Viele Tiere von Affen bis Ziegen Tierdarstellungen sind in der Kunst präsent, seitdem es Kunst gibt. Es gibt neben der harmonischen auch die tödliche Nähe zum Tier: Wir lieben Tiere als Haus- und Lebensgenossen, aber Tiere stehenauch auf unserem Speiseplan. Wir benutzen sie und zeigen in unserem Verhalten ihnen gegenüber nicht unbedingt die Vernunft, die uns angeblich von ihnen unterscheidet. Tiere als treue Gefährten des Menschen (Haustiere), als Partner und „Werkzeug“ wie Pferde, aber auch Tiere als Nahrungsmittel – all das ist zu sehen, ordentlich nach Tiergattungen gruppiert, so wie auch im Katalog, der mit Hunden, Pferden und Katzen beginnt, über Wildtiere wie Löwen, Tiger und Zebras zu weiteren Haustieren und Geflügel bis zu Wassertieren alles abbildet, was im Traklhaus zu sehen ist. Die Ausstellung beansprucht jedoch weder zoologische noch künstlerische Vollständigkeit. Es können auch nicht alle bedeutenden, lebenden Künstler, die sich viel mit dem Thema auseinandergesetzt haben, vertreten sein – der Raum der Salzburger Landesgalerie (mit dem Hof des Traklhauses) und unsere finanzielle Situation sind der Rahmen und die Begrenzung; aber 133 Arbeiten, die seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts bis 2011 entstanden sind, von 109 Künstlerinnen und Künstlern aus Salzburg, Österreich, Europa, Amerika und Asien, und über 50 Tierarten und Gattungen sind jedoch für uns wirklich ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung ist zum Glück nicht unsere Aufgabe und bei solchen Themen in der Kunst eigentlich nicht möglich; das ist das Positive an diesen selbstdefinierten Kriterien: Es geht um Tiere in Kunstwerken – zum einen um „richtige“, echte Tiere und zum anderen um von Künstlern erfundene Kreaturen, Fantasiegeschöpfe (von Gelitin bis Fischli und Weiss). In erster Linie wurden Arbeiten ausgesucht von Künstlern, die sich viel und variationsreich mit Tieren beschäftigt haben; aber es gibt auch Ausnahmen, wie zum Beispiel Antony Gormley, der fast ausschließlich den menschlichen Körper, hauptsächlich seinen eigenen, thematisiert. Sein Hund ist in der für ihn typischen Arbeitsweise aus Metallkugeln gebaut. So wie in den Jahrtausenden seit der Höhlenmalerei behandeln auch die Künstler/innen dieser Ausstellung Tiere in einem unterschiedlichen Spektrum: Sie wollen manchmal die Idylle einer heilen Welt zeigen (Schafe auf der Weide, der wachende Hund vor seiner Hütte, pickende Hühner …), den dargestellten Tieren große Bedeutung, Wichtigkeit, Bedrohung und Macht verleihen (der Tiger von Max Klinger oder die Spinne von Louise Bourgeois, Peter Koglers Ameisen …), Ironie und Witz ausdrücken (von Siegfried Anzinger über Paul Flora bis zu Erwin Wurm) oder das Leiden der Tiere, für das der Mensch verantwortlich ist, zeigen (der kleine Löwe hinter Gittern von William Kentridge oder die mit einem Tuchzusammengebundenen Hähne im Video von Anna Jermolaewa). Das Tier als reines Nahrungsmittel, in essbarer Verarbeitung, haben wir vor zwei Jahren in unserer Ausstellung „Mahlzeit“ gezeigt und deshalb, wie auch Stillleben mit toten Tieren, weggelassen. Wie in den anderen thematischen Ausstellungen der Galerie im Traklhaus werden Arbeiten renommierter Künstlerpersönlichkeiten mit Werken von jüngeren Kunstschaffenden und Salzburgern kombiniert. Ich habe wieder Kunstwerke von Künstlern, mit denen in den vergangenen Jahrzehnten zusammengearbeitet wurde, ausgesucht – fast alle vertretenenlebenden Künstler/innen waren bereits mehrmals im Traklhaus präsent. Danke, dass mir seltene Schätze und Frühwerke geborgt wurden. Es wurde wieder auf eine Vielfalt von Techniken Wert gelegt, von Malerei und Graphik – diesmal eindeutig der Schwerpunkt – über Fotografie und Video (vor allem kürzere Filme, die der Betrachter in so einer umfangreichen Gruppenausstellung auch anschauen kann) und zahlreiche Skulpturen und Objekte (viel aus textilen Materialien, und auch die Keramik wurde integriert). Im Hof des Traklhauses werden eine mehr als fünf Meter hohe, aufblasbare Hühnerfigur der Salzburger Künstlergruppe bildkombinat bellevue und ein Hund aus Kunststoff mit seiner viel zu kleinen Hütte von Sebastian Weissenbacher aufgestellt. Sogar das WC neben dem Studio-Raum ist mit einbezogen, um „im passenden Ambiente“ Judith Pichlmüllers Kakalaken-Video zu präsentieren. Die meisten Arbeiten zeigen wirklich nur Tiere, wenig Mensch und Umgebung. Es ist eine dichte, abwechslungsreiche Ausstellung, die durch die Qualität der einzelnen Werke wirkt. Sie soll begeistern, zum Schmunzeln und vielleicht auch zum Nachdenken anregen. Dank der zahlreichen Leihgaben aus dem Museum der Moderne/Rupertinum können auch Grafiken von renommierten Künstlern integriert werden, wie z.B. Max Ernst, Paul Klee, Alfred Kubin und Pablo Picasso, in deren Werk Tiere einen großen Stellenwert haben. Aus dem Salzburg Museum können wir eine bis jetzt noch nicht ausgestellte Zeichnung von Hans Makart und einen Ridinger-Kupferstich zeigen. Die meisten Werke wurden direkt von den Künstlern ausgeborgt; ihnen und den Galerien und Sammlungen, die uns Arbeiten zur Verfügung gestellt haben, sei ebenfalls gedankt:
Einige Beispiele von Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sein werden: In den Bildern von Siegfried Anzinger kommen immer wieder viele Tiere vor. Wir zeigen eine größere Leinwand aus einer Privatsammlung und 2 Arbeiten auf Papier. Attersee borgt vier frühe Papierarbeiten, die ab den 60er Jahren entstanden sind; von Gunter Damisch kommt ebenfalls eine sehr frühe Arbeit: ein Triptychon auf Leinwand aus 1979. Die Galerie Ropac stellt uns Bronzen, Malerei und Graphik ihrer Künstler zur Verfügung von Donald Baechler, Rona Pondick, Tom Sachs, Not Vital und Andy Warhol. Im Werk der Keramikkünstlerin Rosemarie Benedikt tauchen sehr viele Katzen, Fische und ihre speziellen Nasenbären auf, sie ist mit drei Arbeiten vertreten. Von Louise Bourgeois und William Kentridge werden Druckgrafiken (eine Spinne und ein Löwe) aus privaten Sammlungen ausgestellt. Jim Dine ist ebenfalls mit einer großformatigen Druckgrafik vertreten, die meine Eule und einen Raben (wie er sie auch hier in Salzburg zusammen mit dem Untersberg gezeichnet und gemalt hat) zeigt. Videoarbeiten kommen von den Salzburgern Gertrud Fischbacher,Judith Pichlmüller und Manfred Grübl, weiters von Edgar Honetschlägerund dem Schweizer Künstlerduo Fischli und Weiss (wir zeigen die zwei Filme, in denen die Künstler als Ratte und Panda verkleidet agieren). Stofftiere, vor allem Kombination auf verschiedenen Tieren, nehmen im Werk der Künstlergruppe Gelitin einen großen Raum ein,es können einige kleinere Arbeiten hier ausgestellt werden. Gerold Tusch hat in seine Keramikarbeit auch zusammengenähte Teile von Plüschtieren integriert. Gudrun Kampl arbeitet ebenfalls viel mit textilen Materialien, bevorzugt Samtstoff; sie zeigt eine für ihr Werk typische riesengroße Spinne, die mit einem Messgewand bekleidet ist. Edgar Honetschläger hat mit seinen bekleideten Hühnern 2006 großes Aufsehen erregt. Von Peter Kogler kommt ein großformatiges Ameisenbild. In den Arbeiten von Alois Mosbacher tauchen immer wieder Tiere auf; er ist nicht mit Hunden, sondern mit einer Installation aus Hühner-Bildern und einem großen Spinnenbild präsent. Die drei von der Salzburger Lebenshilfe und Laube betreuten Künstler Martha Schöndorfer, Gerhard Maurer (der auch an den von der Galerie im Traklhaus organisierten Salinensymposien teilgenommen hat), Wolfgang Mösenbacher und Peter Schnitzhofer sind mit Arbeiten auf Papier und Leinwand vertreten. Auch eine Fotoarbeit des weltberühmten Künstlers der jüngeren Generation, Gabriel Orozco können wir zeigen. Diesmal ist auch Walter Pichler mit zwei Arbeiten auf Papier dabei. Von Werner Reiterer ist eine Katze, die „durch Druckluft an die Decke gepresst wird“, zu sehen. Der Salzburger Lois Renner hat für seine Ausstellung im Traklhaus vor zehn Jahren eine Fotoserie mit Pferden am Waagplatz geschaffen, aus der eine Malerei, die wieder in Fotografie umgesetzt wurde, entstanden ist. Deborah Sengl borgt uns eines ihrer großen ausgestopften Tierkombinationen (Löwenkopf mit Antilopenkörper). Manfred Wakolbinger stellt zwei seiner Unterwasserfotos aus. Erwin Wurm ist mit einer neunteiligen Serie mit Zeichnungen (u. a. „Me as a Dog“) vertreten.
Künstler bei der Vernissage:

Fest zur Festspieleröffnung am 24. Juli: Lesung von Erwin Einzinger:


| | Tiere in der Kunst Ausstellungsansichten:

Gerhard Treml, Anna Jermolaewa (Video), Alois Mosbacher (oben), Edgar Honetschläger, Markus Wiilfling

Rudolf Schönwald, Katharina Fink, Günter Brus, Walter Pichler

Pablo Picasso, Bele Marx, Tone Fink (oben), Alfred Kubin, Martin E. Ridinger, Ingrid Schreyer

Manfred Wakolbinger (Farbfotografie), Julie Hayward (Objekt: Keramik, Plexiglas), Gudrun Kampl ("Spinne", roter Plüsch)

Not Vital (Bronze), Franz Blaas, Ivan Argote, Lois Renner (großes C-Print), Siegfried Anzinger (Leinwand, rechts), Rona Pondick (Bronze, rechts hinten)

Hans Pollhammer, Annerose Riedl (Bronze),Cornelius Kolig (5 Katzen- bilder), Gerhard Maurer, Tone Fink, Tom Sachs

Joseph Beuys, Janz Franz, Eva Mazzucco, Kiki Smith

Gunter Damisch (2-teilige Leinwand), Deborah Sengl (Tierpräperat)

Manfred Grübl, Barbara Eichhorn, Kurt Moldovan, Hans Makart, Franz von Pausinger, Adam Klein, Antony Gormley ("Dog", Eisen)

Lois Renner, Paul Renner, Siegfried Anzinger, Gerhard Maurer, Siegfried Anzinger

Judith Pichlmüller im neuen "Project Space"

Sebastian Weissenbacher, „Urbanes Idyll“, 2000, Styropor, Epoxiharz, Kunstharzlack, 145 x 225 x 45 cm
einige Arbeiten aus der Ausstellung:

Herwig Bayerl „Rauriser Dachschaf", 1982, Mischtechnik, 100 x 70 cm aus der Sammlung des Landes Salzburg

Franz Blaas „Pferd", 1998, Kreide auf Holz, 86,5 x 57 cm Privatsammlung Salzburg

Gunter Damisch „Der Hase und der Igel", 1979/80, Acryl auf Leinwand, 145 x 112 cm

Gelitin, ohne Titel, 2006, diverse Materialien (Wolle, Stroh), 19 x 76 x 5 cm Privatsammlung Salzburg

Julie Hayward, „sleeping along 1999", Porzellan, Plexiglass, 20teilig, je 30 x 40 cm Austellungsansicht: Kunstbunker Tumulka

Janz Franz „Jaguar", 2001, Acryl auf Leinwand, 140 x 105 cm Privatsammlung Salzburg

Gudrun Kampl „Spinne", 2006/2011, Plüsch, liturgisches Gewand, ca. 350 x 350 cm Courtesy: Galerie Steinek, Wien

Max Klinger „Eva und die Zukunft: Erste Zukunft", 1879-1880, Radierung, 35,5 x 23 cm, 51,5 x 35 cm Courtesy: Museum der Moderne, Salzburg

Peter Kogler, ohne Titel, 2002, Lack auf Kunststofffolie, 120 x 120 cm

Gerhard Maurer, „Pferd“, 2010, Ölkreide auf Papier, 42 x 59 cm Privatsammlung Salzburg

Walter Pichler, „Artur lacht über Paul mit seinem Fisch“, 1976, Bleistift, Tusche auf Papier, ca. 59,5 x 42 cm Privatsammlung Salzburg

Lois Renner „Die Geschichte vom Pferd, 2000/2005, C-Print (Diasec), 170 x 105 cm Courtesy: Galerie Mario Mauroner, Wien, Salzburg

Deborah Sengl, „Der Löwe - als Räuber - ertarnt sich die begehrte Beute" (Oryxlöwe), 2009, Tierpräparat, lebensgroß Foto: Galerie M. Deschler, Berlin

Manfred Wakolbinger „Porzellankrebs (Porcellanella triloba) auf Seefeder, Ambon/Indonesien", 2009, Laserprint, 105 x 150 cm
 Felix Waske, ohne Titel, 2011, Buntstift, Bleistift, Tusche und Aquarell auf Papier, 50 x 32,5 cm
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