Geschichte des Bezirkes


Der Flachgau als der nördlichste der fünf Gaue des Bundeslandes Salzburg liegt nicht nur zentral in der Landschaft des Salzburger Beckens, sondern reicht auch weit in das Bergland des Salzburger Salzkammergut-Anteiles hinein. Sein topografisches Aussehen ist zum überwiegenden Teil jedoch nicht "flach", sondern vielmehr ein Hügelland, in das sich Seen, Moore, Aulandschaften, aber auch Voralpenberge harmonisch einbetten.

Seine Gesamtfläche beträgt 100.416 ha, die zu 80 % aus Wald und Grünland, die landwirtschaftlich genutzt werden, bestehen.

Der Flachgau verfügt über 37 Gemeinden, als Bezirksverwaltungsbehörde sorgt die Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung für die Ausübung der Hoheitsverwaltung auf Bundes- und Landesebene in erster Instanz.

Der Flachgau umringt das Gebiet der Landeshauptstadt Salzburg nahezu ringförmig, wobei sich auf Grund dieser Situation viele Wechselbeziehungen zwischen Stadt und Land ergeben. So wählen insbesondere seit den letzten beiden Jahrzehnten immer mehr Stadtbewohner Flachgauer-Orte als ihre neue Heimat, sodass sich die Wanderungsbilanz in sehr hohem Ausmaß für den Flachgau zu Buche schlägt.

Anfang der Sechzigerjahre waren im Flachgau rund 70.000 Menschen wohnhaft, 2000 waren es rund 135.000 und 2010 steht der Bezirk bereits bei 143.000 Einwohnern. Diese rasante Bevölkerungsentwicklung wird weiter anhalten, wobei bereits in wenigen Jahren der Flachgau mit der Bevölkerungszahl der Landeshauptstadt gleichziehen wird.

Siedlungsfunde, unter anderem am Plateau des Schlossberges von Mattsee und am Wachtberg im Oichtental, dokumentieren, dass der Flachgau bereits in der Jungsteinzeit besiedelt war. In der Bronzezeit bevölkerten die Menschen der sog. Urnenfelderkultur den Flachgau und vermischten sich mit den in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten auch im Flachgau beherrschend werdenden Kelten. In der Römerzeit entstanden wirtschaftlich bedeutende Ansiedlungen, die nach den Stürmen der Völkerwanderungszeit im Zuge der bajuwarischen Landnahme weiter ausgebaut wurden. Ab der Besiedlung des Flachgaues durch die Bajuwaren zählte der Flachgau - wie auch die übrigen Teile des heutigen Bundeslandes Salzburg - zum Herrschaftsbereich der Bayernherzöge, wobei die Teile des Flachgaues durch Gaugrafen zur Rechts- und Friedenswahrung als königliche Amtsträger verwaltet wurden. Nach Übernahme der weltlichen Macht durch die Erzbischöfe des Hoch- und Erzstiftes Salzburg wurden die alten Adelsgeschlechter in der Führung der Grafschaften durch kirchliche Vögte und später durch Pfleger abgelöst. Als im 14. Jahrhundert die territoriale Landwerdung Salzburgs als souveränes geistliches Fürstentum im Verband des heiligen römischen Reiches deutscher Nation abgeschlossen war, wurde die Verwaltung des heutigen Flachgaues im Rahmen der Pfleggerichtsbezirke wahrgenommen. Mehrere Pfleger und Landrichter verwalteten den Flachgau und übten in ihrem jeweiligen Amtsbereich sowohl die Verwaltung als auch die Gerichtsbarkeit bis zum Ende der Selbständigkeit des Fürstentums Salzburg im Jahre 1803 aus.

In kultureller Hinsicht haben vor allem in der Barockzeit namhafte Künstler, wie der Bildhauer Guggenbichler, der Erbauer des Hochaltars der Pfarrkirche Straßwalchen, oder der nicht minder bekannte Baumeister Johann Bernhard Fischer von Erlach, Erbauer des eindrucksvollen und in seiner Anlage einzigartigen Schlosses Klessheim, ihre Spuren hinterlassen.  

                

In volkskultureller Hinsicht hat der Flachgau viel zu bieten; in regional sehr unterschiedlicher Weise sind die Bräuche und Gewohnheiten prägend für den jeweiligen Landesteil. So beherrschen beispielsweise an der Salzach in Oberndorf die Schifferbräuche,

             

in anderen Bereichen prachtvoll geschmückte Pferde und Reiterumzüge das kulturelle Leben. Das Apperschnalzen als einer der für den Flachgau typischen Bräuche wird fast ausschließlich in den Gegenden nahe der Salzach und Saalach ausgeübt. Durch das laute Knallen der Peitschen sollen die bösen Geister des Winters vertrieben und Boden und Flur zu neuem Leben erwachen, aber auch die auf keltische Wurzeln zurückgehenden Perchtenumzüge haben sich im Flachgau als fester Bestandteil örtlichen Brauchtums erhalten; auch durch sie sollen die bösen Geister und Kräfte vertrieben werden und durch Beschwörungen Glück und Segen einkehren.

Eine besondere Rolle ist auch dem Wallfahrtsbrauch zugewiesen, im Rahmen dessen bedeutende Wallfahrtsorte wie Maria Plain in Bergheim,

St. Leonhard bei Grödig, die Kolomannskirche auf dem Kolomannsberg, Maria Bühel in Oberndorf und nicht zuletzt auch die Wolfgang-Heiligtümer auf dem Falkenstein in St. Gilgen entstanden. Allein die Wallfahrt auf den Falkenstein zählte im 16. Jahrhundert über 100.000 Pilger und damit war dieser Ort nach Rom, Santiago de Compostella und Aachen in dieser Zeit der viertgrößte Wallfahrtsort der Christenheit.

In diesem Gau in Arnsdorf und Oberndorf durfte aber auch im Jahre 1818 das in der Welt am meisten bekannte Weihnachtslied "Stille Nacht - Heilige Nacht", komponiert von Franz Xaver Gruber und geschrieben von Josef Mohr, entstehen.

In wirtschaftlicher Hinsicht gehört der Flachgau  zu den Spitzenbezirken Österreichs, wobei die Land- und Forstwirtschaft noch immer eine große Rolle spielt.

Inmitten des Salzburger Beckens, an der Grenze zum Freistaat Bayern liegend, nimmt der Flachgau auch verkehrsstrategisch eine bedeutende Funktion ein. Im Flachgau wurden, diesem Erfordernis Rechnung tragend, qualitativ hochwertige Verkehrsverbindungen eingerichtet, die aber auf die geografischen und landschaftlichen Gegebenheiten Rücksicht genommen haben, sodass die Einzigartigkeit dieser Landschaft gewahrt blieb. Die enge wirtschaftliche Verknüpfung mit der Stadt Salzburg, das im Norden des Flachgaues angrenzende Bundesland Oberösterreich sowie die Grenzlage zur BRD werden zu einem weiteren und verstärkten Ausbau dieser Verkehrsverbindungen verpflichten.

Hofrat Mag. Reinhold Mayer
Bezirkshauptmann