Fliegen und Paragleiten

Aktion Respektiere deine Grenzen

Wildtiere reagieren auf Störungen aus der Luft bereits bei einem Abstand von 600 Metern mit verstärktem Sichtverhalten. Ihr Sicherungsaufwand steigt um das Vierfache an. Damit verbunden sind Stress und weniger Zeit für Nahrungsaufnahme oder Ruhephasen.

Empfehlungen beim Fliegen und Paragleiten

  • Reduzierung der Flüge auf das unbedingt notwendige Maß, vor allem im Winter und zur Zeit der Jungenaufzucht von Mai bis Juli
  • Vermeidung von Flügen während der Hauptaktivitätszeiten des Wildes (Dämmerungs- und Nachtzeit)
  • Große Überflughöhe und ausreichend Distanz zu Felswänden (mindestens 300 Meter)
  • Landeanflug und Abflug möglichst im rechten Winkel
  • Bei Versorgungs- oder Rettungsflügen Einhaltung der immer selben An- und Abflugroute
  • Keine „Kontourflüge“ oder knappes Überfliegen von Bergrücken
  • Beachtung der Ruhezonen des Wildes
  • Starten und Landen nur an ausgewiesenen Start- und Landeplätzen
  • Falls Wildtiere zu sehen sind: ruhig verhalten, möglichst rasch aufsteigen und das Gebiet verlassen

Abstand halten

Bei Unterschreitung einer gewissen Fluchtdistanz kommt es vor allem auf Freiflächen oberhalb der Waldgrenze rasch zu Rudelbildung und Fluchtreaktionen der Tiere. Diese Fluchtdistanz kann je nach Wildart und Befliegungsgebiet sehr unterschiedlich sein. Im Durchschnitt kann jedoch von einer Fluchtdistanz von 300 Metern ausgegangen werden. Das direkte Überfliegen der Tiere in geringer Flughöhe führt unweigerlich zu panikartiger Flucht („Adlereffekt“). Besondere Gefahr bedeutet für die Tiere auch ein rasch über einer Geländekante auftauchendes Flugobjekt. „Kontourflüge“ entlang von Wänden, das knappe Überfliegen von Geländekanten und das direkte Zufliegen auf Tiere sollten daher unbedingt vermieden werden. Auch der Schatten des eignen Fluggerätes sollte beachtet werden. Auch er löst bereits Panik unter den Tieren aus. Ebenso wird das Fluchtverhalten verstärkt, je weiter sich die Tiere von der nächsten sicheren Deckung, also meistens vom Wald, entfernt befinden.


Gewöhnungseffekt (Habituierung)

Nachgewiesenermaßen kann es bei Wild auch zu einem Gewöhnungseffekt an vom Menschen verursachten Störungen kommen. Dazu sind jedoch bestimmte Voraussetzungen erforderlich. Abhängig ist eine solche Gewöhnung vor allem von einer gewissen Regelmäßigkeit sowie von der Frequenz der Störungen. Nur bei lange anhaltenden, regelmäßigen Störungsquellen ist eine Gewöhnung möglich. Vor allem entlang viel und regelmäßig begangenen Wanderwegen oder entlang stark genutzten Skipisten oder Skitourenrouten kann dieser Effekt auftreten, allerdings nur, solange diese Wege nicht verlassen werden und die Nutzung zur Tageszeit erfolgt. Beim Fliegen kann man diesen Gewöhnungseffekt nutzen, indem man immer dieselben Routen für den Anflug wählt. Prinzipiell bedeutet jedes Fluggerät für Wildtiere eine Gefahr. Ein schon aus weiter Entfernung hörbares Fluggerät, wie zum Beispiel ein Hubschrauber, ist jedoch für ein Tier wesentlich leichter einzuschätzen als ein leises Fluggerät, zum Beispiel ein Paragleiter oder ein Heißluftballon, der plötzlich unvermutet über einem Berggrat auftaucht.


Folgen von Störungen

Vor allem überraschende, für das Wild nicht vorhersehbare Störungen führen zu panikartiger Flucht und damit verbundener Absturzgefahr. Selbst wenn jedoch die Tiere nicht abstürzen, entsteht vor allem im Winter ein nicht mehr kompensierbarer Verlust von Energiereserven, der wiederum zum Erkranken oder gar zum Tod des Tieres führen kann. Die Auflösung sozialer Verbände führt vor allem bei Birk- und Schneehühnern zum dauerhaften Verlassen angestammter Biotope. Auch die Gelegegrößen beim Federwild werden durch dauernde Störungen maßgeblich beeinflusst und dadurch ohnehin gefährdete Federwildarten noch stärker reduziert. Nicht zuletzt können durch menschliche Störungen in tiefer liegende Wälder abgedrängte Tiere im Wald zu Schaden kommen und dabei durch Verbiss und Schälung die für uns Menschen wichtigen Schutzwälder gefährden.