Bereits 1889 gab es Pläne zur Errichtung der
Zugverbindung ab Zell am See in den Oberpinzgau. Erteilt wurde die Konzession
jedoch erst am 19. Mai 1896. An diesem Tag wurde die entsprechende Urkunde von
Kaiser Franz-Joseph I unterzeichnet. Schon damals wurde festgehalten, dass die
Strecke über Mittersill bis nach Krimml führen soll.
„Kaiserwetter“
bei erster Ausfahrt
Das Wetter war bei der ersten Fahrt am 3. Jänner 1898 „kaiserlich“. Denn die Wiener Zeitung schrieb am Tag danach, dass die milde
Witterung die Eröffnungsfahrt begünstigt hat. Vertreter des
Eisenbahnministeriums, der „Staatsbahn-Direction“ aus Innsbruck, der
Landesregierung, Reichrats- und Landtagsabgeordnete nahmen an der Jungfernfahrt
nach Mittersill teil, wo der Zug vom Pfarrer auch gesegnet wurde. In den ersten
Jahren fuhren zwei Personenzüge, wobei einer auch den Güterverkehr übernahm.
Applaus für die neue Bahn
Bereits am 4. Jänner 1898 wurde die Pinzgauer
Lokalbahn als wichtige Lebensader für die gesamte Region gesehen. „Die Bahn werde die
Kultur und den Wohlstand mächtig fördern“, so die Wiener Zeitung. Vor Ort spielten Musikkapellen, von den Bergen wurden
Böllerschüsse abgefeuert und die anwesenden Pinzgauerinnen und Pinzgauer
beklatschten euphorisch die neue Verkehrsanbindung. Auch zahlreiche Glückwunschtelegramme aus Österreich und Deutschland sind
anlässlich der Eröffnung eingetroffen.
Lautstarke Ausfahrt
Die Fahrt mit der Pinzgauer Lokalbahn war vor 125 Jahren - so wie mit allen anderen Zügen zur damaligen Zeit auch - immer eines: laut. Die Dampflokomotiven schnaubten laut vor sich hin, wenn sie Höhenmeter um Höhenmeter zurücklegten. Rund drei Stunden vor Abfahrt begannen die Heizer mit der Arbeit und auch während der
Fahrt muss stets Kohle in die Lokomotiven „Zell am See“ oder „Krimml“ geschaufelt und das Feuer unter Kontrolle
gehalten werden.
Zerstörungen prägten Geschichte
Aufgrund von Hochwasser und Muren wurde die Pinzgauer Lokalbahn in ihrer Entwicklung jedoch immer wieder zurückgeworfen. 1987 und 2005 wurde die Trasse etwa zwischen Mittersill und Krimml durch die Fluten schwer beschädigt. Die wichtige Verkehrsverbindung wurde jedoch immer wieder – auch durch finanzielle Mittel des Landes - aufgebaut. Und dann der nächste Schlag: Mehr als 50 Prozent der Gleisstrecke fiel dem Hochwasser und Muren im Sommer 2021 zum Opfer. Und wieder wird sie aufgebaut - dieses Mal durch neue Techniken möglichst sicher vor Unwettern - bis Herbst 2023 zumindest einmal bis Mittersill.
Zwischen Innsbruck und Linz
Nach dem Ende der Monarchie war die Pinzgauer Lokalbahn im Zuständigkeitsbereich der Bundesbahndirektion Innsbruck. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde die Strecke im Sommer 1938 der Reichsbahndirektion Linz unterstellt. Nach der Wiedergründung der ÖBB fiel die Verantwortlichkeit der Bahn wieder an die Behörden in der Tiroler Hauptstadt. Am 1. Juli 2008 übertrugen die ÖBB die Pinzgaubahn an das Land Salzburg. Mit der Betriebsführung ist seither die Salzburg AG beauftragt.
Historische „Bosnaspur“
Die Spurweite der Pinzgauerlokalbahn kann auch als „historisch“ betrachtet werden. 760 Millimeter beträgt diese und wird auch „Bosnaspur“ genannt, weil die meisten Strecken dieser Spurweite in der k. u. k. Monarchie in Bosnien und Herzegowina gebaut wurden. Diese Spurweiten wurden im gesamten Gebiet der Donaumonarchie errichtet und sollte im Kriegsfall eine ausreichende Anzahl an Waggons für die Armee ermöglichen. Neben der Strecke im Oberpinzgau fahren heute noch Züge auf der Zillertal- und der Mariazellerbahn mit dieser Spur. REP_220306_90 (msc/mel)