Digitaler Wandel: Europa auf dem Weg zur Datenwirtschaft

Europa ist aktuell Spitzenreiter beim Einsatz von KI (Künstlicher Intelligenz) in der verarbeitenden Industrie. Mehr als die Hälfte der führenden Hersteller setzt in der Produktion an mindestens einer Station eine KI-Anwendung ein, gefolgt von Japan (30 %) und den USA (28 %), das geht aus dem Weißbuch zur Künstlichen Intelligenz hervor, das die Europäische Kommission am 27. Februar 2020 vorgelegt hat.

Um Europa auf dem Weg zur Datenwirtschaft auch künftig für den globalen Wettbewerb zu stärken und zugleich fair und sicher zu gestalten, sollen in den kommenden fünf Jahren (bis 2025) gezielte Maßnahmen auf EU-Ebene ergriffen werden. Diese Ziele hat die Europäische Kommission kurz zuvor am 19. Februar 2020 in ihrer Mitteilung für eine Europäische Datenstrategie formuliert.

COVID-19-Krise verleiht Digitalem Wandel zusätzliches Gewicht

Welche Bedeutung eine Strategie für den Digitalen Wandel für die Gesellschaft entfalten kann, zeigt sich in der gegenwärtigen COVID-19-Krise mit besonderer Deutlichkeit: Die Tragfähigkeit und die Sicherheit von Netzinfrastrukturen erhalten angesichts der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Erregers COVID-19 ein neues Gewicht, denn wesentliche Sektoren von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft stellen derzeit – wo möglich - ihre  Tätigkeit auf Telearbeit um.
Im Bildungsbereich und in der Forschung gewinnen Online-Formate massiv an Bedeutung, Waren und Dienstleistungen erreichen ihre lokalen Kundinnen und Kunden ebenfalls auch über neue Online-Formate.
 

Anpassungen  an den Digitalen Wandel in Europa laufen auf Hochtouren

Am 24. März 2020 verständigte sich EU-Binnenmarktkommissar Breton mit europäischen Telekombetreibern und dem Mobilfunkverband GSMA in einer Videokonferenz über die Netzstabilität am EU-Binnenmarkt. Kurz nachdem große Internetplattformen wie Youtube und Netflix auf Initiative der Kommission am 20. März 2020 ihre Übertragungsraten gedrosselt haben, sind bereits deutliche Verbesserungen in der Netzstabilität zu beobachten. Die Notwendigkeit für Maßnahmen wird von der Europäischen Netzagentur BEREC überwacht.

Wichtig für die technologische Unabhängigkeit Europas

Nach Einschätzung der Europäischen Kommission hat der Digitale Wandel große Bedeutung für die technologische Unabhängigkeit Europas. Diese beginnt mit der Gewährleistung der Integrität und Widerstandsfähigkeit unserer Dateninfrastrukturen, -netze und -kommunikation. Dafür müssen die richtigen Bedingungen geschaffen werden. Auch die Fähigkeit Europas, im digitalen Zeitalter seine eigenen Regeln und Werte zu definieren, wird nach Einschätzung der Kommission durch diese Kapazitäten gestärkt.

Die technologische Unabhängigkeit Europas bietet so die Möglichkeit, den Schwerpunkt auf das zu legen, was für die Menschen in Europa und für das europäische Sozialmodell benötigt wird.
Die Kommission unterstreicht, dass die EU unabhängig davon für jeden Wirtschaftsakteur offen bleibt, der bereit ist, die europäischen Vorschriften und Normen einzuhalten.

Bis 2025 sollen drei Hauptziele verfolgt werden:
  • eine Technologie im Dienste der Menschen,
  • eine faire und wettbewerbsfähige Wirtschaft,
  • eine offene, demokratische und nachhaltige Gesellschaft.
Umgesetzt werden sollen diese übergreifenden Ziele mithilfe von 28 Schlüsselmaßnahmen, die die Europäische Kommission in ihrer Mitteilung „Gestaltung der digitalen Zukunft Europas“ vom 19. Februar 2020 vorstellt, u. a.
  • das Weißbuch zur künstlichen Intelligenz vom 19. Februar 2020,
  • die Europäische Datenstrategie vom 19. Februar 2020,
  • Maßnahmen für KMU rund um die Industriestrategie vom 10. März 2020,
  • oder auch die Förderung elektronischer Patientenakten auf der Grundlage eines gemeinsamen europäischen Austauschformats (ab 2022).
Für die Umsetzung herangezogen werden könnten ab 2021 das EU-Förderprogramm Digitales Europa, die Inanspruchnahme der InvestEU-Garantie sowie der Strukturfonds und des Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums sowie weitere gezielte EU-Finanzierungsprogramme. Wichtige Investitionsprioritäten sieht die EU-Kommission in Europa beim Netzausbau (Konnektivität), bei Start-up-Unternehmen (Stichwort: „Deep tech“), beim Humankapital (Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen) sowie bei der Schaffung intelligenter Energie- und Verkehrsinfrastrukturen.

Die Verbesserung von Bildung und Kompetenzen ist nach Einschätzung der EU-Kommission schließlich ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtvision vom Digitalen Wandel in Europa. Die europäischen Unternehmen brauchen digital versierte Beschäftigte, um sich im globalen technologieorientierten Wettbewerb behaupten zu können. Umgekehrt benötigen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer immer öfter digitale Kompetenzen, wenn sie sich auf einem zunehmend digitalisierten und sich rasch wandelnden Arbeitsmarkt behaupten wollen.

Der Digitale Wandel gehört zu den Handlungsprioritäten der EU-Kommission unter EK-Präsidentin von der Leyen.

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