Salzburger in Brüssel

Steckbriefe von Julia Moser, Valerie Kainberger und Sophie Jaeger, Volontärinnen im Salzburger EU-Verbindungsbüro Brüssel

Steckbrief: Julia Moser, Volontärin im Salzburger EU-Verbindungsbüro von 2. bis 28. Februar 2020

© privat
Mein Name ist Julia Moser, ich bin 20 Jahre alt und obwohl ich in Wien studiere, darf ich trotzdem mein Heimatbundesland Salzburg derzeit hier in Brüssel vertreten. Die Europäische Union nicht nur durch Lehrbücher, sondern auch durch eigene Erfahrungen kennen- und verstehenzulernen, ist für mich als angehende Juristin besonders spannend und ich bin dankbar, diese Möglichkeit wahrnehmen zu können.

Von dem Volontariat beim Salzburger Verbindungsbüro habe ich durch mein vorangehendes Volontariat im Landeshauptmannbüro von Wilfried Haslauer erfahren. Schon dort war ich sehr interessiert an den europäischen Themen und dem Einfluss, den die Europäische Union auf die Region bzw. das Land Salzburg hat, weshalb ich am letzten Arbeitstag im LH-Büro bereits meine Bewerbung für das VBB in Brüssel versandt hatte.
Meine leider sehr kurze Zeit hier begann an einem historischen Datum für die EU: am 31. Jänner 2020, dem Tag des Brexits. Es ist das erste Mal, dass ein Mitgliedstaat die Europäische Union verlässt und ich erlebe diese Veränderung hautnah mit, denn als Volontärin darf ich verschiedenste Veranstaltungen der EU-Institutionen oder anderer regionaler Verbindungsbüros besuchen.
Besonders spannend war vor allem die Teilnahme an der Sitzung des Ausschusses der Regionen, denn hier diskutieren lokal und regional gewählte Vertreterinnen und Vertreter über geplante Rechtsvorschriften oder Vorhaben der EU. Ich habe dabei erkannt, dass die Europäische Union nicht nur als ein großes Ganzes oder als eine Union aus 27 Mitgliedstaaten angesehen werden kann, sondern, dass auch die über 200 Regionen, wie Salzburg, von Bedeutung sind und ein Mitspracherecht erhalten. Die Leiterin unseres Verbindungsbüros Michaela Petz-Michez erwähnte in einem Vortrag, dass man die EU ein bisschen wie eine internationale Familie ansehen kann: Jedes einzelne Mitglied hat andere Vorstellungen und Probleme und damit eine solche Familie funktionieren kann, müssen Kompromisse geschlossen werden. Diese Kompromisse einzugehen ist auch die Aufgabe der Regionen in der Europäischen Union, um einerseits ein friedliches Miteinander zu gewährleisten und andererseits die eigene Kultur zu bewahren. Diesen Prozess mitzuerleben war für mich äußerst interessant.
Ebenfalls aufregend war es für mich, meine ehemalige Schule, das Bundesgymnasium Seekirchen, im Verbindungsbüro begrüßen zu dürfen. Es war mir eine große Freude, den Schülerinnen und Schülern der 6. Klassen von meinen Erlebnissen und der Arbeit hier in Brüssel zu erzählen und vielleicht der/dem einen oder anderen eine Idee für die Zukunft zu geben.
Schlussendlich kann ich sagen, dass die Erfahrung hier in Brüssel zu arbeiten für mich eine extrem spannende war und ich davon sicherlich einiges mitnehmen werde. Ob mich die Karriere ein weiteres Mal nach Brüssel verschlägt, weiß ich noch nicht, aber gefallen hat es mir hier auf jeden Fall.


Steckbrief: Valerie Kainberger, Volontärin im Salzburger EU-Verbindungsbüro von 13. Jänner bis 6. März 2020

© privat
Schon in der Schule war mein Interesse an Politik, vor allem an Europapolitik sehr groß. Im Akademischen Gymnasium Salzburg besuchte ich die Europa-Klasse, bei der Europawahl 2015 durfte ich als 16-Jährige zum ersten Mal mein Wahlrecht ausüben. Besonders als Österreicherinnen und Österreicher im Zentrum Europas kann man die Privilege der EU spüren, sei es durch Urlaube, durch grenzüberschreitendes Arbeiten oder Wohnen in unseren Nachbarländern.

Da ich mich international ausrichten wollte, zog ich für mein Bachelorstudium nach Großbritannien. Dort musste ich leider feststellen, dass viele Briten wirklich wenig von den Vorteilen der EU wissen. Ich habe mein Bestes gegeben, meine Studienkolleginnen und ‑kollegen zu überzeugen, dies gelang mir aber leider nicht immer.
Um wieder etwas näher an die EU zu kommen, beschloss ich danach, meinen Master an der belgischen Universität KULeuven zu absolvieren. Die Nähe zu Brüssel war zu spüren, und nach einem kleinen Zwischenstopp bei den Vereinten Nationen in Genf fing ich Anfang Jänner mein Praktikum beim Salzburger Verbindungsbüro in Brüssel an.
Durch die Arbeit in Brüssel habe ich die Möglichkeit, das Zusammenspiel der einzelnen Institutionen mitzuerleben sowie die wichtige Rolle der Regionen zu sehen, die in den jeweiligen Ländern leider nicht immer so wahrgenommen wird.
Die Vielfalt der Themenbereiche und Spezialgebiete ist großartig und sehr interessant, vor allem, da ich durch meine Teilnahmen an unterschiedlichen Vorträgen und Diskussionen meinen Horizont erweitern kann.
Besonders die Themen rund um den Handel, die Circular Economy aber auch den Green Deal, die derzeit in Brüssel sehr präsent sind, interessieren mich sehr.
Aber auch die Vielfalt der Brüsseler ist großartig, man spürt die europäische Gemeinschaft hier viel mehr als in anderen Städten. Auch die Möglichkeit, von Brüssel aus viele andere europäische Länder und Städte zu besuchen, ist toll.
Besonders leid tut mir, dass vor allem die Jugend heutzutage die EU als selbstverständlich ansieht, inklusive aller Vorteile, die durch die Mitgliedschaft entstehen, und dass der Bevölkerung oft nicht bewusst ist, wie weitreichend die EU unser Leben verbessert. Natürlich gibt es auch Kritik an der Union, doch die deckt sich meist mit nationaler Kritik. Oft wird auch verwechselt, wer denn überhaupt für die verschiedenen Themen zuständig ist. Die Europäische Union hat nur wenige exklusive Kompetenzen, viele sind geteilte Kompetenzen mit den Mitgliedstaaten. Es wäre wichtig, die Bevölkerung darüber besser zu informieren.
Nach diesem Praktikum werde ich noch für einige Zeit in Brüssel bleiben, um auch die Privatwirtschaft kennenzulernen. Danach plane ich, die Freiheit des Personenverkehrs weiterhin auszunutzen, und noch in weiteren EU-Ländern zu arbeiten und zu leben.


Steckbrief: Sophie Jaeger, Volontärin im Salzburger EU-Verbindungsbüro von 13. Jänner bis 6. März 2020

© privat
Nach einem Bachelorstudium der Transkulturellen Kommunikation (Deutsch, Englisch, Russisch) stehe ich nun kurz vor dem Abschluss meines zweiten Bachelors im Fach Politikwissenschaft. In beiden Studien war die Europäische Union omnipräsent: einerseits als einzigartiges Projekt transkultureller Zusammenarbeit, andererseits als politisches System unikaler Ausgestaltung.

Als Volontärin im Salzburger Verbindungsbüro zur EU habe ich nun die Gelegenheit, diese beiden Aspekte der Europäischen Union vor Ort kennenzulernen und darüber hinaus mein Verständnis der wirtschaftlichen und rechtlichen Implikationen der Union zu erweitern. Das Volontariat bietet mir also nicht nur die Möglichkeit, das im Studium Gelernte anzuwenden, sondern ich bin im Verbindungsbüro auch mit zahlreichen für mich neuen Themenbereichen konfrontiert. Neben der inhaltlichen Komponente schätze ich an der Arbeit im Verbindungsbüro auch, dass ich über die Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen einen wertvollen Einblick in potentielle Berufsfelder erhalte.
Während der Arbeit im Verbindungsbüro hat „die EU“ für mich buchstäblich Gestalt angenommen: waren die EU-Institutionen für mich vorher bloße Protagonistinnen einer Infografik, so kenne ich heute nicht nur die einzelnen Gebäude, sondern habe vor Ort politische Prozesse miterlebt. Die Teilnahme am Ausschuss der Regionen - einem beratenden Organ, das sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Regionen zusammensetzt - hat die Vielschichtigkeit der EU-europäischen Zusammenarbeit auf eine Weise demonstriert, wie sie nur in der Praxis möglich ist.
Es ist für mich ein einzigartiges Gefühl, auf dem Weg zu den einzelnen Institutionen im EU-Viertel über den Schuman-Kreisverkehr zu gehen, und mir den Ursprung der EU als Friedensprojekt nach dem Zweiten Weltkrieg vor Augen zu führen. Im Kontakt zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Europäischen Kommission und Abgeordneten des Europäischen Parlaments wurde mir deutlich, wie viel im Projekt „EU“ in den letzten Jahrzehnten erreicht wurde. Im vollen Bewusstsein der Privilegien der EU-Mitgliedschaft Österreichs gibt es jedoch zweifellos zahlreiche Problemfelder in der EU-europäischen Politik und in der Politik der Europäischen Union in Bezug auf andere Staaten, die kooperativen Lösungen bedürfen.

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