Die Casa degli Artisti in Tenno war das erste Ziel, das den Salzburger Kunstschaffenden angeboten werden konnte. Von 1987 bis 2001 hatten viele Künstlerinnen und Künstler die Gelegenheit, einen Arbeitsaufenthalt in Tenno, 10 km oberhalb von Riva am Gardasee, zu verbringen. Nach der Restaurierung steht das Künstlerhaus seit 2008 wieder zwei jüngeren Kunstschaffenden für einen Monat im Jahr zur Verfügung. Die Salzburger können im Mai, wenn die Gegend noch nicht so touristisch genutzt ist, hinfahren. Jede/r Künstler/in hat ein eigenes Zimmer, das Bad ist für beide gemeinsam. Zwischen 1987 und 2014 waren mehr als 70 Salzburger Künstler/innen dort.
Fotos von Lavinia Lanner, 2012
Der Bericht von Christian Schwarzwald, 2013: Die Casa degli Artisti ist ein altes Steinhaus in Canale di Tenno, das mit anderen Häusern zusammengedrungen ein mittelalterliches Bergdorf bildet. Es ist eine pittoreske Ansammlung von Häusern, die am Hang ca. 3 km oberhalb von Tenno liegt. Das Haus war im Besitz des italienischen Künstlers Giacomo Vittone und wird nun als eine Art Museum mit Gästezimmern für Künstler geführt. Es gibt fixe Öffnungszeiten in denen Besucher die Möglichkeit haben, sich beinahe das ganze Haus anzusehen, ansonsten wohnt niemand dort außer den Gast-Künstlern. Giacomo Vittone hatte das Haus zum Wohnen und Arbeiten genutzt und sein Atelier und seine Arbeiten sind auch noch ein Teil des Museums. Es gibt wechselnde Ausstellungen. Als Gast wohnt man in einem der Gästezimmer, die man wohl am besten als eine Art einfaches Pensionszimmer beschreiben kann. Es gibt Betten und Schränke. In meinem Zimmer gab es einen kleinen Tisch zum Arbeiten. Ich habe dann aber noch Böcke und eine große Arbeitsplatte als Arbeitsfläche aufgestellt. Für mich war das damit eine ausreichende und gute Situation um kleine Arbeiten zu machen. Nachfolgende Künstler sollten aber wissen, dass es keinen eigenen Atelierraum zum Arbeiten gibt und damit auch die Möglichkeiten, sich zu betätigen relativ eingeschränkt sind. Die Leute, die das Haus betreuen - Maria, Bruna und Franco Pivetti, sind aber sehr hilfsbereit und können einiges improvisieren und bereitstellen. (Dafür sind ein paar Italienischkenntnisse sehr praktisch!) Ich habe den Aufenthalt genutzt, um kleine Zeichnungen und Skizzen zu machen. Für mich war es eine perfekte Zeit nachzudenken, zu planen und größere Arbeiten vorzubereiten und am Tisch zu zeichnen. Ein Aufenthalt an einem neuen und fremden Ort gibt aber auch immer die Gelegenheiten, seine eigenen Gewohnheiten und Gewissheiten zu befragen und gerade dafür ist die Zeit in den italienischen Bergen ideal. Man sollte allerdings auch wissen, dass man sich wirklich in die Berge aufmacht. Das Haus liegt direkt am Hang und man hat einen spektakulären Ausblick auf die andere Talseite und den Gardasee, der weit unten liegt. Der Mai 2013 war recht verregnet und kalt, und das große Steinhaus ist auch eine Art Kühlschrank. Man sollte sich darauf unbedingt vorbereiten. Für uns wurde nach ein paar Tagen glücklicherweise die Heizung in den Zimmern eingeschaltet, sodass man es ganz gut aushalten konnte, aber man muss es trotzdem nochmal sagen: Es ist kalt. Am Tag meiner Abreise hat es sogar noch geschneit und die Schneegrenze war nur etwa hundert Meter oberhalb des Hauses. Wenn allerdings die Sonne scheint und man nach draußen geht, dann kehrt sich die Situation schnell in eine wirklich warme und italienische. Dann versteht man auch sofort die absolute Besonderheit des Klimas dort, die Mischung aus alpinem und mediterranem. Die Landschaft ist umwerfend schön. Wie sich die schroffe Bergwelt ins Tal und in eine ganz andere Vegetation öffnet, ist einfach atemberaubend. Ich habe es sehr genossen, wann immer das Wetter es zuließ, eine kleine Tour zu machen und ich kann auch nur jedem empfehlen, der sich nach Canale aufmacht, nach draußen zu gehen. Gerade der Mai ist wirklich besonders schön auf den alpinen Wiesen und zwischen den Olivenbäumen. Die Fülle an verschiedenen Pflanzen ist gewaltig und dass dann auch noch so ziemlich alles am Blühen ist, einfach großartig. Auch wenn man sich zuerst vielleicht ein wenig abgeschlossen am Berg fühlt, weil der Bus nur zweimal am Tag fährt und das auch nicht gerade zu passenden Zeiten, kann man sich die Gegend auch ganz gut zu Fuß erlaufen. Ich bin z.B. auch gern einfach nach Riva del Garda hinuntergegangen, um einzukaufen, oder ein Eis zu essen, und mit dem Bus dann wieder hochgefahren. Die Busse gehen zwar nicht besonders oft, dafür kommt man eigentlich recht unkompliziert nach Riva, aber auch Rovereto oder sogar Trento, was gut für mich war denn ich war mit der Bahn unterwegs. Für jemanden mit Auto ist es bestimmt noch einiges einfacher die Gegend zu erkunden. Es gibt WLAN im Haus, was einem sehr helfen kann und ein kleines Geschäft gleich unterhalb in Ville del Monte. Dort findet man so ziemlich alles für den täglichen Bedarf. Die ganze Umgebung und Kultur ist aber natürlich vom Gardasee bestimmt, seiner kulturellen und strategisch besonderen Lage. Riva del Garda und auch Canale selbst waren relativ lang unter habsburgischer Regierung, auch das spürt man noch ganz gut. Für diese Art von Informationen gibt es eine Menge Reiseführer, die alle Besonderheiten der verschiedenen Orte gut beschreiben. Man ist in Canale allerdings eher nicht an einem lebendigen Ort der zeitgenössischen Kunst. Das sollte jeder wissen, der sich dorthin aufmacht. Es ist ruhig und ein guter Ort um sich zurückzuziehen und sich auf seine Arbeit und sich selbst zu konzentrieren. Ich hatte wirklich eine sehr schöne Zeit und bin gerne bereit bei Bedarf Auskünfte und praktische Informationen zu weiterzugeben. |