Autor:
Melanie Hutter,
Fotos:
Melanie Hutter
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Karriere

Mit den Baumärzten im Wald

Noch ein kräftiger Zug, noch einer. Die Linde hält es aus. Zwar hat Andreas Schweiger, er ist Experte der Österreichischen Bundesforste, seine ganze Kraft in den Zugtest gelegt, doch der Baum steht noch da wie eine Eins. So arbeitet man sich im Kleßheimer Park durch. Die Mission: Geschwächte Bäume aussortieren, damit die Sicherheit für die Besucher bestmöglich gewährleistet ist. Dabei kommt auch sensible Sensoren und ein Ultraschallgerät zum Einsatz.
 

„Es ist ein Spagat, den wir tagtäglich machen müssen. Die bestmögliche Sicherheit der durchschnittlich 1.000 Besucherinnen und Besucher pro Tag geht natürlich vor. Gleichzeitig ist der Park denkmalgeschützt, die Motorsäge auch deswegen die allerletzte Option, vor allem in einem so „prominenten Wald, erklärt Bezirksförster Christian Straßl. Genau deshalb prüfen Experten der Österreichischen Bundesforste im Auftrag des Landes Salzburg auffällige Bäume – mit High Tech-Geräten, um sie nicht zu beschädigen und trotzdem einen Blick ins Innere werfen zu können. 100-prozentig berechnen lässt sich die Natur aber nicht.

Ultraschall und Zugseil

Wenn Andreas Schweiger und Rainer Prosenz ans Werk gehen, dann wird der Baum erst einmal mit Sensoren versehen und verkabelt. „Beim so genannten Zugtest setzen wir ihn einer Belastung aus, die Messergebnisse geben Aufschluss, wie viel - etwa Windstärke - der Baum aushält. Außerdem blicken wir mit einer Art Ultraschallgerät ins Innere, ob zum Beispiel ein Baum morsch ist und so weiter, so die beiden „Baumprüfer. Erst dann fällt die Entscheidung, ob man mit Stützmaßnahmen oder Kürzen einiger Bereiche mehr Stabilität erreicht. Nur in aussichtslosen Fällen wird der Baum gefällt.​

Mit dem Ultraschallgerät kann ich in den Baum sehen, ohne ihm zu schaden.
Andreas Schweiger, ÖBF
Die Baumpflege ist für den Bestand und für die Sicherheit der Menschen essenziell. Unsere Förster machen das sehr gut.
Landesrat Josef Schwaiger

Auffällige Bäume werden gescannt

Die Sachverständigen Andreas Schweiger und Rainer Prosenz gehen angesichts der 50 Hektar großen Fläche – davon 20 Hektar Wald – mit System vor. „Jeder der Bäume hat eine Nummer, es wurde ein digitaler Kataster erstellt. Damit sehen wir auf den ersten Blick, wann wir welchen geprüft haben und wie, erklären die beiden. „Der Schlosspark ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die Salzburgerinnen und Salzburger sollen sich hier in der Natur wohl fühlen, aber auch so sicher wie möglich sein. Genau deshalb lassen wir die Bäume regelmäßig prüfen, so Liegenschaftsverwalter Günther Bugarschitz vom Land Salzburg.

Schwaiger: „Es geht auch um Rechtssicherheit.

100 Prozent „berechenbar ist die Natur nie, allerdings geht es bei den Baumkontrollen auch um die Rechtssicherheit der Grundstücksbesitzer. „Hier im Schlosspark Kleßheim ist das Land verantwortlich, das nehmen wir sehr ernst. Wenn ein geschwächter Baum umfällt und jemanden verletzt, dann steht sofort ein Rechtsanwalt da und es wird ein Schuldiger gesucht. Mit den akribisch dokumentierten Baumkontrollen wollen wir bestmöglich vorsorgen, betont Landesrat Josef Schwaiger.

Eschensterben und Klimawandel

Die Arbeit der Bezirksförster und der Sachverständigen wird in den kommenden Jahren jedenfalls nicht weniger. „Uns beschäftigen das Eschensterben und der Klimawandel. Wetterextreme setzen dem Wald zu. Fällt in einem verlassenen Bereich ein geschwächter Baum um, ist das kein Problem. Passiert in einem belebten Park so etwas, sind Menschen in Gefahr. Das wollen wir mit all unserer Erfahrung und den uns zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern, sagt Bezirksförster Straßl. REP_200601_70 (mel)

Agrar/Wald; Natur; Sicherheit; Karriere; Schwaiger
Info

Kleßheimer Park

  • Zirka 1.500 Bäume
  • Fläche: Zirka 50 Hektar, davon 20 Hektar Wald
  • Optische Kontrolle plus technische für bestmögliche Sicherheit
  • Zirka 1.000 Besucherinnen und Besucher pro Tag