Salzburger Keramik-Preis


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Canan Dagdalen, Tanja Estermann, Wilfried Gerstel, Pauline Heidlmair, Elisabeth Kampits, Doris Parragh, Sonja Reisenberger, Thomas Stimm und Elmar Trenkwalder


Ausstellung mit Arbeiten von 9 österreichischen Keramikkünstlern, die von einer Jury (Dir. Dr. Peter Assmann, OÖ Landesmuseum; Dr. Koos de Jong, Leiter des Europäischen Keramikwerkzentrums in Holland; Lilo Schrammel, Keramik-Künstlerin und Preisträgerin 1998) ausgewählt wurden

Alle drei Jahre werden die Keramikpreise vom Land Salzburg österreichweit ohne Alterslimit ausgeschrieben. 59 Künstlerinnen und Künstler reichten Fotomaterial ein. Die Juroren haben daraus in einem ersten Jurydurchgang Ende Jänner 2004 diesmal nur neun Bewerbungen ausgewählt. Diese Künstler konnten, weil weniger Kunstschaffende ausgewählt wurden, auch größere Arbeiten für die Ausstellung in die Galerie im Traklhaus schicken. Die Juroren haben in ihrer Auswahl Wert gelegt, ein breites Spectrum des aktuellen österreichischen Keramikschaffens abzudecken, die Ausstellung gibt wieder einen Einblick in die Szene. Die Entscheidung fiel für Künstlerinnen und Künstler, die entweder ein umfangreiches keramisches Werk, oder die eine originelle, geschlossene Werkgruppe vorgelegt haben. Die Ausstellung soll wieder abwechslungsreich und vielfältig sein und die verschiedenen Möglichkeiten des Mediums Keramik aufzeigen. Der Werkstoff Ton soll in seinen unterschiedlichen Ausdrucksformen zur Geltung kommen:
Pauline Heidlmair zeigt farbige Kleinplastiken, die nach ihren eigenen Kinderzeichnungen entstanden sind. Die Vasen oder doch „Schnabeltiere“ von Doris Parragh sind der traditionellen Gefäßkeramik nahe, ironisieren andererseits aber die Vorbilder, genauso wie die Arbeit von Thomas Stimm, der überdimensionale Ketten zeigt, die direkt am Boden liegen. Elisabeth Kampits hat ihre Serie von Buddha-Statuen, in einzelnen Plastiksäcken eingeschweißt und dann in einem Kühlschrank ausgestellt. Von Sonja Reisenberger sind zwei verschiedene Arbeiten zu sehen: zum einen einige „flache Tassen“ aus Paperclay, die auf einem kleinen Regal mit Spitzendeckerl (ebenfalls aus Keramik) stehen und die weißen „Werkstücke“, die für eine Installation in einem Kraftwerk entstanden sind. Tanja Estermann zeigt drei Ton-Objekte, die am Boden und an der Wand präsentiert werden und mit dem Begriff „Landschaft“ spielen. Von den folgenden 3 Künstlern sind raumgreifende Werke ausgestellt: Die „Kuppel“ von Canan Dagdelen liegt, wie eine Schale, auf dem Boden, daneben eine Tonlatte, die die Abdrücke der Füße, Knie und Arme der Künstlerin zeigt. In der Installation von Wilfried Gerstel spielt der Werkstoff Ton eine untergeordnete Rolle; nur die kleinen „14 Nothelfer“ auf den Glaszylindern müssen sich auf den Holzsockeln gegen die Klang-Arbeit behaupten. Die Galerie im Traklhaus hat von Elmar Trenkwalder in den vergangenen Jahren immer wieder verschiedene dreidimensionale Werke aus Ton und Gips (in Kombination mit Zeichnungen) ausgestellt. Dieses Mal haben wir uns über eine seiner großen, raumgreifenden vielteiligen Arbeiten gewagt, die den Schwerpunkt seines keramischen Schaffens ausmachen.

In der Ausstellung traf diese Jury nochmals zusammen und schlug die Preisträger und Stipendiaten vor. Außer dem Keramik-Preis des Landes Salzburg wird ein Preis und ein Stipendium des BKA/Kunstsektion vergeben, sowie ein Stipendium zur Teilnahme am Keramiksymposium in Gmunden und ein weiteres für einen Arbeitsaufenthalt am Europäischen Keramikwerkzentrum in Holland.

Folgende Anerkennungen konnten an die Künstlerinnen und Künstler vergeben werden:
Preis des Landes Salzburg (€ 5.000,–) an Elmar Trenkwalder
Preis des Bundeskanzleramtes (€ 3.000,–) an Thomas Stimm
Stipendium des Bundeskanzleramtes (€ 2.500,–) an Canan Dagdelen
Freiplatz am Keramiksymposium in Gmunden: Sonja Reisenberger
Stipendium am Europäischen Keramikwerkzentrum s’Hertogenbosch: Elisabeth Kampits
Arbeiten von folgenden Künstlern wurden dem Land Salzburg oder dem BKA für einen Ankauf vorgeschlagen: Doris Parragh, Sonja Reisenberger, Thomas Stimm

Die Jury begründete ihren Entschluss:
„Bei den Preisträgern liegt ein umfangreiches Lebenswerk mit dem Schwerpunkt auf Keramik vor. Die Künstler haben sich mit dem Material und der Geschichte der künstlerischen Keramik auseinander gesetzt.
Bei Elmar Trenkwalder würdigte die Jury die bemerkenswerte Qualität der Arbeit, die einen geschickten Umgang mit Keramik in einem Raum einnehmenden Werk zeigt. Es ist eine Mischung aus Monumentalität und Ironie, Originalität und kunsthistorischen Bezugsfeldern. Das Objekt besticht insbesondere durch eine perfekte Konstruktion; die einzelnen Teile sind jedoch spontan gearbeitet, der Künstler hat geschickt in das Material gegriffen. Die große Plastik ist geheimnisvoll, fast erschreckend und gleichzeitig voll Humor.
Thomas Stimm geht naiv, fast kindlich an seine Arbeit heran; die naiv anmutenden Werke sind jedoch durch Hintergründigkeit geprägt. Er arbeitet mit einem über viele Jahre frisch gehaltenen Materialzugang, der Spontaneität in der Konzeption und Komposition ermöglicht. Die „Ketten“, die er in dieser Ausstellung zeigt, kommen fast gefährlich nahe an Pop Art-Werke von Claes Oldenburg heran, bewahren jedoch eine gewisse Unwissenheit und den erfrischenden Humor von Thomas Stimm.
Canan Dagdelen ist eine Künstlerin, die sehr überlegt mit dem eigenen biographischen Hintergrund und geschichtlichen Bezügen arbeitet. Ihre skulpturale Arbeit bezieht sich auf Körper und Raum und wirkt durch eine spannende Auseinandersetzung mit den tektonischen Möglichkeiten des Materials Keramik. Sie kombiniert Intelligenz mit Schönheit, eine rationell bestimmte westliche Welt steht einem Traditions-gebundenen Orient gegenüber.“

Thomas Stimm, "Ketten" in der Galerie im Traklhaus
Thomas Stimm, "Ketten" in der Galerie im Traklhaus


Pauline Heidlmair, Objekte aus Steingut, Höhe ca. 20 cm
Pauline Heidlmair, Objekte aus Steingut, Höhe ca. 20 cm


Elmar Trenkwalder, "Bett", Höhe ca. 315 cm; im Hintergrund: Wilfried Gerstel, Installation "14 Nothelfer"
Elmar Trenkwalder, "Bett", Höhe ca.
315 cm; im Hintergrund: Wilfried Gerstel, Installation "14 Nothelfer"


Wilfried Gerstel, Detail aus der Installation "14 Nothelfer"
Wilfried Gerstel, Detail aus der Installation "14 Nothelfer"