Die Ausstellung wurde im Herbst bereits in Bremen, im Rahmen der Salzburg-Präsentation, gezeigt. Sie kam durch eine Zusammenarbeit mit dem Bremer Künstlerbund und dem Direktor des Sammlungsmuseums Weserburg zustande. In Bremen waren die Arbeiten der 32 Künstler in der „kleinen Gleishalle am Güterbahnhof" präsentiert – der Name trügt, in Wirklichkeit in einer sehr großen Halle mit sehr viel Ausstellungsfläche. Im Traklhaus werden die Werke der Salzburger und Bremer reduziert und in einen engeren Dialog gestellt.
Die 32 Künstler zeigen recht unterschiedliche Arbeiten, die thematisch gut zusammen passen, auch aufeinander Bezug nehmen, in verschiedenen Techniken angelegt sind, von Malerei und Zeichnung über Fotografie und einigen Video-Arbeiten bis zu Objekten und Installationen. Für die große Halle in Bremen wurden Werke ausgewählt, die sich dort behaupten und später auch in der Galerie im Traklhaus gut zu präsentieren sind. Es war von Anfang an klar, dass es sich bei diesen beiden Ausstellungsorten um einen totalen Gegensatz handelt; das war der Reiz an dem Projekt: Großteils dieselben Werke zuerst auf 3.000 und dann auf 300 m² in einen intimeren Dialog zu setzen. Die Bremer haben zu Hause mehr gezeigt und mussten deshalb für Salzburg reduzieren. Bei der Auswahl der Bremer Arbeiten hat der Kurator, der Direktor des Museums Weserburg, Dr. Carsten Ahrens, einen Schwerpunkt auf Malerei gelegt. Vor allem figurative Bilder sind zu sehen von Tom Gefken (Objektkästen, die in 2 bis 3 Schichten bemalt und collagiert sind), Marie S. Ueltzen (ein großer Frauenkopf „mit sichtbarem Gehirn"), Gertrud Schleising (die ebenfalls ihre Leinwände mit textilen Accessoires gestaltet), Herwig Gillerke (kombiniert seine Figuren mit Schriftzitaten), Johann Büsen (auch farbintensive Malerei auf Leinwand mit technischen Details) und Achim Locke, dessen schmale Leinwände, wie Blicke aus einem fahrenden Zug wirken. Sibylle Springer und Achim Bertenburg sind zufällig nebeneinander gehängt mit abstrakten Bildern vertreten. Jub Mönster zeigt kleinformatige Aquarelle: auf den schmalen Querformaten sind Pläne von Pariser Buslinien, wie sie in den grünen Bussen oben angebracht sind, mit jeweils einem Paar überlagert. Wolfgang Zach ist mit Drucken, die wie Bleistiftzeichnungen wirken, von Weltraumbildern vertreten. Auch Christian Haake ist mit zwei kleinen Drucken, das eine davon eine gefaltete Zeitungsseite, vertreten. Mia Unverzagt zeigt eine Farbfotografie aus ihrer Serie „Kittelschürze". Marikke Heinz-Hoek und Stefan Jeep haben für die Ausstellung in Salzburg Video-Arbeiten ausgewählt. Hanswerner Kirschmann hat für seine Installation aus Spannplatten und einer Wandzeichnung zwei intensive Arbeitstage in Salzburg aufgewendet. Horst Müller hat eine Fotografie mit einem Bronze-Objekt auf einem Linoleumstück kombiniert.
Nun zu den Salzburgern, die zwischen 1960 und 1985 geboren sind. Der jüngste, David Eisl, zeigt drei echt wirkende Hände auf Stativen. Die Besucher können ihnen die Hand geben und werden somit gezählt. Ebenfalls im Raum steht der mit Fotos von mexikanischen Polizisten beklebte Paravent von Manfred Grübl; die lebensgroßen, schwer bewaffneten Männer scheinen die Ausstellungsbesucher aufzuhalten. Peter Fritzenwallner hat – wie Judith Rohrmoser – seine Arbeit in Bremen geschaffen. Aus Textteilen von Georg Trakl und den Gebrüdern Grimm fertigte er Transparente an, die bei der Vernissage durch das Bahnhofsareal getragen wurden. Für Salzburg bereitete er eine andere kulinarische Arbeit vor: Die Buchstaben und Wörter der beiden Schriftsteller wurden aus Teig ausgestochen und gebacken. Judith Rohrmoser war etwas enttäuscht, dass ihre fast pornografische Wandmalerei in Bremen so wenig Aufsehen erregte; vielleicht gelingt es ihr in Salzburg? Die große collagierte Zeichnung von Gunda Gruber lässt architektonische Elemente, Wörter und technische Dinge überlagert erkennen, so wie die Künstlerin in den vergangenen Jahren erfolgreich Wandgestaltungen realisiert hat. Georg Bernsteiner hat Schwarz-Weiß-Zeichnungen vorgeschlagen, dichte Blätter, voll von realistischen Details und viel Assoziationen und Phantasie. Die Malereipositionen: Eva Wagner zeigt große, vielschichtig angelegte Leinwände auf denen sportliche Männer zu erkennen sind und Christina Breitfuß hat abstrakte, vegetabile Formen auf Holzscheiben gemalt und diese Baumteile zu einer vielteiligen Arbeit kombiniert, in der auch einige Bilder auf Leinwand integriert sind. Stefan Wirnsperger zeigt ein Aquarium, auf dessen Glaswand er Fische und andere Meerestiere wie ein Schwarm gemalt hat. In das Wasser wird bei der Vernissage langsam rote Farbe getropft bis es dunkelrot ist. Der technische Schwerpunkt liegt wieder einmal auf der Fotografie: Elisabeth Wörndl hat eine dichte Serie aus Details von Grabsteinen (Porträtfotografien, Textfragmente und Blumen) des venezianischen Friedhofs ausgewählt. Gertrud Fischbacher hat eine Serie, die diesmal nicht von Grün, sondern der Farbe Blau dominiert wird, vorgeschlagen. Die Fotos zeigen menschenleere, nordische Wasserlandschaften. Florian Gruber ist mit vier kleinen Farbfotografien von Bergen aus seiner Heimat vertreten. Der Blick von oben, aus der Luft auf die verschneiten Gipfel lässt die alpine Landschaft grafisch erscheinen. Die wie Kunststoffteppiche hergestellten Schriftbilder von Ulrich Nausner, die auf dem Parkett im Traklhaus mehr auffallen, sind mit Textfragmenten aus amerikanischer Zigarettenwerbung bedruckt. Daniel Leidenfrost zeigt in einer kleinen Installation seine Arbeitsweise: Vom hinterleuchteten Architekturmodell aus Karton und Kunststoff, über Zeichnungen bis zu einer Fotografie in einem Leuchtkasten, die wieder eine realistisch wirkende Stadtlandschaft aus Karton zeigt. Von Bele Marx gibt es quadratische Schwarz-Weiß-Fotografien zu sehen. Erst aus der Nähe erschließen sich hinter den grafischen Linien die Metallkleiderbügel, das Ergebnis einer Rauminstallation. Die Jahresstipendiatin des Landes Salzburg 2012, Barbara Musil, zeigt einen raffinierten Zeichentrickfilm. Die realen Protagonistinnen agieren vor einem gemalten Hintergrund.
Vernissage, 17. Jänner 2013: Eröffnungsrede
Von links: Achim Locke, Hanswerner Kirschmann, Peter Fritzenwallner, Gunda Gruber, Tom Gefken, Christina Breitfuß, Herwig Gillerke, Gertrud Fischbacher, Dr. Helmut Gerlich (Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland), Ulrich Nausner, Elisabeth Wörndl, Barbara Musil, Judith Rohrmoser, Dietgard Grimmer
Christina Breitfuß
Gertrud Fischbacher
Peter Fritzenwallner
Tom Gefken
Herwig Gillerke
Gunda Gruber
Hanswerner Kirschmann
Achim Locke
Ulrich Nausner
Judith Rohrmoser und Barbara Musil
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Ausstellungsansichten Traklhaus Johann Büsen, Eva Wagner, Manfred Grübl, Achim Locke
Florian Gruber, Gertrud Fischbacher, Sibylle Springer
Achim Locke, David Eisl
Bele Marx, Herwig Gillerke, Ulrich Nausner
Jub Mönster, Gunda Gruber, Tom Gefken
Barbara Musil, Gertrud Schleising
Wolfgang Zach, Marie S. Ueltzen, Stefan Wirnsberger, Christina Breitfuss, Peter Fritzenwallner
Ausstellungsansichten Bremen: Breitfuß Christina, „44“, 2010-12, 4 Acryl auf Leinwand (24 x 18 cm), Brandmalerei auf 40 Holzscheiben mit Rinde (Durchmesser 16 - 28 cm)
David Eisl, „Vertreter Eisl", 2012 Silikon, Alustative, elektronischer Zähler, Reedkontakt, Plexiglas, Höhe ca 130 cm
Peter Fritzenwallner, Transparent aus der Performance, 2012
Ausstellungsansicht Tom Gefken
Manfred Grübl, „Spanische Wand", 2012 (Paravent) Fotodruck auf Holz, Nadelstreif 190 x 360 cm
Christian Nils Haake, „Rossi", 2009 Holz, MDF, Glas, Lack
Einzelne Werke: Bele Marx, ohne Titel, 2012, C-Print auf Hartschaumplatte, 120 x 120 cm
Stefan Wirnsperger, „Wasser im Mund", 2011, Glasmalerei, Aquarium, Lebensmittelfarbe, 10 x 100 x 40 cm
Elisabeth Wörndl, „Cimetero", 2012, 68 Farbfotografien, je 30 x 21 cm
Gertrud Fischbacher, aus der Serie „landscape story", 2012, C-Prints, je 30 x 40 cm
Marie S. Ueltzen, „Interview mit einer Frau mit sichtbarem Gehirn", 2012 Malerie und Stickerei auf Jute
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