EU-Kommission legt Aktionsplan zur besseren Vorsorge und Behandlung von Krebserkrankungen vor

EU-Aktionsplan gegen Krebs soll 2021-2027 mit 4 Milliarden Euro gefördert werden

Am 3. Februar 2021 hat die Europäische Kommission rechtzeitig vor dem Weltkrebstag am 4. Februar mit „Europas Plan gegen den Krebs“ einen neuen Aktionsplan zur Koordinierung der Bekämpfung von Krebskrankheiten in der Europäischen Union präsentiert. Profitieren soll der Aktionsplan von dem Aufbau einer EU-Gesundheitsunion (s. a. Europa Spezial Nr. 35).

Aus dem Aktionsplan geht auch hervor, dass für die Finanzierung der damit verbundenen Maßnahmen im EU-Förderzeitraum 2021-2027 insgesamt vier Milliarden Euro für einschlägige Maßnahmen bereitstehen.

Der Aktionsplan fußt auf vier Hauptaktionsbereichen, die auf den gesamten Krankheitspfad abgestellt sind und in denen die EU nach Einschätzung der Europäischen Kommission den größten Mehrwert erbringen kann:
  • Prävention: U. a. soll erreicht werden, dass bis 2040 weniger als 5 % der EU-Bevölkerung rauchen und der schädliche Alkoholkonsum und die Exposition gegenüber gefährlichen Stoffen sinkt.
  • Früherkennung und Diagnose: Die EU-Mitgliedstaaten sollen dabei unterstützt werden, bis 2025 für 90 % aller Menschen, die für eine Brustkrebs-, Gebärmutterhalskrebs- oder Darmkrebs-Früherkennung infrage kommen, Vorsorgeuntersuchungen anzubieten; Diagnose und Behandlung sollen verbessert werden.
  • Behandlung und Versorgung von Krebskranken: Hier ist nicht allein der Gesundheitssektor gefordert, sondern erforderlich sind das Engagement und die Beteiligung einer Vielzahl von Sektoren und Interessenträgern (z. B. im Bereich Digitaler Wandel).
  • Lebensqualität von Krebskranken und –überlebenden: Die Zahl der Krebsüberlebenden wächst jedes Jahr und wird derzeit auf über 12 Millionen in Europa geschätzt. Darunter befinden sich etwa 300 000 Menschen, die Krebs im Kindesalter überlebt haben. Für die nächsten Jahre erwartet die Kommission, dass diese Zahlen zunehmen. Handlungsbedarf wird v. a. im Hinblick daraufhin formuliert, dass sich Überlebende, ihre Familien und ihre Betreuungs- und Pflegepersonen häufig vor erhebliche Herausforderungen gestellt sehen. Hier soll der EU-Plan gegen den Krebs dazu beitragen, dass Krebspatientinnen und –patienten, die ihre Krankheit überleben, ein langes und erfülltes Leben ohne Diskriminierung und ungerechtfertigte Hindernisse ermöglicht wird.

Für das Erreichen der Ziele des EU-Aktionsplans formuliert die Europäische Kommission die folgenden zehn Leitinitiativen:
  1. 2021 soll ein neues Wissenszentrum für Krebs gegründet und bei der Gemeinsamen Forschungsstelle angesiedelt werden. Damit soll die EU-weite Koordinierung wissenschaftlicher und technischer Initiativen gegen Krebs gestärkt werden.
  2. 2022 soll die europäische Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin ins Leben gerufen werden. Zugleich soll ein „EU-Atlas“ krebsbezogener Bilder entwickelt werden, über den ein breites Spektrum von Interessenträgern im gesamten Ökosystem von Krankenhäusern, Forschenden und Innovatoren Zugriff auf anonymisierte Bilder erhalten soll.
  3. EU4Health 2021-2027 soll in Kombination mit anderen Finanzierungsinstrumenten für die Finanzierung von Maßnahmen die Umsetzung des EU-Aktionsplans in den Mitgliedstaaten unterstützen (z. B. Ausweitung der Impfkampagnen für Mädchen und Jungen gegen das humane Papilloma-Virus).
  4. Teil des Aktionsplans „Europas Plan gegen den Krebs“ ist weiters ein neues von der EU unterstütztes Krebsvorsorgeprogramm, mit dem die Mitgliedstaaten beim Erreichen der Ziele bis 2025 für 90 % der für eine Brustkrebs-, Gebärmutterhalskrebs- bzw. Darmkrebs-Früherkennung infrage kommenden EU-Bürgerinnen und -Bürger Vorsorgeuntersuchungen anzubieten, unterstützt werden sollen, v. a. in den Bereichen: Zugang, Qualität und Diagnostik.
  5. Bis 2025 soll ein EU-Netzwerk onkologischer Spitzenzentren eingerichtet werden, in dem die anerkannten nationalen onkologischen Spitzenzentren aller Mitgliedstaaten miteinander verbunden sind.
  6. Für Ende 2021 kündigt die Europäische Kommission eine neue Initiative „Cancer Diagnostic and Treatment for All“ (Krebsdiagnostik und -behandlung für alle) an. Diese soll dazu beitragen, den Zugang zu innovativen Krebsdiagnoseverfahren und -behandlungen zu verbessern. Im Rahmen dieser Initiative soll die Technologie des „Next Generation Sequencing“ für die schnelle und effiziente Ermittlung der genetischen Profile von Tumorzellen genutzt werden, um Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zu optimieren.
  7. Mit dem Projekt „Genomik im Gesundheitswesen“ sollen personalisierte Ansätze für die individuelle Krebsprävention und -behandlung erleichtert werden, sodass Risiko- und Früherkennung verbessert werden können.
  8. Für 2022 kündigt die Europäische Kommission die Einführung eines elektronischen „Passes für Krebsüberlebende“ an, der die Krankheitsgeschichte der Betroffenen zusammenfassen und die Gestaltung der Nachsorge erleichtern soll. Ergänzt werden soll der Pass durch das virtuelle „europäische digitale Zentrum für Krebskranke“, das mit der im Rahmen von Horizont Europa geplanten Mission „Krebs“ geschaffen werden soll. Damit soll bis zum Jahr 2023 ein standardisierter Ansatz für den freiwilligen Austausch von Patientendaten und die Überwachung des Gesundheitszustands von Überlebenden aufgebaut werden.
  9. Für 2021 kündigt die Kommission die Einführung eines Registers der Ungleichheiten bei der Krebsbekämpfung an, das Entwicklungen, Unterschiede und Ungleichheiten zwischen den Mitgliedstaaten und Regionen erfassen und aufdecken soll. Ergänzend zu den regelmäßigen qualitativen Bewertungen der länderspezifischen Situation soll das Register Herausforderungen und spezifische Maßnahmenbereiche aufzeigen, die als Richtschnur für Investitionen und Interventionen auf EU-, nationaler und regionaler Ebene im Rahmen von Europas Plan gegen den Krebs dienen können.
  10. Für 2021 kündigt die Kommission die Initiative „Hilfe für Kinder mit Krebs“ an, um Kindern Zugang zu einer schnellen und optimalen Früherkennung, Diagnose, Behandlung und Versorgung zu gewährleisten. Die Initiative soll mit Mitteln von EU4Health 2021-2027 gefördert werden. Im Rahmen der Initiative werden Fortbildungen unterstützt und es wird ein Austausch bewährter Verfahren und Standards im Hinblick auf die Versorgung von krebskranken Kindern ermöglicht. Diese Initiative soll die Maßnahmen der neuen Europäischen Referenznetzwerke ergänzen.
Begleitet wird „Europas Plan gegen Krebs“ von einem Arbeitsdokument der Kommissionsdienststellen, in dem 42 Einzelmaßnahmen und deren angestrebte Zieldaten vorgestellt werden.

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