Autor:
Melanie Hutter,
Fotos:
Melanie Hutter
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Verkehr

Die unsichtbaren "Saubermacher" im Tunnel

Der Schmittentunnel in Zell am See muss zwei Mal pro Jahr gereinigt und gewartet werden, sauber heißt hier sicher. Die Mitarbeiter der Straßenmeisterei leisten hier richtige Drecksarbeit, um alles im Tunnel in Schuss zu halten - von der lebenswichtigen Lüftungsanlage bis hin zur kleinen Türklinke, die in der Notfallnische im Ernstfall funktionieren muss. 100.000 Quadratmeter werden in Rekordzeit gereinigt, buchstäblich Tag und Nacht. Eine Reportage aus Zell am See.
 

​Mit einem Zischen werfen Christian Wallner und Florian Lerch den Hochdruckreiniger an, die Notfallnische mitten im Schmittentunnel ist verdreckt, sie wird bis in den letzten Winkel gereinigt. Dann kommt Josef Schmuck ins Spiel, der jede Schraube, das Schloss und die Technik genau unter die Lupe nimmt. Gleichzeitig klettert Andreas Kendlbacher an der Tunneldecke gut gesichert in einen Ventilator und überprüft ihn, während Sepp Streitberger das Herzstück der Lüftung, den riesigen Schachtventilator mit fast fünf Metern Durchmesser inspiziert. „Es muss hier alles Hand in Hand gehen, denn die nötige Sperre des Tunnels soll so kurz wie möglich sein. Daher erhalten wir auch Unterstützung unserer Kollegen aus dem Pongau und revanchieren uns, wenn Schwarzach dran ist“, erklärt Stefan Oberaigner, Leiter der Straßenmeisterei im Pinzgau.

Die Mitarbeiter der Straßenmeisterei leisten hier Großartiges im Sinne der Verkehrssicherheit. Ihre Arbeit sieht niemand, aber sie ist enorm wichtig, dass wir alle sicher unser Ziel erreichen.
Landesrat Stefan Schnöll
Hier in der Tunnelwarte laufen die Fäden zusammen. Wir haben alles im Blick.
Johannes Meißnitzer, Tunnelwart

Profis arbeiten Tag und Nacht

Um zirka 100.000 Quadratmeter Fläche bis ins kleinste Detail sauber zu bekommen und alles zu warten, arbeiten die Profis der Straßenmeisterei Tag und Nacht. „Der Schichtbetrieb hat sich bewährt, wir sind dadurch effizienter geworden. Uns allen ist sehr bewusst, dass die Tunnelsperre lästig ist, aber wir geben hier drinnen alles, in der Dunkelheit, in der Zugluft und umgeben von Ruß und Dreck“, beschreibt Oberaigner. Die Mission der mehr als 40 Männer: Die Sicherheit für alle Autofahrer bestmöglich zu gewährleisten. Unter anderem werden daher 600 Leuchten. 76 Ventilatoren, 25 Notrufnischen und sechs Notrufsäulen sowie 37 Kameras, 71 Brandmeldesysteme plus 24 Rauchmelder, 65 Lautsprecher genauestens unter die Lupe genommen. „Der Tunnel ist jetzt 25 Jahre alt. Die Wartung ist wichtig, um ihn in Schuss zu halten“, betont der Leiter der Straßenmeisterei.

„Schlaues“ Frischluftsystem

Der gesamte Tunnel ist sozusagen verkabelt, High-Tech sorgt unter anderem dafür, dass die Luft gut ist. „Herzstück ist der riesige Schachtventilator, dazu kommen 76 weitere Ventilatoren. Diese saugen die schlechte Luft ab, der Schacht geht 600 Meter in den Berg hinein und dann 500 Meter hinauf, wo die Abluft entweichen kann“, erklärt der Leiter der Tunnelwarte, Sepp Streitberger. „Seinen“ Tunnel kennt er wie die eigene Hosentasche, denn er ist seit der Eröffnung vor 25 Jahren hier beschäftigt. „Die gesamte Lüftung denkt mit, wenn ich das so sagen darf. Je nachdem, wo sich zum Beispiel im Ernstfall Rauch bildet, öffnen sich die Abzüge, oder auch nicht. Der gesamte Tunnel ist mit Sensoren ausgestattet. Egal, was ist, es wird alles in die Leitzentrale in Bruck gemeldet.“

Die Details im großen Tunnel

Vorarbeiter Josef Schmuck jedenfalls hat Adleraugen, ihm entgeht kein Detail. Die Türen in den Notfallnischen sind immer noch dieselben wie vor 25 Jahren. Und sie müssen halten. Zischt hier ein Lastwagen mit 80 km/h vorbei und sie geht auf, nicht auszudenken“, beschreibt er, was er zu verhindern versucht – mit Zerlegen und Reinigen aller Einzelteile, denn „der Dreck kriecht überall rein.“ „Man sieht es ja, es ist keine angenehme Arbeit, sehr fordernd und dennoch muss man immer konzentriert sein“, betont Partieführer Jochen Obermoser und er fügt hinzu: „Uns allen ist bewusst, dass man unsere Arbeit nicht sieht, sie ist aber für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer unerlässlich. Vielleicht denken aber dennoch ein paar an uns, wenn sie das nächste Mal den Tunnel benutzen.“ REP_210416_70 (mel)


Pinzgau; Schnöll; Verkehr; Sicherheit
Info

Daten und Fakten zur regelmäßigen Tunnelreinigung

  • Länge: 5.111 Meter
  • Eröffnung 1996
  • 100.000 Fläche werden gereinigt, das sind umgerechnet zirka 14 Fußballfelder
  • Zirka 45 Mitarbeiter leisten rund 1.500 Arbeitsstunden
  • Gewartet werden auch 7 Notstromversorgungsanlagen, die den Tunnel bis zu einer Stunde versorgen können
  • 76 Ventilatoren plus ein Schachtventilator mit fast 5 Metern Durchmesser. Dieser schafft bis zu 600 Umdrehungen pro Minute
  • 20 Abstellnischen, 25 Notrufnischen, 6 Notrufsäulen
  • 65 Lautsprecher, 37 Kameras
  • 71 Brandmeldesysteme und 24 Rauchmelder sowie 24 Hydranten
  • 250 Kanaldeckel, 12 Kilometer Drainagen
  • 240 Entwässerungsdeckel
  • In Etappen wird der 25 Jahre alte Schmittentunnel gerneralsaniert. Die nächste Etappe findet im Herbst 2021 statt.