Atelier in Vilnius / Litauen




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Zu den Künstlern des Austauschprogrammes ...


Im Juni steht für eine/n Künstler/in ein Atelier in der Kunstakademie in Vilnius und eine kleine Wohnung in der Nähe der Akademie zur Verfügung.

aus dem Bericht von Markus Kircher, Atelierstipendium Vilnius 15. Mai – 13. Juni 2010:

Am Flughafen Vilnius wurde ich von Kostas, unserem Verbindungsmann, abgeholt. Er ist Professor für Malerei und Grafik an der Universität für Kunst in Vilnius. Wir fuhren ca. 30 min in den alten Stadtkern.

Es war ein Glück so zentral untergebracht zu sein und schon vom ersten Tag an fühlte ich mich in Vilnius sehr wohl. Vielleicht auch, weil es eine starke Ähnlichkeit mit Salzburg hat. Infrastruktur, viel Natur, Kirchen, Altstadt, alles überschaubar. Zu Fuß ist alles im Zentrum gut und einfach erreichbar; die Einkaufsstrasse mit vielen, eher teureren Restaurants, die kleinen Seitengässchen, sehr romantisch und inspirierend mit Buchläden, Lokalen, die Altbau-Kunstuni, das CAC (Contemporary Art Center), das „Tor der Morgenröte“ (ein Wahlfahrtsort für römisch katholische Christen, Orthodoxe und Unierte), …

Leider waren zur damaligen Zeit die Ausstellungsflächen im CAC geschlossen. Aber dort befindet sich auch eine sehr schöne und reichhaltige Bibliothek zum aktuellen Kunstgeschehen. Auch ist es möglich dort gratis das Internet zu benützen, ebenso im Nationalmuseum für Kunst, das architektonisch sehr schön ist, die dort ausgestellten Kunstwerke leider eher „old Stuff“.

In der Kunstuni kann man mit Rücksprache von Kostas in der dortigen Bibliothek auch gratis Internet benutzen.

Der Fluß Neris begrenzt auf der einen Seite die Altstadt und  prä- und postsowjetische Bauten (unbedingt das Nationaltheater anschauen), auf der anderen Seite der Neris wird seit Jahren eine Hochhaus- und Neubauskyline gebaut. Dort befindet sich  auch das Nationalmuseum für Kunst.

Dahinter erstrecken sich noch sehr traditionelle, litauische Holzhäuschensiedlungen gepaart mit Plattenbautensiedlungen der schrecklichen Extraklasse. Es wird empfohlen bei Einbruch der Dunkelheit die Holzhäuschensiedlungen zu verlassen.

Gleich dort um die Ecke befindet sich ein täglich stattfindender Lebensmittel- und Bekleidungsmarkt, wo man billig einkaufen kann und eintauchen in die dortige Mentalität. Besonders ergiebig ist es Sonntags, da dort auch ein Flohmarkt ist, wo wirklich günstige, schöne und skurrile Dinge zum Kauf angeboten werden: Kalvariju market ,  Kalvarijø g. 61

Ein Buch, dass ich dort gemacht habe, versammelt alte Sowjetpostkarten, Urkunden, Schallplattencovers …, die ausschließlich von Flohmärkten sind.

Ein zweiter Flohmarkt, und dieser ist nur am Sonntag, ist

V. Mykolaièio-Putino g. 5 (auf dem Hügel).

Auch gibt es einen riesengrossen 24-Stunden-Supermarkt: Maxima,  Mindaugo g. 11, wo es köstlichen Fisch zu kaufen gibt in unglaublicher Auswahl!

Das meiste in Vilnius ist um 1/3 oder um die ½ billiger als in Österreich. Die jungen Leute sprechen meist auch Englisch.

Aurelija Maknyte ist eine litauische Künstlerin und war schon zweimal eingeladen in Salzburg künstlerisch zu arbeiten. Sie gab mir auch viele Tipps, was, wann, wo Kunst stattfand. Wir machten auch gemeinsame Arbeiten, die in Salzburg und später in Vilnius ausgestellt sind / werden. Sehr viele Eigeninitiativen sorgen für Kunsterlebnisse, es gibt wenig interessante Galerien in Vilnius.

Ich schaute mir in 3 besetzten Häusern aktuelle Kunst von vornehmlich litauischen KünstlerInnen an und hatte die Möglichkeit einige Ateliers zu besuchen. 2011 werden sicher andere Locations aktuell sein. Auch Kostas weiß natürlich viel.

Ein zweites Buch, das ich in Vilnius machte, trägt den Titel „Jagd auf Vilnius“, ist Teil der Ausstellung „books not dead“, im Traklhaus, das ein Teil der 40jährigen Partnerschaftsfeiern „Salzburg – Vilnius“ ist. In diesem Buch sind Collagen und Zeichnungen aus meiner Atelierstipendiumszeit gesammelt. Die Arbeiten entstanden unter den vielen neuen Eindrücke von Vilnius und dem dortigen Tageszeitungsmaterial.

Ein dreitätiger Ausflug nach Klaipedia, an die Ostsee, war sehr toll. Die Hin- und Rückfahrt mit dem Zug kostete 200 Litas (ca. 60 Euro) und dauerte 5 Stunden (one way). Eine vorgelagerte Insel, die im Westen schon an Russland grenzt, bietet erstaunlich lange Sandstrände und das eisig kalte Ostseemeer. Dieser Ausflug hatte sich wirklich gelohnt.

Nach einer Woche zog ich aus der Gastwohnung der Ö.Botschaft aus und in eine Privatwohnung ein. Diese besorgte mir Kostas und war auch relativ zentral.

Neben der Freundschaft mit Aurelija, die auch ein gemeinsames Arbeiten an künstlischen Projekten inkludiert, habe ich viel Interessantes gesehen und meine künstlerische Arbeit weiter vorangetrieben.

Markus Kircher, 23. Okt. 2010

Aufenthalt im Jahr Künstlerin / Künstler lebt in
1998 Barbara Holub Wien
1999 Christian Ecker Seekirchen
1999 Christian Kofler Bruck
2000 Ursula Hansbauer Wien
2002 Petra Rainer Wien
2003 Anita Strasser Salzburg
2004 Gloria Zoitl Salzburg
2005 Barbara Musil Wien
2006 Thomas Hörl Wien
2007 Johannes Kubin Salzburg
2009 Mischa Reska Salzburg, Wien
2009 Wolfgang Seierl Salzburg, Wien
2010 Markus Kircher Wien