Chronologie einer Belastung

Die Papier- und Zellstofffabrik in Hallein und die Entwicklung ihrer Immissionen in die Salzach


Einleitung

Die Chronologie zeigt über den Zeitraum seit Inbetriebnahme der Papier- und Zellstofffabrik in Hallein, wie die ständige Produktionssteigerung mit gleichbleibenden Technologien zu extremen Belastungen der Salzach führt, und dass vom Beginn der bescheidmäßigen Trendumkehr 1979 vierundzwanzig Jahre vergehen, bis die Sanierung als erfolgreich abgeschlossen bezeichnet werden kann.

Chronologie

1895 Inbetriebnahme der Fabrik. Belastung der Salzach durch Abwässer aus der Papier- und Zellstofffabrik mit ca. 6 t/d BSB5 (100.000 EW60) zusätzlich zu den Abwässern aus Haushalten, Industrie und Gewerbe.

1954 Wassergüte der Salzach bei Vigaun liegt bei I-II; tägliche Emission aus der Zellstoffproduktion von 15-20 t BSB5 (250.000 - 333.000 EW60). Die zahlreichen punktuellen Einleiter aus Hallein und der Stadt Salzburg führen mit den Fabriksabwässern zu einer Gewässergüte von III-IV von Hallein bis zur Saalachmündung. Unterhalb davon erfolgt eine Verbesserung auf II-III.

1967 Produktionssteigerungen bewirken Ablauffrachten bis zu 40 t BSB5 pro Tag /(ca. 667.000 EW60) und Güte IV im Bereich der Stadt Hallein. Bis zur Stadt Salzburg erfolgt eine Verbesserung auf III-IV, unterhalb davon herrscht bis zur Saalachmündung wieder Güte IV. Anschließend erfolgt durch die Selbstreinigung eine Verbesserung auf Güte III bzw. II-III ab Oberndorf.

1971 Anhaltende Produktionssteigerungen führen zur Ausweitung der Flussstrecke mit Güte IV bis in den Stauraum des Kraftwerkes Urstein. Bis zum Beginn des Stadtgebietes von Salzburg erholt sich die Salzach auf Güte III-IV, durch die zusätzliche Belastung aus dem Stadtgebiet reicht die Fließstrecke mit Gewässergüte IV bis zur Saalachmündung. Unterhalb davon kommt es zur Verbesserung auf Güte III-IV, erst ab Oberndorf stellt sich Güte III ein.

1977 Die Zeit der stärksten Belastung der Salzach mit bis zu 84 t BSB5 pro Tag (>  1,480.000 EW60) führt von Hallein durchgehend bis zur Landesgrenze zur Gewässergüte IV.

1979 Die erste bescheidmäßige Begrenzung der Schmutzfrachten aus der Fabrik auf 84 t BSB5 pro Tag zeigt bereits Auswirkungen auf die Gewässergüte des Flusses mit Erreichen der Güte III-IV ab der Saalachmündung und der weiteren Verbesserung auf Güte III bis zur Landesgrenze.

1985 Die weitere Verminderung der Schmutzfrachten auf 54 t BSB5 pro Tag (900.000 EW60) und Kanalbaumaßnahmen zwischen Urstein und der Stadt Salzburg führen zu Gewässergüte III-IV bis zur Saalachmündung. Die Einleitung der lediglich mechanisch gereinigten Abwässer aus dem Stadtgebiet bewirkt rasch wieder Güte IV. Erst ab Oberndorf verbessert sich die Qualität um eine halbe Gütestufe auf III-IV.

1987 Durch die Inbetriebnahme der Großkläranlage Siggerwiesen verbessert sich die Wassergüte der Salzach bei gleichbleibender Belastung aus der Papier- und Zellstofffabrik um eine halbe Gütestufe, sodass die Salzach von Hallein bis zur Landesgrenze Gewässergüte III-IV aufweist.

1988 Durch die Verringerung der organischen Schmutzfrachten auf 20 t BSB5 pro Tag (333.000 EW60) wird erstmals seit rund 30 Jahren an der Landesgrenze wieder Gewässergüte III erreicht. Die Verhältnisse von 1954 bei ähnlicher Schmutzfrachtbelastung können wegen des hohen Ausstoßes von toxischen, den Abbau hemmenden und das Wasser braun färbenden Chlorligninen (mehr als 2,2 t/d gemessen als AOX) nicht erreicht werden.

1989 Die Verlegung der Einleitung der Fabriksabwässer in die Salzach aus dem Stadtbereich in das Unterwasser des Kraftwerkes Hallein bewirkt die umgehende Verbesserung auf Gewässergüte II im Staubereich.

1990 Die Begrenzung der Tagesfrachten von 15 t BSB5 (250.000 EW60) und 1,7 t AOX/d wird eingehalten. Die Gewässergüte der Salzach erreicht erstmals seit 40 Jahren von Hallein durchgehend bis Oberndorf die Stufe II-III. Ab Oberndorf herrscht Güte II.

1991 Ab August ist als eine der wesentlichsten Sanierungsmaßnahmen die chlorfreie Bleiche in Betrieb, wodurch die bescheidmäßig vorgeschriebene AOX-Tagesfracht von maximal 20 kg mit der abgegebenen Menge von 1-2 kg/d deutlich unterschritten wird. Die Salzach wird schlagartig grün.

1993 Durch marktmäßig bedingte Drosselung der Produktion wird die Salzach über einige Wochen mit BSB5-Frachten zwischen 7 und 9 Tonnen belastet, was der Schmutzfracht nach Inbetriebnahme der Brüdenkondensatstrippung, Anaerobie und diverser Kreislaufschließungen in der Fabrik entspricht. Bis zur Einleitung der geklärten Abwässer der Kläranlage Siggerwiesen wurde Gewässergüte II erreicht. Durch das verbesserte Nährstoffverhältnis erfolgt ein verstärkter Abbau der Schmutzfrachten, was die Gewässergüte II-III bis Oberndorf zur Folge hat.

1997 Die Salzach weist bis Vigaun die Gewässergüte II, bei der Hellbrunner Brücke II-III, an der Autobahnbrücke II und in Oberndorf II-III auf.

1999 Fertigstellung der Bauphase I mit Kreislaufschließung, Brüdenkondensatstrippung und Anaerobie. Verringerung der BSB5-Schmutzfracht auf 8 t/d. Im Herbst 1999 weist die Salzach erstmals seit vielen Jahrzehnten durchgehend Gewässergüte II auf.

2002 Baufertigstellung der Aeroben Biologie. Die nach Beendigung der Sanierungsmaßnahmen erlaubte BSB5-Schmutzfracht von 2 t/d entspricht weniger als 2,5% der in früheren Jahren maximal bewilligten Tagesmenge.

2003 Durchgehend und gesichert Gewässergüte II oder besser in der Salzach von der Quelle bis zur Mündung in den Inn

2009 Einstellung der Papierfabrikation.

2013 Umstellung von Papierzellstoffproduktion auf Viskoseproduktion.

2015 Ausbau der Biogasproduktion (Errichtung eines 3. Anaerob-Reaktors).

2018 Weitere Reduktion der, in die Salzach abgeleiteten, BSB5-Fracht.

2020 Bau einer Bioethanolanlage.