8 di segno



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5.7. - 3.8.2002

Zeichungen/Arbeiten auf Papier von
Gunter Damisch, Ulrike Lienbacher, Stephen Mathewson, Christian Schwarzwald, Klaus Stephan, Elmar Trenkwalder, Norbert Trummer und Michael Ziegler

Die Ausstellung organisieren wir im Rahmen unserer Kooperationsausstellungen mit der Galleria d’Arte Moderna in Bologna, wo die Werke der 8 Künstler bereits im Mai/Juni 2002 in der Villa delle Rose ausgestellt wurden.

Ein Farbkatalog erscheint schon zur Eröffnung in Bologna.


Im Werk dieser acht österreichischen Künstler nimmt die Zeichnung einen wichtigen Stellenwert ein. Keiner von ihnen schafft ausschließlich Zeichnungen; neben den malerischen oder skulpturalen Arbeiten dieser Künstler entstehen jedoch regelmäßig Arbeiten auf Papier, die mit verschiedenen Medien von Stiften, Tusche bis zu Aquarell und ähnlichen malerischen Techniken ausgeführt sind. Bei allen acht, die hier vorgestellt werden, sind die Zeichnungen eigenständige, unabhängige Arbeiten, die nicht als Skizzen oder Vorarbeiten zu anderen Werkgruppen zu sehen sind.

Die Künstler sind ungefähr zwischen 30 und 45 Jahre alt, haben in Wien und Salzburg studiert und leben großteils in Wien. Von jedem hat die Galerie im Traklhaus seit Mitte der 80er Jahre mehrmals Arbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen vorgestellt.

Gunter Damisch bewältigt, wie in seinen Malereien und Skulpturen, auch in der Zeichnung sehr große Formate. Als Bildträger verwendet er gerne starke, handgeschöpfte Papiere, die aus Nepal kommen. Diese Bögen sind bis fast 2 mal 1 Meter groß und durch die Einschlüsse von verschiedenen Fasern und metallischen Resten unterschiedlich in ihrer Oberfläche. Seit mehr als 20 Jahren entstehen verschiedene Serien von solchen großen Arbeiten auf Papier. Der Künstler setzt vorrangig mit Kreiden und Stiften oder Tusche seine „Wege und Welten", wie er seine Motive und Zeichen gerne nennt, und vereinzelt auch reduzierte Figuren auf die großen, ausgefransten Papierbögen. Die verschlungenen Linien dialogisieren mit Flächen aus Aquarell oder Kohle, werden manchmal von ihnen überlagert oder rahmen sie ein. Die Schichten aus verschiedenen malerischen oder zeichnerischen Medien bleiben einzeln sichtbar und bewirken die faszinierende Dichte dieser Arbeiten.

Ulrike Lienbacher ist in ganz vielen Bereichen der bildenden Kunst aktiv: von Skulptur und Objekten bis zu Fotographie geht ihr Spektrum. In der Zeichnung konzentriert sie sich hauptsächlich auf die menschliche Figur, die jedoch meistens nur in Details wiedergegeben wird. Die Künstlerin wählt eigenwillige Ausschnitte wie in den hier abgebildeten Arbeiten zum Beispiel Beine, die die Person jedoch gleich als Kniende, Hockende oder Stehende erscheinen lassen, auch wenn sonst vom Körper nichts gezeichnet ist. Ein weiteres Motiv, das die Künstlerin immer wieder variiert, sind Haare und Frisuren; man sieht nur die Haare und kann sich die Frau dahinter doch gut vorstellen.
Die Formate der reduzierten Liniengebilde aus schwarzer und brauner Tusche gehen von kleiner als A4 bis zu fast 1 ½ Meter im Quadrat. Auch bei den großen Zeichnungen setzt Lienbacher ganz ähnliche Ausschnitte und Details, die dann eben über Körpergröße wachsen, auf den dünnen Karton – das Papierformat hat keinen Einfluß auf die Motive, nur die Präsentation ist anders: Die großen Zeichnungen werden ohne Glas gehängt, damit die Spannung, die das dicke Papier von der Rolle hat, erhalten bleibt und die Zeichnung etwas in den Raum reichen kann.

Der Amerikaner Stephen Mathewson, der seit mehr als 10 Jahren in Österreich lebt, schafft malerische Zeichnungen, Serien von kleinformatigen Mischtechniken, meistens in A 4-Hochformat; die Blätter sind auf der linken Seite viermal gelocht. In Paris, während seines Atelieraufenthaltes im Winter 2001, hat er eine Bildzeichnung, die aus 36 solchen Blättern zusammengesetzt ist, begonnen und dann in Österreich für diese Ausstellung fertiggestellt. Drei Eishockeyspieler sind auf der hier abgebildeten Entwurfszeichnung in dynamischer Bewegung dargestellt; auf den einzelnen, kleinen Teilen wird diese Bewegung jedoch fast statisch, wenn nur ein Unterschenkel oder ein Schlägerkopf auf einem Blatt zu sehen sind.
Die weiteren hier gezeigten Arbeiten sind großteils Portraits oder Ausschnitte von Personen – Musiker, Sportler, Bekannte oder irgendwie auffällige Leute. Vor allem zeigt uns Mathewson Detail-Bilder und Ausschnitte, auf denen man jedoch die Intention des Künstlers und den Portraitierten erahnen kann.
Die Lackfarben sind manchmal kräftig, dann wieder dezent in beige oder gelb gehalten. Auf diese Farbflächen, oder manchmal auch darunter zeichnet Mathewson mit Stiften.

Christian Schwarzwald erweitert seine meistens kleinformatigeren Zeichnungen durch Konstruktionen aus Holz und flächige Gestaltung der Wand (und manchmal auch des Bodens) in eine raumfüllende Dimension. In den vergangenen Jahren hat er in fast allen seiner Einzelausstellungen die Bilder und Papierarbeiten nicht einfach an die Wand montiert, sondern immer separate Wände und Halterungen konstruiert um seine Bilder in den Raum zu bringen und sie gleichzeitig als ein Ganzes erscheinen zu lassen; die einzelne Arbeit wird zum Teil eines Gesamtbildes. Die Abbildungen in diesem Katalog dokumentieren eine Installation, die Schwarzwald vor kurzem in Wien gezeigt hat. In Bologna und Salzburg wird ein Teil dieser neunzig Zeichnungen auf einer Wandmalerei präsentiert.
Die Serien von Zeichnungen (vor allem Tusche- und Bleistift) sind großteils auf die Farben grau, weiß und schwarz reduziert. Die von Schwarzwald dargestellten Gebilde aus verschieden breiten Linien und Streifen erinnern an Röhren, Labyrinthe oder können auch Assoziationen an Vegetation wecken. Neben diesen eher abstrakten Arbeiten tauchen auch Figuren auf und die Engel in den Wolken, die der Künstler seit Jahren malt und zeichnet.

Klaus Stephan ist Maler und Zeichner und vermischt diese Bereiche in seinen Papierarbeiten. Er legt manchmal kreideartige Untergründe an, die das Papier fest und robust machen; auf diese hellen Flächen zeichnet er dann mit Tusche und Stiften. Andere Arbeiten dieser Ausstellung sind ausschließlich mit Stiften auf das weiße Papier gezeichnet.
Klaus Stephan will sich für kein gleiches Format seiner Blätter entscheiden, alle sind unregelmäßig, auch oft nicht im Winkel. Jede Zeichnung wirkt wie ein Einzelwerk, weil sie alle so unterschiedlich angelegt sind. Das einzig durchgehende ist das Thema: Bevorzugt der Mensch, auch wenn der Betrachter die Personen nicht auf den ersten Blick wahrnimmt, weil sie ganz unauffällig in einem kahlen Zimmer stehen oder am Rand des Blattes in einer Tür lehnen. Bei anderen Zeichnungen dagegen ist ein Kopf im Zentrum, betont auch noch durch blaue Linien – eigentlich setzt Klaus Stephan wenig Farbe ein, meistens nur zarte Hintergrundtöne.

Elmar Trenkwalder schafft Zeichnungen bevorzugt mit schwarzer Kreide oder Bleistift. Manchmal werden dann daraus auch größere Bilder auf Leinwand umgesetzt. Die Zeichnung ist also für den Künstler ein Medium zum Überlegen und Ausprobieren, gleichzeitig aber auch eine Möglichkeit, der Phantasie freien Lauf zu lassen und persönliche, eigenwillige, exzentrische und bizarre Dinge festzuhalten und zu variieren. In den Papierarbeiten zeigt der Künstler – wie in seinen Malereien und Skulpturen – eine Kombination aus architektonischen (vor allem klassische und archaische) Motiven, vegetabilen, ornamentalen Elementen und vor allem auch männliche und weibliche Geschlechtsteile. Elmar Trenkwalders Zeichnungen sind noch mehr als seine Bilder voll von überproportionierten, erotischen Andeutungen.
Was die Papierformate betrifft, ist bei Trenkwalder alles möglich: Als einziger in dieser Ausstellung zeigt er Arbeiten, die Briefpapier-Größe haben, als auch solche, die bis zu zwei Meter Breite reichen.
Manchmal bekommt auch der Rahmen der Zeichnung einen bedeutenden Einfluß, wenn der Bildhauer Trenkwalder ihn aus Gips oder anderen Materialien anfertigt und somit die Zeichnung ins Dreidimensionale weiter führt.

Die Basis von Norbert Trummers Arbeit ist immer die Zeichnung. In den vergangenen Jahren sind auf Reisen und zu Hause Serien von kleinen, tagebuchartigen Buntstift-Arbeiten entstanden, die sich jeweils mit einer Situation oder einem Thema auseinandersetzen. In den hier folgenden Abbildungen wird die 30-teilige Circus-Suite vorgestellt. Norbert Trummer war gemeinsam mit dem Schriftsteller Franzobel, mit dem er bereits ein anderes Buchprojekt („Austrian Psycho") realisiert hat, zwei Wochen mit dem Circus Knie unterwegs und hat in schnell angelegten Zeichnungen das Zirkus-Leben vom Aufbau des Zeltes, den Proben bis zur Vorstellung festgehalten. Die Blätter sind kleiner als A4 und werden dann noch in verschieden große – oder besser kleine – Rechtecke aufgeteilt (nur selten geht ein Bild über die ganze Seite) in die der Künstler mit einem Filzstift die Situation skizziert. Trummer arbeiten bei den Szenen in Bewegung (zum Beispiel während der Zirkus-Vorstellung im fast dunklen) schnell, korrigiert nichts. Dann füllt er mit Buntstiften die Flächen der Figuren und ihrer Umgebung. Auf jedem Blatt malt er das, was er jeweils von einem Standpunkt aus in einem begrenzten Blickwinkel sehen kann. Zusammen ergibt diese Abfolge sowohl eine Geschichte über den Zirkus – mit dem, was man kennt und dem Blick hinter die Kulissen – als auch ein persönliches Tagebuch des Künstlers.

Die Bleistiftzeichnungen von Michael Ziegler sind zarte, reduzierte Darstellungen von Menschen, oder besser Ausschnitte, die eigenwillig beschnitten sind, und die nur selten einen Einblick in ihre Umgebung ermöglichen: ein nackter Männer-Oberkörper mit einer Hand vor dem Gesicht, ein schlafendes Mädchen – auch hier ist nur der Kopf bis zu den Schultern auf dem Blatt angedeutet – ein junger Mann mit einer Katze im Arm oder ein Paar, wo er links von ihrer Hand am Kinn weggedrückt wird, und dann wieder Hände neben einem Kopf. In all diesen Zeichnungen ist nichts von einem Hintergrund, von einem Umfeld zu erkennen. Der Blick soll nur auf den Menschen – meistens ist nur eine Person dargestellt – konzentriert bleiben. Dann gibt es auch eine Dreier-Beziehung, wie in der klassisch gewordenen Römerquelle-Mineralwasser-Werbung: zwei Personen davon zueinander gerichtet, einer abseits, alles mit wenigen Linien nur angedeutet.
Diese Zeichnungen wirken „altmeisterlich und akademisch" im positiven Sinn, sind gekonnt angelegt und lassen fast einen Künstler der älteren Generation dahinter vermuten. Ziegler ist auch von klassischen Vorbildern und von den Klassikern der Moderne ausgegangen, hat diese analysiert, etwas dazu erfunden und anderes weggelassen und ist so zu seinen ganz persönlichen Arbeiten gekommen.