Im Fokus: Die EU-Jugendstrategie 2021-2027 und das Europäische Jahr der Jugend 2022

Am 14. Oktober 2021 hat die Europäische Kommission turnusgemäß ihren ersten Bericht über die Umsetzung der EU-Jugendstrategie 2019-2021 vorgelegt. Der Bericht zeigt, dass die Situation junger Menschen seit dem Anlaufen des dritten Zyklus der EU-Jugendstrategie im Jahr 2019 durch folgende Besonderheiten geprägt wird:
  • bis Ende 2019: verbesserter Zugang junger Menschen zu Bildung, Beschäftigung, Mobilität und demokratischer Teilhabe,
  • mit dem Einsetzen der COVID-19-Pandemie Anfang 2020 wurde dieser positive Trend gebrochen. Seitdem hat Europas Jugend mit Unterbrechungen der beruflichen und allgemeinen Bildung zu kämpfen, ist konfrontiert mit dem Verlust von Arbeitsplätzen und Karrierechancen, Vereinsamung und psychische Probleme unter Jugendlichen nehmen zu.
Auch die Zahl der Auslandsaufenthalte von Jugendlichen, im Rahmen von Studium, Ausbildung, Arbeit und Freiwilligentätigkeit, wurden durch COVID-19 stark reduziert: Die Jahre 2020 und 2021 waren im Hinblick auf den internationalen Jugendaustausch und grenzüberschreitende Freiwilligentätigkeiten „untypisch“, da die Pandemie die Durchführung von Jugendmobilitätsprojekten stark beeinträchtigt hat.

Jugendmobilitätsprojekte wurden durch die COVID-19-Pandemie EU-weit empfindlich gestört

Verschärfend haben die teils mangelnde Verfügbarkeit von Internetanschlüssen und von digitalen Endgeräten, insbesondere in Phasen des Abstandsunterrichts zu einem zusätzlichen Auseinanderdriften der digitalen Kluft beigetragen. Neben bildungsfernen Haushalten sind nun insbesondere auch junge Menschen, die in ländlichen Räumen beheimatet sind, davon betroffen.
Zugleich haben sich viele junge Menschen in der COVID-19-Pandemie gesellschaftlich engagiert und Freiwilligentätigkeiten aufgenommen und die ältere Generation unterstützt.

Die Umsetzung der EU-Jugendstrategie ist in den Jahren 2020 und 2021 durch die Pandemie stark beeinträchtigt worden. Einige Maßnahmen aus dem EU-Arbeitsplan für die Jugend 2019–2021 mussten verändert, verschoben oder sogar gestrichen werden. Und das obwohl die Jugendmobilitätsprogramme Erasmus+ und Europäisches Solidaritätskorps in den Verhandlungen zum neuen Mehrjährigen Finanzrahmen 2021-2027 finanziell deutlich aufgestockt werden konnten.
Das Bestreben, Erasmus+ 2021-2027 im Vergleich zu seinem Vorgängerprogramm (2014-2020) inklusiver und zugänglicher zu gestalten, erhält durch die gesellschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zusätzlich an Bedeutung.

Daher verstärkt die Kommission künftig gezielt Bestrebungen, mit denen strukturelle Hindernisse für die berufliche Entwicklung und gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen abgebaut werden. Wichtige EU-Strategien/EU-Maßnahmen sind u.a.


Demokratische Teilhabe Jugendlicher stärken

Mit seinen Schlussfolgerungen zur Stärkung der Mehrebenen-Governance vom 17. Mai 2021 setzt sich der Rat für die Teilhabe junger Menschen an politischen und anderen Entscheidungsprozessen auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene ein. Er fordert die Mitgliedstaaten zur Befähigung junger Menschen durch allgemeine und berufliche Bildung, jugendgerechte Information, Rückmeldung, nichtformales und informelles Lernen und Jugendarbeit auf.
Bereits 2019 wurden neue Leitlinien für die Steuerung des EU-Jugenddialogs festgelegt. Dafür wurde eine Methodik entwickelt, nach der die Arbeitsgruppen ihre lokalen, nationalen und europäischen Dialoge gestalten sollen.

EU-Jugendmaßnahmen heute: eine echte Querschnittsaufgabe

Während EU-Jugendmaßnahmen sich zunächst auf Mobilitätsmaßnahmen sowie Maßnahmen in den Bereichen Bildung und Beschäftigung konzentrierten, berücksichtigt die EU-Jugendstrategie 2021-2027 die Tatsache, dass auch andere Politikbereiche mit wesentlichen Auswirkungen auf das Leben und die Zukunftsperspektiven von Jugendlichen einhergehen. So erklärt sich das Aufgreifen u.a. der folgenden Themen aus der Perspektive von Jugendlichen / der Jugendarbeit:


Ausblick auf das „Europäische Jahr der Jugend“ 2022

Am 15. September 2021 kündigte EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen an, dass die Europäische Kommission vorschlagen werde, 2022 zum „Europäischen Jahr der Jugend“ zu erklären. Der Vorschlag der Kommission für ein entsprechendes ordentliches Gesetzgebungsverfahren auf EU-Ebene folgte am 13. Oktober 2021 und damit quasi zeitgleich mit dem Vorlegen des hier vorgestellten EU-Jugendberichtes.
Der Vorschlag der Kommission sieht folgende Themen für das Europäische Jahr der Jugend 2022 vor:
  • Ermunterung aller jungen Menschen in der EU, an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen und an der Konferenz zur Zukunft Europas mitzuwirken.
  • Förderung von Chancen für junge Menschen, um ihre persönliche, soziale und berufliche Entwicklung in einer grünen, digitalen und integrativen Welt zu unterstützen.
  • Verstärkte Nutzung des EU-Jugendportals für eine EU-weite Debatte mit Jugendlichen.


Die nächsten Schritte

Der Vorschlag der Kommission, 2022 zum Europäischen Jahr der Jugend zu erklären, wird derzeit im Europäischen Parlament und im Rat der Europäischen Union beraten. Angestrebt wird eine Einigung bis Jahresende 2021, damit das Europäische Jahr der Jugend pünktlich zum 1. Jänner 2022 beginnen kann.

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