Autor:
Melanie Hutter,
Fotos:
Sepp Schiefer, Melanie Hutter
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Sicherheit

Sicher durch die weiße Pracht

Skitouren boomen, es ist eine der wenigen Sparten im Sportartikelhandel, die wachsen. Und Corona hat die Sehnsucht nach Berge, Natur und Freiheit noch mehr geweckt. Doch Ausrüstung um Tausende Euro ist nicht alles, wenn man nicht weiß, wie man damit umgeht und abseits der Pisten wird die weiße Pracht zum weißen Tod, wenn man planlos unterwegs ist. Sepp Schiefer ist erfahrener Bergretter, Heeresbergführer sowie staatlich geprüfter Berg- und Skiführer weiß, worauf es ankommt. Damit der schönste Sport der Welt es auch bleibt.
 

​Glitzernde Hänge. Unberührter Tiefschnee. Weiße Gipfel, blauer Himmel. Davon träumt jeder Skitourensportler, heuer scheint die Sehnsucht besonders groß, denn die Liftparkplätze waren schon vor der Öffnung der Seilbahnen voll. Im freien Gelände allerdings, da lauert die weiße Gefahr - sie täuscht durch ihre Schönheit und ist leider nicht offensichtlich. „Viele Skitourengeher sagen, dass sie ja eh nur einer angelegten Spur nachgehen würden und dafür nicht viel Wissen zur Lawinenthematik bräuchten“, erzählt Bergführer Sepp Schiefer. „Doch bei der anschließenden Abfahrt will dann doch jeder seine eigene Spur ziehen.“

Das beste Bild geht oft vor Vorsicht

Unterschiedlichste Bilder aus Werbung oder sozialen Netzwerken verlocken zu Leichtsinn „Das Posten von eindrucksvollen Aufnahmen einer Winterlandschaft, das verleitet leider auch häufig dazu, dass man nicht so sehr das Gelände im Blick hat, sondern viel mehr auf die optimale Kameraeinstellung schaut. Und so fahren viele einfach einer weißen Spur nach. Doch nicht unbedingt jede Spur führt ins Glück.“ Planung, Ausrüstung, die Kenntnis, wie man damit umgeht, und die entsprechende physische Verfassung sowie das Können - das alles ist überlebenswichtig im Tiefschnee.

Viele kommen mit der neuen Ausrüstung aus dem Sportgeschäft und haben keine Ahnung. Das ist, wie wenn man ein Auto kauft und keinen Führerschein hat.
Bergretter Sepp Schiefer

Gesicherte Informationen sind lebenswichtig

Sorgen bereitet Sepp Schiefer nicht nur, dass ein gutes Bild die Vernunft oft übertrumpft, auch die Skitourentipps auf den Social Media-Kanälen sind nicht immer die besten. Schiefer rät dazu, nur gesicherte Informationen über offizielle amtliche Seiten, wie durch den Lawinenwarndienst einzuholen: „Natürlich muss man das auch erst interpretieren können. Trotzdem sollte es tägliches Brot für Skitourengeher oder Variantenfahrer sein, dass man die Infos zur aktuellen Lage am Vortag checkt. Die Lesbarkeit dieser Berichte wurde außerdem in den vergangenen Jahren enorm verbessert“, betont Schiefer, der selbst auch Mitglied der Lawinenwarnkommission beziehungsweise deren Ausbilder ist.

Vor der Skitour

  • Lawinenlagebericht und Wetterbericht studieren
  • Route genau planen
  • Zeitplan aufstellen und möglichst einhalten
  • Kondition und Wissen der Bergkameraden mitbedenken
  • Ausrüstung überprüfen - am wichtigsten die gesamte LVS-Ausrüstung
  • Einen Plan „B“ parat haben
  • Rücksack vollständig packen
  • Nachricht hinterlassen, wo man sich aufhält
  • All das und noch mehr kann man bei den alpinen Vereinen erlernen. Das ist nicht nur ein wertvolles Angebot für Anfänger, sndern auch „alte Hasen“ erfahren in den Kursen wervolle Tipps.

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Sicherheit
Info

​Tipps für Skitouren-Anfänger:
Das Skitourengehen bedarf neben eines umfangreichen Wissen zum Gelände, zur Lawinenthematik auch Wissen zum Umgang mit der Notfallausrüstung. Dazu muss man die speziellen Techniken wie Spitzkehren auch erst erlernen. Das alles kann man in alpinen Vereinen lernen oder auch bei Touren mit Bergführern. Bergretter Sepp Schiefer dazu: „Ich beobachte immer wieder, wie dankbar die Menschen für einfachste Tipps sind. Das beginnt schon beim Kauf der Ausrüstung und bei der Beratung dazu. Wir zeigen bei der praktischen Ausbildung auch, wie man eine Spur anlegt, auch so, dass man noch gemütlich im aeroben Bereich unterwegs sein kann. Oder wie man etwa Aufstiegshilfen richtig einsetzt. Viele kommen mit einer neuen Ausrüstung aus dem Sportgeschäft und haben keine Ahnung, wie damit umzugehen ist. Das ist leider genauso, als würde man ein Auto ohne Führerschein kaufen.“