Autor:
Stefan Mayer,
Fotos:
Sophia Mayer, Franz Neumayr, Andreas Hechenberger
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Europa

Scheidung auf europäisch

Fix ist: Seit 1. Februar sind die Briten raus aus der EU. Verbleiben 27 Mitgliedstaaten und viele Fragezeichen. Die erste offizielle Scheidung im EU-Staatenverbund hatte ein langes Vorspiel und ist noch lange nicht abgeschlossen. Auch für Salzburg bedeutet das: Abwarten und vordenken.
 

Es ist ein Abschied ins Ungewisse, wenn am Jahresende auch jene Übergangsfrist ausläuft, mit der bis dahin alles noch beim Alten bleibt. Eine Verlängerung ist aber vom Tisch. Seit 1. Juli heißt es „no way back“, was ein Hinausschieben des Termins betrifft. Ohne Einigung wird dann der „hard Brexit“ Wirklichkeit, die innerhalb der EU geltenden Regeln laufen aus. Sowohl Österreich und Salzburg haben vorgesorgt und für mögliche Lücken Begleitgesetze verabschiedet.

Salzburger High-Tech und Lebensmittel für die Briten

Für Salzburg ist das Vereinigte Königreich bisher der viertstärkste Exportmarkt mit einem Handelsvolumen von 481 Millionen Euro (2017), 150 Firmen liefern regelmäßig über den Ärmelkanal. Bei den Briten ist „Made in Salzburg besonders gefragt bei HighTech-Teilen für Fahrzeuge, hydraulischen Anlagen und Kränen, Milchprodukten oder auch bei Gewürzen. Mit letzteren will das Inselvolk wohl die manchmal fade Küche aufpeppen. Im 40 Kilometer langen Eurotunnel unter dem Ärmelkanal oder in der Londoner U-Bahn vertraut man auf Sprechanlagen aus Salzburg. Steigt man in London in eines der legendären schwarzen Taxis, ist die Wahrscheinlichkeit groß, auf ein bei uns gefertigtes Taxameter zu stoßen. Selbst Desinfektionsmittel für die Inselbewohner kommt oft aus dem Pinzgau.

Für Salzburg ist Großbritannien der viertwichtigste Handelspartner.
Thomas Albrecht, Wirtschaftskammer

Zoll wird kompliziert

Salzburger hingegen schätzen aus Großbritannien vor allem Autos oder Whiskey. Allein als Stützpunkt für Österreich bis hin in die Balkanregion oder Italien ist Salzburg Import-Drehscheibe. Was erwartet die Unternehmen ab 2021? „Zolltarife und die damit verbundenen Formalitäten werden schlagend. Sie kosten Zeit und damit Geld. Da der britische Zoll organisatorisch darauf noch gar nicht ausreichend vorbereitet ist, wird ein halbes Jahr Gnadenfrist bei der Abwicklung eingeräumt, weiß Handelsexperte Thomas Albrecht. Und: Mit anderen Ländern wie etwa der Schweiz haben die Briten bereits direkte Handelsabkommen. „Da nehmen heimische Produktionsbetriebe dann den Umweg durch Gründung von Vertriebsstützpunkten im Nachbarland in Kauf, so Albrecht.

Neo-Salzburgerin dank Brexit

Ihre persönliche Konsequenz bereits gezogen hat Elizabeth Mortimer. Sie stammt aus Sheffield in Mittelengland und ist seit mehr vier Jahrzehnten in Salzburg als Übersetzerin und Journalistin tätig. „Als sich die Briten beim Referendum im Juni 2016 knapp für den Brexit entschieden, war für mich eine Entscheidung klar, die ich schon länger überlegt hatte: Ich möchte Bürgerin meiner Wahlheimat Österreich werden. Sie gehört zu jenen acht britischen Staatsbürgern in Salzburg, die seither zu Österreichern geworden sind, sechs davon im Vorjahr. REP_200314_60 (sm/mw)

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​zu den Bildern:

Elizabeth Mortimer hat sich für das Beste beider Welten entschieden: Sie ist Österreicherin geworden und hat ihren britischen Pass behalten.

Die Salzburger Firma Carbotech exportiert High-Tech-Autoteile auf die britischen Inseln.

Noch Fragen? Die Brexit-Hotlines