Autor:
Stefan Mayer,
Fotos:
Melanie Hutter, SolidShot Film Productions
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Natur

Naturparadies vor der Haustür

Die Salzachauen - unendliche Weiten. Nein, ganz so ist es nicht, aber acht Quadratkilometer ist eine beeindruckende Fläche. Diese acht Quadratkilometer direkt vor den Toren der Stadt Salzburg und im Zentralraum werden in den nächsten Jahren zum Naturparadies. Erlebbar und wunderbar für Mensch und Tier. Das meiste finanzieren EU und Bund, die Au ist und bleibt aber im Besitz des Landes Salzburg.
 

Das prächtige Blau seines Gefieders macht ihn zum Star. Der Eisvogel ist Aubewohner und höchst selten. Eine ganze Schulklasse verfolgt mucksmäuschenstill, wie er im Sturzflug in die glatte Oberfläche des Ausees eintaucht und mit einem zappelnden Fisch im Schnabel wieder abhebt. „Die Kinder sind vollkommen fokussiert bei solchen Erlebnissen. Mit Kescher und Lupe erforschen sie Kleinlebenwesen in den Auwaldtümpeln“, erzählt Sophie Nießner. Die Biologin ist als Naturvermittlerin in der Auenwerkstatt tätig.

Alles mit einer Klappe

Naturschutz, Naherholungsgebiet und Hochwasserschutz werden bei den Salzachauen „neu“ wieder Hand in Hand gehen. „Wie bei vielen Projekten in Salzburg. Dieser dreifache Gewinn für Mensch und Tier hat sich in den vergangenen Jahren bewährt und wird fortgesetzt“, so Landesrätin Daniela Gutschi, die alle Beteiligten miteinbezieht. Schon in wenigen Wochen werden dazu Arbeitsgruppen gebildet, um alle Interessen zu vereinen. 

Für Tier und Mensch

In den Auwäldern an der Salzach brüten seltene Vögel wie der Pirol oder der Eisvogel. Laubfrosch, Springfrosch und andere gefährdete Amphibien leben in vielen kleineren und größeren Gewässern. Morsche Bäume dürfen stehen bleiben, um dem Scharlachkäfer Zeit für seine jahrelange Entwicklung im toten Holz zu geben. Nachts jagen Fledermäuse im Wald und tagsüber spazieren Menschen auf ausgeschilderten Wegen durch die Au. Denn die Salzachauen sind nicht nur Rückzugsraum für vielfältige Natur, sie sind auch Erholungs- und Lernraum für uns Menschen.

Wir wissen genau, was den Menschen in der Region wichtig ist und nehmen darauf Rücksicht.
Landesrätin Daniela Gutschi zum „Jahrhundertprojekt“ Salzachauen.

Natur bekommt Raum zurück

In der Weitwörther Au hat sich seit 2015 bereits viel in Richtung Natur verändert. 300 Hektar sind mit neuem Leben erfüllt, eine Fläche so groß wie die Gemeinde Schwarzach. Seltene Pflanzen und Tiere wie der Mittelspecht sind zurückgekehrt. Gleichzeitig sind sieben Kilometer Besucherwege und ein zwei Kilometer barrierefreier Auenerlebnisweg und die Auenwerkstatt als Bildungs- und Infozentrum entstanden. Doch dies ist nur der Beginn. Denn mit dem Ankauf der Antheringer Au wächst der Naturpark beinahe um das Dreifache.

Gemeinsam umgesetzt

Das Jahrhundertprojekt Naturpark Salzachauen muss viele Interessen vereinen, darunter jene der Anrainergemeinden, aber genauso jene von Landwirtschaft, Nutzungsberechtigten, Naturschutz, Forst, Jagd und Hochwasserschutz. „Wir stehen mit allen Beteiligten und Betroffenen in ständigem Austausch“, so Landesrätin Daniela Gutschi, die bereits in konstruktiven Gesprächen mit allen Beteiligten die weiteren Schritte in die Wege geleitet und zeitlich fixiert hat.

58 Millionen von Land, Bund und EU

Die Kosten für den Ankauf: 37 Millionen Euro. 23 Millionen davon übernimmt die EU, bis zu fünf Millionen der Biodiversitätsfonds des Bundes. Damit beträgt der Anteil des Landes für den Ankauf neun bis maximal 14 Millionen Euro, je nach Förderung des Bundes, die gesamte Au bleibt in Besitz des Landes. REP_221115_60 (sm/mel)

Natur; Flachgau; Gutschi
Info

Antheringer Au „neu“ – der Zeitplan

  • 2022: weitere Abstimmung zwischen Naturschutz, Wasserbau, Gemeinden, Wassergenossenschaften und Nutzungsberechtigten; Reduktion Wildbestand, insbesondere der Wildschweine.
  • 2023: Zustand der Tierarten und deren Lebensräume erfasst. Wasserbau beauftragt die Projektierung und stimmt mit Bayern ab, im Naturschutz starten die Detailplanungen.
  • 2024: wasserrechtliche Bewilligung, technische und finanzielle Genehmigung durch das Bundesministerium sowie Ausschreibung und Vergabe der Bauleistungen. Fertigstellung bis 2026. Wildökologisches Managementkonzept und Einreichung als LIFE-Projekt zur Renaturierung bei der EU.
  • Bis Ende 2024: Bisheriger Grundeigentümer verringert Wildbestand auf ein natürliches Maß und führt die forstliche Betreuung weiter. Auch danach wird es einen Wildzaun geben.
  • 2025 bis 2028: Antheringer Au wird renaturiert und ab 2029 in die Folgebetreuung übergeben.
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