschritt der
Trester ist einzigartig und unvergleichbar, den gibt es nur im Pinzgau“, berichtet Lukas
Schmiderer, der Chronist der Zeller Tresterergruppe. REP_221216_90
(msc/mel)