EU-Kommission legt Vorschläge zur gemeinsamen Terrorismusbekämpfung vor

Beim Brüsseler EU-Gipfel am 19. und 20. Oktober 2017 haben sich die Staats- und Regierungschefs der 28 EU-Mitgliedstaaten insbesondere mit der Migrationsfrage beschäftigt. Um die zentrale Mittelmeerroute zu entlasten, wollen sie den Afrikafonds der EU deutlich aufstocken. Weitere Themen des EU-Gipfeltreffens waren Cybersicherheit, Maßnahmen zur Bekämpfung illegaler Inhalte im Internet, Sicherheits- und Verteidigungsfragen, die Beziehungen zur Türkei und die Fortschritte der Brexit-Verhandlungen.

Europäische Kommission legt Aktionsplan für gemeinsame Terrorismusbekämpfung und CBNR-Abwehr vor

EK-Factsheet Sicherheitsunion: Sicherheit in öffentlichen Räumen. © Europäische Union
Insbesondere das Thema Sicherheit stand zuvor bereits im Zentrum des von der EU-Kommission am 18. Oktober 2017 vorgelegten Aktionsplans für eine gemeinsame Terrorismusbekämpfung in der EU und ihren 28 EU-Mitgliedstaaten. In dem Maßnahmenpaket geht die EU-Kommission auf die potenzielle Anschlagsgefahr in öffentlichen Räumen in den EU-Mitgliedstaaten ein: Diese habe sich angesichts der jüngsten Anschläge in Barcelona, London, Manchester und Stockholm besonders deutlich gezeigt. Mit dem nun von der EU-Kommission vorgelegten Aktionsplan sollen die Bemühungen der Mitgliedstaaten um den Schutz und die Verringerung der Anfälligkeit öffentlicher Räume verstärkt unterstützt werden. Ins Auge gefasst werden insbesondere:
  • Eine verstärkte finanzielle Unterstützung: Die Kommission stellt mit sofortiger Wirkung 18,5 Millionen Euro aus dem Fonds für innere Sicherheit (ISF) zur Förderung grenzübergreifender Projekte zur Verbesserung des Schutzes des öffentlichen Raums bereit. Mitte 2018 sollen Städte, die in Sicherheitslösungen investieren, mit weiteren 100 Millionen Euro im Rahmen der Initiative „Innovative Maßnahmen für eine nachhaltige Stadtentwicklung" unterstützt werden. Weiters kündigt die EK die Bereitstellung von 195 Millionen Euro für die Finanzierung von 48 Forschungsvorhaben im Sicherheitsbereich für den Schutz öffentlicher Räume an.
  • Leitfäden: Für 2018 kündigt die EU-Kommission die Erstellung gemeinsamer Leitfäden für die EU-Mitgliedstaaten an, die Hinweise für eine Vielzahl von Fragen im Zusammenhang mit dem Schutz des öffentlichen Raums bieten sollen. Zugleich soll die breite Öffentlichkeit für das Thema Sicherheit im öffentlichen Raum sensibilisiert werden. Gegenstand der EU-Leitfäden werden unter anderem technische Spezifikationen für Lösungen mit eingebauter Sicherheit („security by design") sein, mit denen öffentliche Räume sicherer gemacht werden können, ohne dass sie ihren öffentlichen Charakter verlieren.
  • Gegenseitiger Austausch über bewährte Vorgangsweisen: Für November 2017 kündigt die EU-Kommission die Einrichtung eines EU-weiten Praxisforums für Angehörige der Rechtspflege und der Sicherheitsdienste an. Für Hochrisikofälle soll ein gemeinsames Sicherheitsnetz (High-Risk Security Network) eingerichtet werden, über das gemeinsame Schulungen und gemeinsame Übungen organisiert werden können. Ziel der Maßnahmen sind verbesserte Reaktionsmechanismen im Krisenfall.
  • Engere Zusammenarbeit zwischen Ämtern und Behörden in Regionen, Städten und Gemeinden und dem Privatsektor: Die EU-Kommission beabsichtigt ein Forum zur Förderung von öffentlich-privaten Partnerschaften im Sicherheitsbereich einzurichten; darüber soll es privaten Akteuren wie Einkaufszentren, Konzertveranstaltern, Sportstätten und Autovermietungen ermöglicht werden, an der Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen für eine verbesserte Zusammenarbeit mit den Ämtern und Behörden mitzuwirken. Lokale und regionale Behörden und Ämter werden im 1. Quartal 2018 zu einer hochrangigen Fachtagung über bewährte Vorgangsweisen für den Schutz des öffentlichen Raums eingeladen und sollen so gezielt mitwirken können.
Vorsorglich hat die EU-Kommission am 18. Oktober 2017 zudem einen Aktionsplan zur Steigerung der Abwehrbereitschaft, Widerstandsfähigkeit und Koordinierung auf EU-Ebene gegen Angriffe mit chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Stoffen (CBRN) vorgelegt. Darunter sind Vorschläge zur Schaffung eines CBRN-Sicherheitsnetzes der EU und eines CBRN-Wissenszentrums: Die EK schlägt vor, diese Dienste innerhalb des Europäischen Zentrums zur Terrorismusbekämpfung (ECTC) bei Europol einzurichten.


Rat stimmt Errichtung einer Europäischen Staatsanwaltschaft zu

Am 12. Oktober 2017 begrüßte die EU-Kommission auch das Votum der im Rat versammelten Fachministerinnen und –minister aus den 28 EU-Mitgliedstaaten zugunsten der Errichtung einer Europäischen Staatsanwaltschaft, wie von der EU-Kommission bereits 2013 vorgeschlagen. Nach dem positivem Votum des EU-Parlaments am 5. Oktober 2017 hatten am 12. Oktober 2017 auch die im Rat vertretenen Mitgliedstaaten für die Errichtung einer Europäischen Staatsanwaltschaft gestimmt.

Die Europäische Staatsanwaltschaft wird im Zuge einer so genannten „Verstärkten Zusammenarbeit" eingerichtet, an der sich zunächst 20 EU-Mitgliedstaaten (darunter Österreich) beteiligen. Die Europäische Staatsanwaltschaft wird ihren Sitz in Luxemburg haben und insbesondere in grenzüberschreitenden Betrugsfällen, z.B. zum Nachteil des EU-Haushalts, tätig werden. Der Zeitpunkt, zu dem die Europäische Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungs- und Strafverfolgungsaufgaben übernehmen wird, wird von der Kommission auf Grundlage eines Vorschlags des Europäischen Generalstaatsanwalts nach Errichtung der Europäischen Staatsanwaltschaft festgelegt. Es wird erwartet, dass die Europäische Staatsanwaltschaft ihre Tätigkeit in ca. 3 Jahren (ab 2020) aufnehmen kann.


Leitfaden für die Umsetzung des Europäischen Haftbefehls erschienen


Kurzinfo zum Europischen Haftbefehl © Europäische Union
Die verstärkte Zusammenarbeit in Strafsachen unterstützt die Europäische Kommission mit der Vorlage eines Leitfadens für die Umsetzung des Europäischen Haftbefehls.

Die EU-Kommission hofft, dass der Kampf gegen die länderübergreifende Kriminalität so künftig gezielter erfolgen kann. Nach Einschätzung der EU-Kommission wird eine effizientere Zusammenarbeit zwischen den Behörden der EU-Mitgliedstaaten zu mehr Sicherheit in Europa beitragen.

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