Autor:
Stefan Mayer,
Fotos:
Alexander Leitner/Salzburger Seenland/Franz Fuchs
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Natur

Kaiserlicher Baumnachwuchs

Sie war ordentlich in die Jahre gekommen als der Wind vor fast zwei Jahrzehnten „die“ Kaiserbuche auf dem Hausnberg zu Brennholz machte. Nachfolgerin Nummer eins, eigenhändig vom Sohn des letzten Kaisers gepflanzt, fiel nach vier Jahren einer „bsoffenen Gschicht“ zum Opfer. Aber seitdem hat sich ihr Ersatzbaum in geschützter Kinderstube ganz ordentlich entwickelt. Es wird aber noch ein wenig dauern, bis die Buche wieder „kaiserlich“ ist.
 

Für viele ein Kraftort ist das beliebte Ausflugsziel mit Gedenkpyramide und Kapellchen nicht ganz oben auf dem bewaldeten Haunsberggipfel, sondern etwas unterhalb, mit majestätischem Ausblick auf das Salzburger Seenland. Die älteren Semester erinnern sich an eine majestätische Buche dort, heute wächst hinter grünem Gitter die inzwischen dritte Kaiserbuche heran.

Ausblick auf des Kaisers neue Länder

Die erste Kaiserbuche wurde am 1868 zum 20-Jahr-Regierungsjubiläum Kaiser Franz Joseph I. gepflanzt. Sie sollte an den Besuch Kaiser Josephs II. erinnern, der 1779 aus Anlass der Erwerbung des Innviertels durch die Habsburger in der Gegend weilte, um die im Friedensvertrag neu gewonnenen Gebiete im vormals bayerischen Raum zu besuchen. Vom Haunsberg aus soll er auf seine neuen Länder jenseits der Salzach geblickt haben. Einen Baum soll er damals nur der Legende nach gepflanzt haben.

Das Ende war absehbar

Der jedenfalls 136 Jahre alte Baum hatte es bis 2004 auf rund sechseinhalb Meter Dicke gebracht, als ihn ein Auguststurm umriss. Altersschwach, von Pilzen und über den Wurzeln parkende Autos beeinträchtigt, kam das Aus für die Kaiserbuche nicht ganz überraschend. Auch Rettungsversuche durch einen Baumchirurgen konnten seinen Fall nicht aufhalten.

Nachwuchs aus der Baum-Kinderstube

„Geburtshelfer“ der neuen Kaiserbuche war gewissermaßen Alexander Leitner, der als Sachverständiger für Naturdenkmäler beim Land arbeitet. „Der alte Baum war zwar nicht mehr gesund, aber noch fruchtbar. Einige seiner Bucheckern habe ich vorsorglich im Landesforstgarten in Werfen aufziehen lassen, bis wir Nachkommen hatten, die kräftig genug waren“, berichtet der gelernte Forstwirt.


Die heutige Kaiserbuche ist aus Setzlingen des urpsprünglichen Baums gezogen worden.
Alexander Leitner, Sachverständiger Naturdenkmäler

Neustart mit Hindernissen

Gesetzt wurde der Nachfolger dann in kaiserlicher Tradition am 1. Mai 2005 im Beisein von Otto, dem Sohn des letzten regierenden Habsburgerkaisers Karl. Drei Jahre später waren es nicht die Naturgewalten, sondern ein Vandalenakt, die einen Neustart für die Kaiserbuche nötig machten. Ein Betrunkener hatte den jungen Baum abgebrochen, doch waren zum Glück noch Setzlinge vorhanden. Einer davon wächst jetzt von einem mannshohen Zaun geschützt auf dem Haunsberg heran und hat es bereits auf mehrere Meter Höhe gebracht.

Schutz für die Baumtochter

„Der Zaun wird bleiben“, erklärt Roman Stubhann vom Erhaltungsverein der Kaiser Franz Josef-Jubiläumskapelle, unmittelbar neben dem Baum. Er ist so etwas wie die Leibgarde der Kaiserbuche. Die Gemeinden Obertrum, Anthering, Nußdorf und Lamprechtshausen zahlen zusammen, um die Stein-Pyramide mit Erinnerungstafeln, den Baum und die Kapelle in Schuss zu halten.

Reste der Ur-Kaiserbuche im Museum

„Der 1,20 Meter hohe Naturzaun aus Lärchenholz war jedenfalls zu wenig“, blickt Stubhann auf das Schicksal des Vorgängerbaums zurück. Der jetzige hat sich in seinen Worten „formgerecht entwickelt“ und bringt es bereits auf mindestens stattliche drei Meter. Welches Alter die zweite Kaiserbuchen-Tochter erreichen wird?  Im Obertrumer Heimatmuseum kann jedenfalls eine Baumscheibe eines Asts der Ur-Kaiserbuche, schon damals eines der ältesten Naturdenkmäler des gesamten Bundeslandes, bestaunt werden, Ringe zählen inklusive. REP_220301_60 (sm/mel)




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