EU-Flash Nr. 138 vom 15. Oktober 2020

EU-Kommission: Renovierungsstrategie für den Gebäudesektor soll zur Klimaneutralität Europas beitragen

Zentrale Ziele sind: Verdoppelung der Renovierungsquote, Ankurbelung der wirtschaftlichen Erholung und Verringerung von Energiearmut

Am 14. Oktober 2020 hat die Europäische Kommission eine Strategie für eine EU-weite Renovierungswelle im Gebäudesektor vorgelegt. Diese sieht 23 Maßnahmen in folgenden Bereichen vor:
  • Stärkung des Rechtsrahmens und von Renovierungsanreizen für Mietimmobilien
  • Verstärkte Investitionshilfen für den privaten Sektor
  • Beschäftigungsinitiative für Grüne Jobs
  • Nachhaltigkeit im Bausektor (Baustoff-Recycling, Digitalisierung)
  • Bekämpfung/Prävention von Energiearmut (insbes. Altbauten)
  • Öffentliche Gebäude/Infrastruktur
  • Heizen/Kühlen
© Europäische Union / EK
Im Rahmen der Renovierungswelle sollen EU-weit 35 Millionen derzeit nicht-energieeffiziente Gebäude in den kommenden zehn Jahren (bis 2030) saniert werden. Der Gebäudesektor trägt derzeit vor allem durch Heizen/Kühlen zu 40% des Energieverbrauchs und zu 36% der energiebezogenen Treibhausgasemissionen in der EU bei.

Im Zuge des Grünen Deals strebt Europa danach, die Treibhausgasemissionen in der EU bis 2030 um mindestens 55% zu senken: Damit soll das Fundament für die Klimaneutralität Europas bis 2050 gelegt werden.

Die Europäische Kommission geht davon aus, dass ca. 85-95% des jetzigen Gebäudebestands in der EU auch im Jahr 2050 noch genutzt werden.

Daher setzt die nun angestrebte Renovierungsoffensive Maßstäbe für den künftigen Erfolg bei dem Bestreben, Klimagasemissionen und Energieverbrauch in der Europäischen Union nachhaltig zu senken.

Die EU-Renovierungswelle setzt drei Prioritäten:
  • die Bekämpfung von Energiearmut und die Einbindung von Gebäuden mit besonders hohem Optimierungsbedarf in Sachen Energieeffizienz;
  • die Renovierung öffentlicher Gebäude (Schulen, Krankenhäuser, Verwaltungsgebäude usw.);
  • eine Dekarbonisierung im Wärme- und Kältebereich (Heizungen, Klimaanlagen u.ä.).
Abgebaut werden sollen weiters derzeit bestehende Hindernisse für die Renovierung von Mietimmobilien: Hier sollen Informationskampagnen Renovierungsanreize für Eigentümer und Mietparteien setzen. Erwogen werden zudem Finanzierungen mithilfe des EU-Aufbauinstruments NextGeneration EU, das in den kommenden Jahren Impulse für die verstärkte Bekämpfung der Auswirkungen der COVID-19-Krise setzen soll; den Zielen des Grünen Deals - Klimaverträglichkeit und Nachhaltigkeit - wird dabei besonderes Gewicht eingeräumt.

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Der Markt für nachhaltige Bauprodukte (wie z. B. Holz) soll ausgebaut/gestärkt werden. Weiters sollen von der örtlichen Bevölkerung getragene Konzepte zu Rate gezogen werden. Die Entwicklung eines „Europäischen Bauhauses" soll Ansprüche an Baustil, Nachhaltigkeit und erschwingliches Wohnen miteinander kombinieren helfen.

Über die EU-Strategie für eine Renovierungswelle wird als nächstes im Rat, im Europäischen Parlament und im Ausschuss der Regionen beraten werden. In den Debatten wird es um den konkreten Umsetzungsbedarf (legislative und nicht-legislative Maßnahmen), um Finanzierungsmöglichkeiten und um die Einbindung aller Aktionsebenen (EU, Mitgliedstaaten, Regionen, Städte und Gemeinden) für eine zügige und tiefgreifende Renovierungswelle im Gebäudesektor gehen.