Autor:
Melanie Hutter,
Fotos:
Martin Lausenhammer/Melanie Hutter
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Verkehr

Superleichte „Steine“ und High Tech tragen Straße

Auf Schlamm lässt sich schlecht bauen, daran wäre die Entlastungsstraße im Zeller Ortsteil Schüttdorf fast gescheitert. „Doch unsere Straßenbauer waren hier mutig, sehr mutig, haben völlig neue Materialen wie das leichte Glasschaumgranulat eingesetzt. So wird alles trotz des schwierigen Untergrundes auf eine solide Basis gestellt“, ist Verkehrslandesrat Stefan Schnöll angesicht der innovativen Gustostückerl, die hier zum Einsatz kommen, begeistert.
 

​Torf, Schluff, Schlamm, eine stabile Felsbasis weit im Untergrund – das ist der Alptraum eines jeden Straßenbauers. „Die Voraussetzungen für die Entlastungsstraße hier in Schüttdorf waren sehr herausfordernd. Doch auf unsere Experten im Land Salzburg ist Verlass, sie haben eine Lösung für alle Probleme gefunden, arbeiten hier unter anderem mit der Technischen Universität Wien zusammen. Der Bau ist gut im Zeitplan, wir werden im Juni 2022 fertig sein. Die Pendler können es kaum erwarten“, so Landesrat Stefan Schnöll.

Hier kommen ganz neue Materialien zum Einsatz. Toll, was unsere Straßen- und Brückenbauer hier leisten.
Verkehrslandesrat Stefan Schnöll
Es steckt jede Menge High Tech in diesem Projekt. Eine Freude, wie hier alles Hand in Hand geht und für uns alle eine Herzensangelegenheit.
Wolfgang Mariacher, Brückenbauer Land Salzburg

Neues Material und altes Wissen

Dass hier die 1,5 Kilometer lange Umfahrung überhaupt entstehen kann, ist ein kleines oder auch größeres Wunder der Technik. „Wir müssen zirka acht Meter hinauf, um über die Pinzgauer Lokalbahn zu kommen. Dieser aufgeschüttete Damm besteht aus sogenanntem Glasschaumgranulat, ein superleichtes Material, das ungefähr nur ein Sechstel des Gewichtes von üblichem Schüttmaterial hat“, so Projektleiter Christian Cecon (Land Salzburg). So kommen rund 2.400 Tonnen Glasschaum zum Einsatz, normal wären es rund 14.500 Tonnen herkömmliches Schüttmaterial. Etwas völlig Neues, dennoch wird hier auch auf Jahrhunderte altes Wissen gesetzt. 

Venedig lässt grüßen

Grund für die innovative Leichtbauweise ist der instabile Untergrund, kurz gesagt Schluff und Schlamm. „Hätten wir hier normal gebaut, wäre die Rampe schlicht und einfach versunken. Also haben wir ähnlich wie in Venedig rund 900 Holzpfähle als ,Setzungsbremse‘ in die weiche Erde gerammt, sehr engmaschig. Darauf kommt eine Ausgleichsschicht und darauf wiederum in Schichten der Glasschaum“, erklärt Cecon, der seit 2014 intensiv mit dem Projekt beschäftigt ist, die gewählte Bauweise. Dieses Material sieht Steinen verblüffend ähnlich, liegt aber federleicht in der Hand. Diese ungewöhnliche und ausgeklügelte Kombination aus den Holzpfählen plus verdichtetem Glasschaum setzt die neue Straße auf eine stabile Basis.

Brücke als weiteres Herzstück
Weiteres Herzstück der Entlastungsstraße ist die Brücke über die Pinzgauer Lokalbahn. „Sie konnte im Gegensatz zum Damm an der steil abfallenden Felslinie mit 47 Großbohrpfählen, die bis zu 27 Meter lang sind, auf festem Untergrund gegründet werden. Wir haben außerdem die Bauarbeiten so gelegt, dass die Bahn keinen einzigen Tag stehen musste. Die Spannweite von 11,5 Meter und die lichte Höhe von 6,20 Meter sind schon beeindruckend. Es macht ehrlich gesagt Spaß, so eine besondere Konstruktion umzusetzen, vor allem weil alles Hand in Hand gehen muss“, sagt Wolfgang Mariacher vom Brückenbauteam des Landes Salzburg. REP_210701_70 (mel)


Pinzgau; Verkehr
Info

​Daten und Fakten zur Entastungssraße

  • Bauzeit: Juli 2020 bis Juni 2022
  • Länge: 1,5 Kilometer
  • Gesamtkosten: 18,4 Millionen Euro
  • Verkehrszahlen aktuell (Durchschnitt): Schüttdorf: 22.500 Fahrzeuge pro Tag; B168: 17.500 Fahrzeuge pro Tag; B311: 19.000 Fahrzeuge pro Tag
  • Berechnete Entlastung: B311 (Schüttdorf): minus 28 Prozent, B168 (Bruckberg): minus 45 Prozent