Autor:
Melanie Hutter,
Fotos:
Melanie Hutter
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Umwelt

Die Müllabfuhr taucht ab

Es zischt ein wenig, ein Glucksen ist zu hören, dann sind bald nur mehr die Sauerstoffblasen sichtbar und nur das gelbe Sammelnetz schimmert noch ein wenig durch. Sascha Krüger und sein Team sind im Wolfgangsee abgetaucht, wie so oft nicht zum Spaß, denn sie haben eine Mission: Die passionierten Sportlerinnen und Sportler holen Müll aus unseren Seen – oft Altlasten, aber auch neue Abfälle, die illegal entsorgt wurden. Auch Kurioses findet sich darunter.
 

Als wir Sascha Krüger, Obmann der Salzburger Umwelt- und Abfalltaucher, am Wolfgangsee treffen, begleiten ihn Konny Steidl, Jacqueline Kampner und Alexander Stinglmair, ihr Arbeitsplatz befindet sich in zirka 15 Meter Tiefe, das Interesse der Badegäste ist garantiert. Die Mission: Altlasten vom Seegrund herauf tauchen, denn nicht immer war die Müllentsorgung so gewissenhaft und professionell wie heute. Unseren sauberen Seen haben sich die Hobby-Taucher mit Neoprenanzug und Sauerstoffflasche verschrieben.

Die Arbeit der Abfalltaucher ist sehr wertvoll für unsere Umwelt
Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn
Es gibt fast nichts, was wir nicht finden.
Sascha Krüger, Obmann Umwelt- und Abfalltaucher

77 Kilogramm Müll in zehn Minuten

Nur 20 Minuten Bruttotauchzeit und zehn Minuten netto unter Wasser später kommen die vier Ehrenamtlichen wieder an die Oberfläche. Ihre sechs Netze sind voll mit alten Dosen, Schuhen, Flaschen – und einem alten Stromzähler. Die Waage am Steg belegt: 77 Kilogramm Altlasten, die nun ordentlich entsorgt werden. Meistens schlummern diese Gefahren jahrzehntelang unter Wasser, „aber heute war auch eine relativ neue, zerbrochene Glasflasche dabei. Ziemlich nah am Ufer eine echte Gefahr und natürlich nicht schön“, so Sascha Krüger.

Skurrile Funde und die „Eis-Entsorgung“

Auch Umweltreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Schellhorn warf einen erstaunten Blick in die vollen und schweren Netze: „Unglaublich, was da alles zu Tage kommt. Ich bin froh, dass das Bewusstsein, unsere Seen nicht in Müllhalden zu verwandeln, heute einfach ein besseres ist.“ Denn: Viel Heraufgetauchtes sind Altlasten. Sascha Krüger weiß warum: „Es war früher durchaus üblich, vor allem in entlegenen Gemeinden, den Abfall im Winter auf das Eis zu bringen und dann einfach zu warten, bis sich sozusagen das Problem von selber löst, aus den Augen aus dem Sinn. Deswegen finden wir oft sehr alten Müll, Dosen zum Beispiel, die es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt.“ Dabei bleibt es aber nicht. Die Umwelttaucher bringen alles zu Tage, von Autoreifen über Einkaufswagerl und Fahrräder bis hin zu Tresoren. „Leider immer leer“, lacht das Team.

Staunende Gesichter am Ufer

Das Interesse der Badegäste, wenn die Umwelttaucher ihre „Beute“ am Ufer wiegen, ist jedenfalls enorm. „Viele kommen und fragen, was wir heraufgeholt haben. Wir zeigen das gerne her, weil auch das bewusst macht, wie wichtig es ist, unsere Seen sauber zu halten“, sind sich Sascha, Jaqueline, Alexander und Konny nach der erfolgreichen Unterwassersuche einig. So gesehen eine doppelte Mission im Neoprenanzug: Altlasten ans Tageslicht holen und Bewusstsein schaffen, die Umwelt sauber zu halten – Tauchgang für Tauchgang. REP_200601_70 (mel)

Umwelt; Salzburg; Flachgau; Schellhorn
Info
  • Die Österreichischen Umwelt- und Abfalltaucher, Landesgruppe Salzburg, ist landesweit aktiv. Es gibt noch eine weitere Landesgruppe in Tirol.
  • Obmann ist Sascha Krüger, in Salzburg sind es zirka 16 Taucher, die aktiv den Müll aus dem Wasser holen – im ganzen Land und über die Grenzen hinweg.
  • 800 bis 1000 Kilogramm Müll pro Jahr holen sie herauf, seit der Gründung des Vereins 2014 waren es 4,5 Tonnen bei zirka acht bis zwölf Tauchaktionen pro Jahr.