Salzburger Landtag fordert: kein „Greenwashing von Atomstrom“

Am 9. März 2022 beriet der Ausschuss für Europa, Integration und regionale Außenpolitik im Salzburger Landtag über einen gemeinsamen Antrag von ÖVP, Grünen und NEOS über „Greenwashing von Atomstrom“.
Hintergrund der Debatte ist der von der EU-Kommission am 31. Dezember 2021 vorgestellte technische Kommentierungsentwurf für einen so genannten „delegierten Rechtsakt“ für den Energiesektor, den die Kommission am 9. März 2022 förmlich angenommen hat.
Er dient der Umsetzung der EU-Verordnung über eine gemeinsame Taxonomie, mit der nachhaltige Investitionen erleichtert werden sollen, die insgesamt 13 Sektoren erfasst.


Das EU-Gesetzgebungsverfahren ist derzeit in der Schwebe

Grund dafür sind verfahrensrechtliche Regeln: Der delegierte Rechtsakt kann nur in Kraft treten, wenn das Europäische Parlament oder der Rat innerhalb einer festgesetzten Frist keine Einwände erheben.
Die Frist für Einwände beginnt mit dem Vorliegen des Rechtsaktes in allen Sprachfassungen und endet regulär nach vier Monaten, wobei es dem Europäischen Parlament und dem Rat offensteht, eine Verlängerung der Prüffrist um zwei Monate zu beantragen.


Was steht im Vorschlag der Kommission?

Mithilfe des von der Kommission vorgelegten delegierten Rechtsaktes für den Energiesektor („Klimataxonomie“) soll es künftig möglich werden, Investitionen in Vorhaben für Kernenergie und Gas als „nachhaltig“ einzustufen.
Hintergrund ist die Einschätzung der Kommission, dass Atomenergie „klimaneutral“ ist und dass Gaskraftwerke, die zunächst mit Erdgas laufen und später auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden können, als „Übergangstechnologie“ auf dem Weg der EU hin zur Klimaneutralität beurteilt werden können. Die Kommission strebt an, dass der delegierte Rechtsakt für die Umsetzung der EU-Taxonomie im Energiesektor zum 1. Jänner 2023 angewendet werden.
Die Aufnahme von Atomkraft und fossilem Gas in die Klimataxonomie würde den Anteil der beiden Energieträger am „Energiemix“ in den Mitgliedstaaten aller Voraussicht nach erhöhen. Der „Energiemix“ gibt die Summe aller genutzten Energieträger (Wind, Sonne, Wasser, Erdwärme, Biogas, Erdgas, Kohle, Atomenergie und ggf. Wasserstoff) wieder.


Salzburger Landtag fordert: kein „Greenwashing von Atomstrom“

Der Salzburger Landtag spricht sich dezidiert dagegen aus, Atomenergie mit einem „grünen“ Pickerl auszustatten, und fordert Landesregierung und Landtagspräsidentin dazu auf, auf Bundes- sowie auf EU-Ebene dagegen zu intervenieren.

Die Debatten im Salzburger Landtag werden – ähnlich wie im Europäischen Parlament und im Ausschuss der Regionen – live im Internet übertragen und können auch im Nachhinein aufgerufen werden.

Salzburger Landtag - die Ausschussitzung am 9. März 2022 kann auch im Nachhinein aufgerufen werden.© Land Salzburg / Neumayr – Leopold

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