Autor:
Mario Scheiber,
Fotos:
TVB Lessach, Oberndorf, Rauris, Annaberg-Lungötz
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Kultur

An Fried, an Reim und an G'sund!

Der geschmückte Christbaum, die Mettenwürstelsuppe, das „rachn gehn“ in den Raunächten, imposante Perchten oder auch das Wachsgießen zum Jahreswechsel. Jeder und jede von uns verbindet mit den Tagen rund um Weihnachten und Silvester ganz spezielle Erlebnisse mit der Familie oder in der Gemeinde. So vielfältig Salzburg ist, so vielfältig sind unsere Bräuche und Traditionen, die sich bei Klein und Groß höchster Beliebtheit erfreuen. Hier ein paar Beispiele, wie bunt und wichtig diese Traditionen sind, sozusagen ein Blick ins Land auf die Traditionen.
 

Es ist eine Mischung aus Kindheitserinnerungen, gelebter Tradition und Gemeinsamkeiten, die uns über Weihnachten und Neujahr vereinen. Es gibt große Unterschiede zwischen den Bräuchen, oft nicht nur von Bezirk zu Bezirk, sondern sogar von Tal zu Tal. Eines ist aber allen gemeinsam: Die Traditionen werden im ganzen Land liebevoll und aufmerksam gepflegt. Und sie verbinden ganze Generationen, wie ein kollektives Gedächtnis, sind teils UNESCO Weltkulturerbe. Meistens geht es um das wichtigste im Leben: An Fried, an Reim und an G'sund!

Rachn geh'

In den Raunächten darf man keine Wäsche aufhängen. Diese Volksweisheit kennt fast jeder Salzburger. „Das ,Rach’n und Sprengen‘, die Haussegnung mit der Rauchpfanne, war ursprünglich Aufgabe der Mönche und ging später auf die männlichen Familienvorstände - die Hausväter - über. Heute gewinnt dieser Brauch wieder stärker an Bedeutung“, erklärt der Leiter des Landesinstituts für Volkskunde, Michael Greger. Geräuchert wird in Salzburg zumeist in vier Nächten: Vom 20. auf den 21. Dezember, vom 24. auf den 25. Dezember, vom 31. Dezember auf 1. Jänner und vom 5. auf den 6. Jänner.

Das ewige Lied

Wenn am Heiligen Abend um 17 Uhr die Glocken der Kirchen Maria Bühel, Oberndorf und Laufen läuten, dann beginnt rund um die Stille Nacht Kapelle in Oberndorf die Gedenkfeier für das wohl berühmteste Weihnachtslied. „Höhepunkt ist jedes Jahr, wenn das Lied in der Originalfassung und Originalbesetzung gesungen wird. Das ist ein ganz besonderer Moment für alle Anwesenden“, sagt der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Oberndorf Clemens Konrad. Die Pongauer Gemeinde Wagrain steht am 26. Dezember ganz im Zeichen des Texters von „Stille Nacht, heilige Nacht“ Joseph Mohr. Zum mittlerweile 60. Mal findet das Gedächtnissingen zu seinen Ehren in der Pfarrkirche statt.

Lauter oder besinnlicher Jahreswechsel

Lautstark wird am Nachmittag des 31. Dezember im Tennengau, Flachgau und in der Landeshauptstadt das alte Jahr verabschiedet. Zum 55. Mal findet das traditionelle Silvester Sternschießen der Prangerstutzenschützen statt. Von gut 50 Positionen feuern rund 500 Kameraden ab 15 Uhr in den drei Bezirken ihre Prangerstutzen ab. Während Außergebirg das alte Jahr laut zu Ende geht, wird es im Lungau ruhig und besinnlich verabschiedet. Am 31. Dezember um 18 Uhr versammeln sich Einheimische und Gäste in Lessach. Seit mehr als 30 Jahren findet dort unter freiem Himmel das traditionelle Silvesterblasen statt und stimmen so Jung und Alt auf den Jahreswechsel ein.

Stille Nacht, heilige Nacht in der Originalfassung und noch dazu am Ort der Uraufführung. Das ist etwas ganz Besonderes und für viele ein außergewöhnlicher Moment im Jahr.
Clemens Konrad, GF TVB Oberndorf.

Heilige Drei Könige und Schnabelperchten

Am 5. Jänner ziehen drei Könige im prächtigen Gewand und ein Vorreiter hoch zu Ross in Annaberg-Lungötz durch die beiden Ortsteile. Seit rund 70 Jahren findet der Dreikönigs-Ritt in der Tennengauer Gemeinde bereits statt. Rund 60 Mal spielen die berittenen Musikanten an diesem Tag auf. Am gleichen Tag ziehen im Rauriser Tal die Schnabelperchten von Haus zu Haus. Sie tragen lange Schnäbel, Strickjacken, geflickte Kittel sowie Strohpatschen und sind mit Buckelkorb, einer großen Schere, Nadel, Zwirn und einem Besen ausgestattet. Sie prüfen, ob die Haushalte ordentlich geführt werden und ob die Böden sauber gewischt sind. Acht Passen zu je fünf Perchten sind am Vortag der letzten Raunacht unterwegs.

Pongauer Perchtenlauf und Tresterer im Pinzgau

Zum 64. Mal findet am 6. Jänner 2023 der große Pongauer Perchtenlauf statt. Zum 17. Mal versammeln sich die Schön- und Schiachperchten mit ihren Begleitern, etwa der Habergeiß und Zapfenmandl, in Altenmarkt und überbringt allen „an Fried, an Reim und an G'sund“. An diesem Tag tritt auch die Zeller Tresterer Pass in der Pinzgauer Stadtgemeinde auf. Sie erscheinen in prunkvoller Kleidung sowie mit einer Federkrone am Kopf mit 50 bis 60 weißen Hahnenfedern. „Der Tanzschritt der Trester ist einzigartig und unvergleichbar, den gibt es nur im Pinzgau“, berichtet Lukas Schmiderer, der Chronist der Zeller Tresterergruppe. REP_221216_90 (msc/mel)

Pinzgau; Pongau; Lungau; Stadt Salzburg; Flachgau; Tennengau; Kultur
Info

​Brauchtumstarkes Malbuch

Traditionen und Bräuche, das ist generationenübergreifend ein wichtiges Thema. Bereits die Volksschüler der 3. und 4. Klasse lernen spielerisch mit dem neuen Malbuch der Heimatvereine das Salzburger Brauchtum mit all seinen Traditionen kennen. So wird den Kindern unter anderem die Bedeutung der Perchten, der Glöckler oder der Tresterer erklärt und sie in die Geheimnisse der Volkskultur und ihren Mythen und Ritualen eingeweiht.