Autor:
Stefan Mayer,
Fotos:
Infostelle Mariapfarr, Otto Wieser
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Salzburg

Mariapfarr im Lungau wird Marktgemeinde

Tamsweg und Mauterndorf sind es bereits seit acht Jahrhunderten, St. Michael seit sechs. Jetzt hat sich auch Mariapfarr dazu entschlossen, Markt in Salzburgs südlichstem Bezirk zu werden. 2023 wird das groß gefeiert. Wir haben ein paar spannende Daten und Fakten über die neue Marktgemeinde gesammelt.
 

​Zuerst zum Juristischen: Zum Markt werden kann in Salzburg jede Gemeinde, die eine „zentralörtliche Bedeutung“ nachweisen kann. Die Landesregierung verordnet und das war es auch schon. Rechtsfolgen: keine. Dennoch: Es geht ein wenig ums Prestige, um die Ehre und auch ein wenig „Marktgemeindestolz“.

Eine Gemeinde, viele Aufgaben

Mariapfarr, drittgrößte Gemeinde des politischen Bezirks Tamsweg mit einer Einwohnerzahl von 2.389 ist der Sitz des Gesundheitssprengels, des Staatsbürgerschafts- und des Standesamtsverbandes. Zum Schulsprengel der Mittelschule Mariapfarr gehören noch die Gemeinden Tweng, Mauterndorf, Weißpriach, Göriach und St. Andrä, das überörtliche Seniorenwohnheim versorgt auch vier weitere Nachbargemeinden. Genügend Gründe für einen Markt also.

Aufstieg in die Top 3

„Wir wollen auf einer Stufe sein mit Mauterndorf, Tamsweg und St. Michael“, macht Bürgermeister Andreas Kaiser kein Hehl aus der Marktmotivation seiner Gemeinde. Kameradschaft oder Sportvereine der anderen Orte laufen in Mariapfarr mit. Folgerichtig hat sich die Gemeindevertretung Ende 2021 für die Markterklärung von „Pfoch“, wie der Ort unter Lungauern genannt wird, ausgesprochen. Der Rest war Formsache.

Basilika brachte den Bürgermeister auf den Geschmack

Auf den Geschmack gekommen ist das Orts- und bald Marktoberhaupt 2018, als die Pfarrkirche zur Basilika minor erhoben wurde. Immerhin steht sie dort mindestens seit 923 und gilt als Mutterpfarre des Lungaus, ist zusätzlich Pfarrsitz für Weißpriach, Göriach und St. Andrä. „Ich dachte mir, ich frage einmal ganz unverbindlich. Am Anfang hat jeder gesagt, das geht nie, weil wir nicht groß genug sind“. Die Zweifler wurden eines Besseren belehrt. Die der Heiligen Maria geweihte Wallfahrtskirche ist inzwischen eine von weltweit 1.830 „kleineren“ Basiliken – es gibt nur vier „große“, alle in Rom - und trägt nun ein Papstwappen.

Wir wollen auf einer Stufe sein mit Mauterndorf, Tamsweg und St. Michael. Daher haben wir uns für die Markterhebung ausgesprochen.
Bgm. Andreas Kaiser, Mariapfarr

2023 wird groß gefeiert

„Wenn das mit der Kirche geht, probieren wir es auch auf der weltlichen Ebene“, so Kaiser. Und hat auch schon ein würdiges Datum gefunden, um die Erhebung gebührend zu feiern. „2023 jährt sich die erste urkundliche Erwähnung als ‚Pfarr‘ zum 1.100 Mal. Wir planen Festlichkeiten über das ganze Jahr“, blickt der Ortschef voraus.

Festzelt, Ortschronik, Bildungstage

Anfang September 2023 feiert Mariapfarr mit einem dreitägigen Fest, nämlich dem der Lungauer Volkskultur, das nur alle sechs Jahre veranstaltet wird. Dann erstmals in Mariapfarr. „Denn bisher fand das nur in den Märkten statt, weil die mehr Gasthäuser haben, wir lösen das mit einem großen Festzelt“, verrät Kaiser. Da trifft es sich gut, dass auch die Freiwillige Feuerwehr ins 130. Jahr ihres Bestehens feiert. Auch eine Ortschronik und Bildungstage sind in Ausarbeitung.

Kein Stadtwille in Tamsweg

Weiterhin kein Interesse, Stadt zu werden, ist in Tamsweg, immerhin seit 1246 Markt, festzustellen. „Es gibt keine speziellen Gründe dafür oder dagegen, aktuell besteht keine Notwendigkeit, den Status zu ändern. Was nicht heißt, dass das Thema in Zukunft wieder einmal zur Debatte steht“, bringt es Bürgermeister Goerg Gappmayer auf den Punkt. Gemeinsam mit Reutte in Tirol zählt Tamsweg zu den einzigen Bezirkshauptorten Österreichs, die „nur“ als Markt firmieren.

Wals bleibt größtes Dorf Österreichs

Und wie sieht es im restlichen Bundesland aus? Eine Markterhebung ist eine absolute Rarität, die letzte liegt nach Obertrum im Jahr 2000  gefühlte Ewigkeiten zurück. Bei Mariapfarr ist es eine Premiere. Erstmals wird eine Gemeinde per Verordnung Markt, das regelt die neue Gemeindeordnung von 2019. Früher ging das nur über ein Gesetz. Und wenn das Mariapfarrer Beispiel nicht Schule macht, wird dies eine Rarität bleiben. Denn in Wals-Siezenheim, das sich mit mehr als 13.500 Einwohnern gern als „größtes Dorf Österreichs“ bezeichnet, bleibt es dabei, versichert Bürgermeister Joachim Maislinger. „Wir bleiben ein Dorf.“ REP_220407_60 (sm/mel)

Lungau