Autor:
Andreas Thomasser,
Fotos:
Andreas Thomasser
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Natur

Seltene Pflanzen in Salzburg

Sie heißen Knöllchen-Steinbrech, Widerbart, Kriech-Sumpfschirm, Moor-Glanzständel, Feuer-Lilie oder Knäuel-Glockenblume. Manche von ihnen bevorzugen Moore, Streuwiesen und Tümpel, andere lieben es eher trocken und sind auf Magerwiesen und Weiden zu finden. Das Land Salzburg ist reich an Natur, an Vielfalt. Wer mit offenen Augen durch die Landschaften spaziert, wird vielleicht sogar seltene Pflanzen entdecken. Und einige von ihnen haben eine bemerkenswerte Geschichte im Laufe der Jahrhunderte vorzuweisen, wie zum Beispiel die Kleine Hundswurz, auch Salep-Knabenkraut genannt.
 

Die Kleine Hundswurz ist eine früh blühende Orchideenart. Vor mehr als 200 Jahren wurde sie als bedeutendes Kraut noch Salep genannt und war somit der prominenteste Vertreter von Erd-Orchideen, deren getrocknete Wurzelknollen als Salep-Pulver Verwendung fanden. Später geriet dieses Kraut jedoch in Vergessenheit und steht nun sogar vor dem Verschwinden.

Hoch gepriesen …

Schon der große Botaniker und Namensgeber vieler Pflanzenarten, Carl von Linné, gab dieser Pflanze einen neuen Namen, nämlich Narrenkappe. Wissenschaftlich lautete ihre Bezeichnung Orchis morio. Der Artenname „morio" leitet sich wahrscheinlich von Form und Farbe der oberen Blütenblätter ab. Diese ähneln einer Narrenkappe. Die Bezeichnung „Orchis“ lässt sich auf das Aussehen der Wurzelknollen zurückführen. Zur Zeit der Blüte besitzen diese Pflanzen zwei Knollen, eine verwelkte, auf deren Kosten sich der blühende Stängel entwickelt hat, und eine ungeteilte, kugelige oder handförmig geteilte, aus der sich im folgenden Jahr ein blühender Stängel entwickelt. Diese Wurzelknollen galten seit dem Altertum im Hinblick auf die Gestalt der beiden rundlichen, nebeneinandersitzenden Knollen als wirksames Mittel zur Wiedererlangung der Zeugungskraft. Noch heute wird eine ganze Gattung von Orchideen, die Knabenkräuter, nach der Form ihrer beiden Knollen, die an männliche Hoden erinnern, benannt. Sogar die Bezeichnung der Pflanzenfamilie, die Orchideen, leiten sich vom griechischen Wort für Hoden, „orchis“, ab.

Ein Heißgetränk, aber auch ein Speiseeis

Im vorderen Orient wird vor allem in den kalten Wintermonaten ein Getränk namens Salep angeboten. Dazu wird das getrocknete Pulver aus Orchideenwurzeln mit Milch aufgekocht und mit Zimt und Zucker gewürzt. Das Salep-Pulver wird aus den vollsaftigen Knollen, die nach der Blütezeit geerntet werden, gewonnen. Im frischen Zustand schmecken sie bitter und riechen unangenehm. Dann aber werden sie 20 bis 30 Minuten gekocht und anschließend getrocknet. Durch den hohen Anteil an Stärkemehl dienen sie als Verdickungsmittel und werden auch zur Herstellung von Speiseeis benutzt. Sogar in England war im 18. Jahrhundert das Saloop aus Salep ein bekanntes Heißgetränk.

… und tief gefallen

1997 wurde die Orchideenart letztendlich der Gattung Anacamptis zugeteilt und wird seitdem als Kleine Hundswurz bezeichnet. In Mitteleuropa wurde von diesem zierlichen Pflänzchen nicht nur die ehemalige Verwendung vergessen und ihr prominenter Name geändert. Auch ein Großteil der Lebensräume ist verschwunden. In Salzburg findet man die Art vorwiegend in kurzrasigen Magerweiden. Durch Konkurrenz von höherwüchsigen Gräsern oder gar Büschen fehlt dem nur wenige Zentimeter hohen Kraut aber oft das Licht, und es verschwindet kaum bemerkt aus unserer Landschaft. Dass jedoch auch in Salzburg diese Orchideenknolle Verwendung fand, dokumentiert noch heute ein altes Apothekerglas in der Apotheke Radstadt. REP_200710_50 (grs/mel)

Natur; Umwelt; Hutter
Info

Salzburg und seine seltenen Pflanzen

In Mooren, Streuwiesen und Tümpeln

  • Moor-Glanzständel (Liparis loeselii)
  • Sommer-Wendelähre (Spiranthes aestivalis)
  • Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris)
  • Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe)
  • Drachenwurz (Calla palustris)
  • Sonnentau (Drosera)
  • Kleine Hundswurz

 

In trockenen Magerwiesen und Weiden

  • Färber-Ginster (Genista tinctoria)
  • Feuer-Lilie (Lilium bulbiferum)
  • Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera)
  • Helm-Knabenkraut (Orchis militaris)
  • Bleiches Knabenkraut (Orchis pallens)
  • Spitzel-Knabenkraut (Orchis spitzelii)
  • Haller-Primel (Primula halleri)
  • Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata)

 

Kaum bekannt

  • Riesen-Taubnessel (Lamium orvala)
  • Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata)
  • Kopf-Zwerggeißklee (Chamaecytisus supinus)
  • Violette Sommerwurz (Orobanche purpurea)
  • Kleb-Lein (Linum viscosum)
  • Widerbart (Epipogium aphyllum)
  • Kriech-Sumpfschirm oder Kriechender Sellerie (Helosciadium repens oder Apium repens)
  • Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora)
  • Zarte Gauchheil (Anagallis tenella)
  • Echte Färberscharte (Serratula tinctoria)